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Ukraine-Krieg führt zu Zeitenwende in Norwegen: Strategische Bedeutung für Nato immer größer
Stück für Stück hat die norwegische Regierung einen als historisch geltenden Langzeitplan für Verteidigungsausgaben vorbereitet und nun beschlossen. Der Etat wird nahezu verdoppelt, die Ausgaben sollen bis 2036 drei Prozent des Bruttoinlandprodukts betragen. Die strategische Bedeutung Norwegens für die Nato wächst derweil, erst recht nach dem Beitritt Schwedens und Finnlands zum Verteidigungsbündnis.
Wegweisende Rüstungsvereinbarung in Oslo. Auf dem Bild, v.l.: Ritek-Verwaltungsratsschef Andreas Vossheim, Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram und Vertriebsbereichsleiter Rainer Fichtner von KNDS.
Passend dazu hat jetzt das deutsche Rüstungsunternehmen KNDS (ehemals Krauss-Maffei Wegmann) am Rande eines Kongresses der deutsch-norwegischen Handelskammer eine Vereinbarung mit dem norwegischen Mechanikspezialisten Ritek über die Montage von Leopard-2-Panzern geschlossen. Ein wichtiger Termin, wie die Anwesenheit von Norwegens Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram zeigt. Im Interview mit IPPEN.MEDIA spricht der Minister über die Bedrohung durch Putins Russland und eine neue Art der Kooperation mit Deutschland.
Welche Bedeutung hat die neue Rüstungsvereinbarung?
Ich denke, das ist sehr wichtig. Es geht ja nicht nur um die Beschaffung von neuem Material, sondern hier wird eine Brücke geschaffen für die operative Kooperation zwischen Norwegen und Deutschland.
Industriepark Raufoss: Wo Spezialmunition für die Ukraine und Autoteile produziert werden
Ja, die deutsch-norwegische Zusammenarbeit bei der U-Boot-Produktion zeigt das sehr deutlich. Wir bauen die U-Boote ja nicht nur gemeinsam, sondern betreiben und warten sie auch zusammen. Es ist ein nachhaltiges, lebenslanges Projekt. Ich habe bereits mit meinem deutschen Kollegen Boris Pistorius vereinbart, dass wir die Zusammenarbeit auch in anderen Bereichen voranbringen wollen.
Russland ist die größte Bedrohung für die norwegische und europäische Sicherheit. Das ist sicher. Der Angriff auf die Ukraine war absolut inakzeptabel. Wir stehen zusammen und unterstützen die Ukraine bei ihrem Kampf für die Freiheit. Russland hat gezeigt, dass es bereit ist, mit Gewalt Ziele durchzusetzen.
Bedrohung durch Putin: „Werden es noch lange mit einem aggressiven Russland zu tun haben“
Norwegen hat eine Landgrenze mit Russland. Befürchten Sie direkte Angriffe?
Wir rechnen nicht mit einer akuten Bedrohung im Sinne einer konventionellen Kriegssituation. Auch, weil Russland jetzt mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt ist und viele Ressourcen verbraucht hat. Aber die Russen haben gezeigt, dass sie Möglichkeiten zum Wiederaufbau ihrer Ressourcen haben. Das ist besorgniserregend. Sie haben eine Kriegsökonomie, sie produzieren viel Munition und viele Waffen. Wir müssen uns auf das vorbereiten, was kommen wird. Ich denke, wir werden es noch für eine lange Zeit mit einem unberechenbaren und aggressiven Russland zu tun haben. Im Parlament unterstützen alle Parteien unseren neuen langfristigen Verteidigungsplan. Das ist zeigt deutlich, wie ernst wir die Sicherheitslage in Norwegen beurteilen.