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„Zeitenwende“-Regierungserklärung: Scholz erntet Gelächter - Heftiger Streit über Wagenknecht-Demo

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Bundeskanzler Olaf Scholz gibt ein Jahr nach Beginn der Zeitenwende eine Regierungserklärung. Alle Neuigkeiten im News-Ticker.

Update vom 2. März, 14.30 Uhr: Auch nach Olaf Scholz‘ Regierungserklärung hat der Bundestag über den Ukraine-Krieg und seine Folgen gestritten: Union, Grüne und FDP warfen der Linken in einer Debatte vor, gemeinsame Sache mit Rechtsaußen zu machen - und sich nicht ausreichend vom Aggressor Russland abzugrenzen. Linke und AfD beklagten ihrerseits eine Verengung der Meinungsfreiheit, die immer weniger Raum für abweichende Meinungen biete. 

Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) sagte mit Blick auf die Kundgebungen vom vergangenen Wochenende, dass „maßgebliche Vertreter“ von ganz links und ganz rechts „in geradezu bizarrer Gemeinsamkeit“ vorsätzlich Täter und Opfer verwechselten. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann warf der Linken vor, sich in öffentlichen Kundgebungen „wissentlich gemein“ zu machen mit rechten Kräften. Sie legte der Linken zur Last, mit der Forderung nach einem Ende der Waffenlieferungen an Kiew dem „Aggressor Putin“ in die Hände zu spielen.

Auch FDP-Fraktionschef Christian Dürr kritisierte, bei den Kundgebungen würden Täter und Opfer bewusst verwechselt. Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sah sich veranlasst, die Haltung seiner Fraktion klarzustellen. Russland führe einen „brutalen und unerträglichen Feldzug gegen die Ukraine“, betonte er. Bartsch beklagte zugleich eine „riesige Allianz aus Politik und Medien“, die es als alternativlos darstelle, die Ukraine mit Waffen zu versorgen.

Scholz-Regierungserklärung im Bundestag: Merz rügt Kanzler-Reise in die USA

CDU-Chef Friedrich Merz darf als Erster auf die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz reagieren.

9.55 Uhr: Friedrich Merz beendet seine Reaktion auf die Regierungserklärung. Der CDU-Chef sicherte Bundeskanzler Olaf Scholz die weitere Unterstützung der Opposition zu, man werde die Arbeit der Ampel-Koalition aber weiter kritisch begleiten und auf Fehler hinweisen.

9.48 Uhr: Nach vielen staatstragenden Worten attackiert Friedrich Merz dann doch die Regierungserklärung von Olaf Scholz. Der hatte von seiner Reise in die USA berichtet. „Wieso fahren sie dorthin?“, fragte Merz. Die Reise sei überhaupt nicht notwendig und auch nicht geplant gewesen. Auch den Verteidigungshaushalt der Bundesregierung kritisierte Merz. „Wir haben uns dem Zwei-Prozent-Ziel nicht genähert, wir entfernen uns davon“, so Merz.

9.41 Uhr: Wie der Ukraine-Krieg beendet werden kann, da wird Friedrich Merz deutlich: „Wenn Russland heute die Waffen niederlegt, ist der Krieg morgen beendet. Wenn die Ukraine heute die Waffen niederlegt, gibt es morgen kein ukrainisches Volk mehr.“

Friedrich Merz reagiert auf Regierungserklärung von Olaf Scholz

9.40 Uhr: Nun hat Friedrich Merz das Wort. Der CDU-Chef beginnt ähnlich wie Scholz mit traurigen Anekdoten aus dem Ukraine-Krieg. Im Anschluss kommt Merz auf die Anti-Kriegsdemonstrationen in Berlin zur Sprache. Er attackiert besonders die Linke. Es sei „zynisch“ und „niederträchtig“, wenn Sahra Wagenknecht Vergewaltigungen im Ukraine-Krieg relativiere.

9.33 Uhr: „Diese Zeitenwende hat uns allen viel abverlangt“, räumt Olaf Scholz in seiner Regierungserklärung ein. Doch es habe sich gelohnt. Die Ukraine habe die Angriffe Russlands abgewehrt und Deutschland sei gut durch den Winter gekommen. Mit einem erneuten Zitat eines ukrainischen Tagebuchs beendet Scholz seine Regierungserklärung.

CDU-Chef Friedrich Merz darf als Erster auf die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz reagieren.

Olaf Scholz verteidigt Zeitenwende und Politik der Regierung

9.30 Uhr: In seiner Regierungsklärung verteidigt Olaf Scholz die Politik seiner Ampelkoalition. Man habe sich von Russland nicht erpressen lassen, sei gut durch den Winter gekommen und habe in Sachen Ukraine-Unterstützung entschlossen gehandelt. Im Bundestag wird es bei diesen Worten des Kanzlers unruhig. Aus dem Plenum gibt es sowohl vonseiten der Linken als auch von der AfD Zwischenrufe.

9.26 Uhr: Erstmals in seiner Rede nutzt Olaf Scholz das Wort Zeitenwende. „Ein Jahr Zeitenwende bedeutet auch ein Jahr transatlantische Beziehungen“, die sich verbessert hätten. Auch Deutschland sei widerstandsfähiger geworden. Das wiederum löst in Teilen der Opposition Gelächter aus - wohl auch, weil Verteidigungsminister Boris Pistorius einen Tag zuvor die Wehrhaftigkeit der Bundeswehr infrage gestellt hatte.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Menschen in Kiews feiern die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion
Alles begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Die Öffnung der Grenzen zunächst in Ungarn leitete das Ende der Sowjetunion ein. Der riesige Vielvölkerstaat zerfiel in seine Einzelteile. Am 25. August 1991 erreichte der Prozess die Ukraine. In Kiew feierten die Menschen das Ergebnis eines Referendums, in dem sich die Bevölkerung mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent für die Unabhängigkeit von Moskau ausgesprochen hatte. Im Dezember desselben Jahres erklärte sich die Ukraine zum unabhängigen Staat. Seitdem schwelt der Konflikt mit Russland. © Anatoly Sapronenkov/afp
Budapester Memorandum
Doch Anfang der 1990er Jahre sah es nicht danach aus, als ob sich die neuen Staaten Russland und Ukraine rund 30 Jahre später auf dem Schlachtfeld wiederfinden würden. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 1994 unterzeichneten Russland, das Vereinigte Königreich und die USA in Ungarn das „Budapester Memorandum“ – eine Vereinbarung, in der sie den neu gegründeten Staaten Kasachstan, Belarus und der Ukraine Sicherheitsgarantien gaben.  © Aleksander V. Chernykh/Imago
Ukrainedemo, München
Als Gegenleistung traten die drei Staaten dem Atomwaffensperrvertrag bei und beseitigten alle Nuklearwaffen von ihrem Territorium. Es sah danach aus, als ob der Ostblock tatsächlich einen Übergang zu einer friedlichen Koexistenz vieler Staaten schaffen würde. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erinnern auch heute noch viele Menschen an das Budapester Memorandum von 1994. Ein Beispiel: Die Demonstration im Februar 2025 in München.  © Imago
Orangene Revolution in der Ukraine
Bereits 2004 wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Konflikte vonstattengehen würde. In der Ukraine lösten Vorwürfe des Wahlbetrugs gegen den Russland-treuen Präsidenten Wiktor Janukowytsch Proteste  © Mladen Antonov/afp
Ukraine proteste
Die Menschen der Ukraine erreichten vorübergehend ihr Ziel. Der Wahlsieg Janukowytschs wurde von einem Gericht für ungültig erklärt, bei der Wiederholung der Stichwahl setzte sich Wiktor Juschtschenko durch und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution blieb friedlich und die Abspaltung von Russland schien endgültig gelungen. © Joe Klamar/AFP
Wiktor Juschtschenko ,Präsident der Ukraine
Als der Moskau kritisch gegenüberstehende Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 Präsident der Ukraine wurde, hatte er bereits einen Giftanschlag mit einer Dioxinvariante überlebt, die nur in wenigen Ländern produziert wird – darunter Russland. Juschtschenko überlebte dank einer Behandlung in einem Wiener Krankenhaus.  © Mladen Antonov/afp
Tymoschenko Putin
In den folgenden Jahren nach der Amtsübernahme hatte Juschtschenko vor allem mit Konflikten innerhalb des politischen Bündnisses zu kämpfen, das zuvor die demokratische Wahl in dem Land erzwungen hatte. Seine Partei „Unsere Ukraine“ zerstritt sich mit dem von Julija Tymoschenko geführten Parteienblock. Als Ministerpräsidentin der Ukraine hatte sie auch viel mit Wladimir Putin zu tun, so auch im April 2009 in Moskau. © Imago
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowitsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance.
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowytsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance. Er gewann die Wahl mit knappem Vorsprung vor Julija Tymoschenko. Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko erhielt gerade mal fünf Prozent der abgegebenen Stimmen.  © Yaroslav Debely/afp
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014
Präsident Wiktor Janukowytsch wollte die Ukraine wieder näher an Russland führen – auch aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, den Russlands Präsident Wladimir Putin auf das Nachbarland ausüben ließ. Um die Ukraine wieder in den Einflussbereich Moskaus zu führen, setzte Janukowytsch im November 2013 das ein Jahr zuvor verhandelte Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aus.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Maidan-Proteste Ukraine
Es folgten monatelange Massenproteste in vielen Teilen des Landes, deren Zentrum der Maidan-Platz in Kiew war. Organisiert wurden die Proteste von einem breiten Oppositionsbündnis, an dem neben Julija Tymoschenko auch die Partei des ehemaligen Boxweltmeisters und späteren Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, beteiligt waren. © Sandro Maddalena/AFP
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine
Die Forderung der Menschen war eindeutig: Rücktritt der Regierung Janukowiysch und vorgezogene Neuwahlen um das Präsidentenamt. „Heute ist die ganze Ukraine gegen die Regierung aufgestanden, und wir werden bis zum Ende stehen“, so Vitali Klitschko damals. Die Protestbewegung errichtete mitten auf dem Maidan-Platz in Kiew ihr Lager. Janukowytsch schickte die Polizei, unterstützt von der gefürchteten Berkut-Spezialeinheit. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die über mehrere Monate andauerten. © Sergey Dolzhenko/dpa
Der Platz Euromaidan in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, ist nach den Protesten verwüstet.
Die monatelangen Straßenkämpfe rund um den Maidan-Platz in Kiew forderten mehr als 100 Todesopfer. Etwa 300 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Berichte über den Einsatz von Scharfschützen machten die Runde, die sowohl auf die Protestierenden als auch auf die Polizei gefeuert haben sollen. Wer sie schickte, ist bis heute nicht geklärt. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine von 2014 bis 2019, vertrat die These, Russland habe die Scharfschützen entsendet, um die Lage im Nachbarland weiter zu destabilisieren. Spricht man heute in der Ukraine über die Opfer des Maidan-Protests, nennt man sie ehrfürchtig „die Himmlischen Hundert“. © Sergey Dolzhenko/dpa
Demonstranten posieren in der Villa von Viktor Janukowitsch, ehemaliger Präsident der Ukraine
Nach rund drei Monaten erbittert geführter Kämpfe gelang dem Widerstand das kaum für möglich Gehaltene: Die Amtsenthebung Wiktor Janukowytschs. Der verhasste Präsident hatte zu diesem Zeitpunkt die UKraine bereits verlassen und war nach Russland geflohen. Die Menschen nutzten die Gelegenheit, um in der prunkvollen Residenz des Präsidenten für Erinnerungsfotos zu posieren. Am 26. Februar 2014 einigte sich der „Maidan-Rat“ auf eigene Kandidaten für ein Regierungskabinett. Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai anberaumt. Die Ukraine habe es geschafft, eine Diktatur zu stürzen, beschrieb zu diesem Zeitpunkt aus der Haft entlassene Julija Tymoschenko die historischen Ereignisse.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Ein Mann stellt sich in Sewastopol, eine Stadt im Süden der Krim-Halbinsel, den Truppen Russlands entgegen.
Doch der mutmaßliche Frieden hielt nicht lange. Vor allem im Osten der Ukraine blieb der Jubel über die Absetzung Janukowytschs aus. Gouverneure und Regionalabgeordnete im Donbass stellten die Autorität des Nationalparlaments in Kiew infrage. Wladimir Putin nannte den Umsturz „gut vorbereitet aus dem Ausland“. Am 1. März schickte Russlands Präsident dann seine Truppen in den Nachbarstaat. Wie Putin behauptete, um die russischstämmige Bevölkerung wie die auf der Krim stationierten eigenen Truppen zu schützen. In Sewastopol, ganz im Süden der Halbinsel gelegen, stellte sich ein unbewaffneter Mann den russischen Truppen entgegen. Aufhalten konnte er sie nicht. © Viktor Drachev/afp
Bürgerkrieg in Donezk, eine Stadt im Donbas, dem Osten der Ukraine
Am 18. März 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Kurz darauf brach im Donbass der Bürgerkrieg aus. Mit Russland verbündete und von Moskau ausgerüstete Separatisten kämpften gegen die Armee und Nationalgarde Kiews. Schauplatz der Schlachten waren vor allem die Großstädte im Osten der Ukraine wie Donezk (im Bild), Mariupol und Luhansk. © Chernyshev Aleksey/apf
Prorussische Separatisten kämpfen im Donbas gegen Einheiten der Ukraine
Der Bürgerkrieg erfasste nach und nach immer mehr Gebiete im Osten der Ukraine. Keine der Parteien konnte einen nachhaltigen Sieg erringen. Prorussische Separatisten errichteten Schützengräben, zum Beispiel nahe der Stadt Slawjansk. Bis November 2015 fielen den Kämpfen laut Zahlen der Vereinten Nationen 9100 Menschen zum Opfer, mehr als 20.000 wurden verletzt. Von 2016 an kamen internationalen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 600 weitere Todesopfer dazu. © Michael Bunel/Imago
Trümmer von Flug 17 Malaysian Airlines nach dem Abschuss nahe Donezk im Osten der Ukraine
Aufmerksam auf den Bürgerkrieg im Osten der Ukraine wurde die internationale Staatengemeinschaft vor allem am 17. Juli 2014, als ein ziviles Passagierflugzeug über einem Dorf nahe Donezk abstürzte. Alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Abgefeuert hatte die Rakete laut internationalen Untersuchungen die 53. Flugabwehrbrigade der Russischen Föderation. In den Tagen zuvor waren bereits zwei Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe in der Region abgeschossen worden. © ITAR-TASS/Imago
Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk
Die Ukraine wollte den Osten des eigenen Landes ebenso wenig aufgeben wie Russland seine Ansprüche darauf. Im September 2014 kamen deshalb auf internationalen Druck Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk zusammen. In der belarussischen Hauptstadt unterzeichneten sie das „Minsker Abkommen“, das einen sofortigen Waffenstillstand und eine schrittweise Demilitarisierung des Donbass vorsah. Die OSZE sollte die Umsetzung überwachen, zudem sollten humanitäre Korridore errichtet werden. Der Waffenstillstand hielt jedoch nicht lange und schon im Januar 2015 wurden aus zahlreichen Gebieten wieder Kämpfe gemeldet. © Mykola Lazarenko/afp
Wolodymyr Selenskyj feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019
Während die Ukraine im Osten zu zerfallen drohte, ereignete sich in Kiew ein historischer Machtwechsel. Wolodymyr Selenskyj gewann 2019 die Präsidentschaftswahl und löste Petro Poroschenko an der Spitze des Staates ab.  © Genya Savilov/afp
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj hatte sich bis dahin als Schauspieler und Komiker einen Namen gemacht. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“ spielte Selenskyj von 2015 bis 2017 bereits einen Lehrer, der zunächst Youtube-Star und schließlich Präsident der Ukraine wird. Zwei Jahre später wurde die Geschichte real. Selenskyj wurde am 20. Mai 2019 ins Amt eingeführt. Kurz darauf löste der bis dato parteilose Präsident das Parlament auf und kündigte Neuwahlen an. Seine neu gegründete Partei, die er nach seiner Fernsehserie benannte, erzielte die absolute Mehrheit.  © Sergii Kharchenko/Imago
Russische Separatisten in der Ost-Ukraine
Selenskyj wollte nach seinem Wahlsieg die zahlreichen innenpolitischen Probleme der Ukraine angehen: vor allem die Bekämpfung der Korruption und die Entmachtung der Oligarchen. Doch den neuen, russland-kritischen Präsidenten der Ukraine holten die außenpolitischen Konflikte mit dem Nachbarn ein. © Alexander Ryumin/Imago
Ukraine Militär
Im Herbst 2021 begann Russland, seine Truppen in den von Separatisten kontrollierte Regionen in der Ost-Ukraine zu verstärken. Auch an der Grenze im Norden zog Putin immer mehr Militär zusammen. Selenskyj warnte im November 2021 vor einem Staatsstreich, den Moskau in der Ukraine plane. Auch die Nato schätzte die Lage an der Grenze als höchst kritisch ein. In der Ukraine wurden die Militärübungen forciert. © Sergei Supinsky/AFP
Putin
Noch drei Tage bis zum Krieg: Am 21. Februar 2022 unterzeichnet der russische Präsident Wladimir Putin verschiedene Dekrete zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. © Alexey Nikolsky/AFP
Explosion in Kiew nach Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland
Am 24. Februar 2022 wurde der Ukraine-Konflikt endgültig zum Krieg. Russische Truppen überfielen das Land entlang der gesamten Grenze. Putins Plan sah eine kurze „militärische Spezialoperation“, wie die Invasion in Russland genannt wurde, vor. Die ukrainischen Streitkräfte sollten mit einem Blitzkrieg in die Knie gezwungen werden. Moskau konzentrierte die Attacken auf Kiew. Innerhalb weniger Tage sollte die Hauptstadt eingenommen und die Regierung Selenskyjs gestürzt werden. Doch der Plan scheiterte und nach Wochen intensiver Kämpfe und hoher Verluste in den eigenen Reihen musste sich die russische Armee aus dem Norden des Landes zurückziehen. Putin konzentrierte die eigene Streitmacht nun auf den Osten der Ukraine. © Ukrainian President‘s Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei einer Fernsehansprache aus Kiew
Seit Februar 2022 tobt nun der Ukraine-Krieg. Gesicht des Widerstands gegen Russland wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich zu Beginn des Konflikts weigerte, das Angebot der USA anzunehmen und das Land zu verlassen. „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, sagte Selenskyj. Die sollte er bekommen. Zahlreiche westliche Staaten lieferten Ausrüstung, Waffen und Kriegsgerät in die Ukraine. Hunderttausende Soldaten aus beiden Ländern sollen bereits gefallen sein, ebenso mehr als 10.000 Zivilpersonen. Ein Ende des Kriegs ist nach wie vor nicht in Sicht. © Ukraine Presidency/afp

Zeitenwende live: Olaf Scholz verspricht weitere Waffen für die Ukraine

9.20 Uhr: Deutschland stehe weiter eng an der Seite der Ukraine. Man habe bereits humanitäre Hilfe in Milliardenhöhe geleistet und etliche Waffen geliefert. „Und wir bauen unsere Unterstützung noch aus“, verspricht Scholz. Kiew könne mit weiteren Panzern, Raketenwerfern und Artilleriesystemen rechnen, so der Bundeskanzler in seiner Regierungserklärung.

9.15 Uhr: Das Wort „Zeitenwende“ vermeidet Olaf Scholz bislang in seiner Regierungserklärung. Dafür bedankt er sich bei seiner Außenministerin Annalena Baerbock und stellt eine klare Forderung an Wladimir Putin: „Ziehen Sie ihre Truppen zurück und der Krieg ist sofort beendet.“

Zeitenwende live: Scholz wendet sich in Regierungserklärung an Putin

9.13 Uhr: Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wirft Scholz in seiner Regierungserklärung vor, die Ukraine vernichten zu wollen. Putin setze auf „brutale Repression gegen die eigene Bevölkerung“. „Putins Imperialismus“ dürfe sich nicht durchsetzen. Man müsse die Frage stellen, ob Putin überhaupt bereit sei, zu einer friedlichen Ordnung zurückzukehren. „Mit der Waffe an der Schläfe lässt sich nicht verhandeln“, so Scholz.

9.08 Uhr: Olaf Scholz beginnt seine Regierungserklärung. Er zitiert aus einem Tagebuch, das inmitten des Ukraine-Kriegs entstanden sei. Es sei die Zeit, „tapfer zu handeln“, zitiert Olaf Scholz die ukrainische Stimme. Scholz bedankt sich bei Friedrich Merz und der Union, die Waffenlieferungen an die Ukraine zu keinem Zeitpunkt abgelehnt habe,

Olaf Scholz gibt Regierungserklärung - Bundestagssitzung beginnt mit Schweigeminute

9.03 Uhr: Die Sitzung beginnt mit einer Schweigeminute für die verstorbene Abgeordnete Corinna Miazga der AfD.

9.00 Uhr: Es geht los: Die Sitzung des Bundestags ist eröffnet. Alle warten nun auf Olaf Scholz.

8.45 Uhr: Der Zeitplan für die heutige 88. Sitzung des Bundestags, in der auch die Regierungserklärung von Bundeskanzler Olaf Scholz geplant ist, sieht wie folgt aus:

Zeitplan für Regierungserklärung von Olaf Scholz

  • 09.00 Uhr: Olaf Scholz gibt seine Regierungserklärung zu einem Jahr Zeitenwende in Deutschland ab.
  • Im Anschluss darf CDU-Chef Friedrich Merz als Oppositionsführer auf die Rede des Bundeskanzlers antworten. Danach wird es weitere Statements aus den anderen Parteien geben. Insgesamt sind 90 Minuten für die Aussprache anberaumt.
  • 11.10 Uhr: Der Bundestag debattiert über den „migrationspolitischen Sonderweg in Europa“.
  • 12.30 Uhr: Im Bundestag soll über eine Verhandlungsinitiative zur Beendigung des Ukraine-Kriegs gesprochen werden.

Update vom 2. März, 8.04 Uhr: CDU-Politiker Thorsten Frei hat sich im Vorlauf zu Scholz‘ Regierungserklärung kritisch geäußert. Frei erklärte laut ARD Morgenmagazin mit Blick auf die Verteidigungsausgaben und den Bundeskanzler: „Er hat hohe Ansprüche formuliert, denen haben wir applaudiert“. Der CDU-Mann weiter: „Nach einem Jahr muss man sagen: Vieles davon ist nicht erreicht worden. Und das müssen wir beklagen, da kann er keinen Applaus von unserer Seite erwarten.“

Zeitenwende und Sondervermögen: Olaf Scholz erklärt sich in Regierungsbefragung

Erstmeldung vom 1. März, 23.19 Uhr: Olaf Scholz steht am Donnerstag im Bundestag Rede und Antwort. In einer Regierungserklärung spricht der Kanzler über die von ihm vor einem Jahr konstatierte „Zeitenwende“. Drei Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hatte Scholz am 27. Februar 2022 in einer Sondersitzung des Bundestags verkündet: „Wir erleben eine Zeitenwende. Das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“

Scholz kündigte damals das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro an, um die über Jahre zusammengesparte Bundeswehr wieder für die Landes- und Bündnisverteidigung fit zu machen. Die Regierungserklärung am Donnerstag, an die sich eine rund 90-minütige Debatte anschließt, trägt den Titel: „Ein Jahr Zeitenwende – Deutschlands Sicherheit und Bündnisse stärken, die Ukraine weiter unterstützen.“

Olaf Scholz ein Jahr nach der Zeitenwende - wo steht die Bundesrepublik?

Im Bundestag gab es für die Rede des Kanzlers damals viel Applaus, auch von der CDU/CSU auf der Oppositionsbank. Mittlerweile ist die Union kritischer. „Aus einem Jahr Zeitenwende ist ein Jahr der Zeitenverschwendung geworden“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der dpa. Auch der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter hielt der Ampel vor, Chancen verpasst zu haben. „Die richtigen Worte aus der Rede von Scholz wurden nicht in ein politisches Programm umgesetzt“, sagte er der Augsburger Allgemeinen. CDU-Chef Merz geht mit dem Kanzler seinerseits ebenfalls hart ins Gericht.

Die Mehrheit von AfD und Linke lehnt den Kurs des Kanzlers ohnehin ab. Wie blickt die Opposition nun auf die Ukraine-Politik der Bundesregierung? Kritische Fragen, etwa zu Waffenlieferungen oder der Bundeswehr, sind vorprogrammiert.

Olaf Scholz gibt Regierungserklärung: Debatten um Waffenlieferungen

Innerhalb der Ampel gibt es unterdessen ebenfalls Unstimmigkeiten über die richtige Russland-Ukraine-Politik. Da wäre das Pro-Waffenlieferungs-Lager um die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes-Strack-Zimmermann oder den Grünen Anton Hofreiter. Und die eher zurückhaltende Fraktion, die bei Panzerdebatten auch an eine mögliche Reaktion Russlands denkt und auf europäischen beziehungsweise westlichen Gleichschritt bedacht ist.

Die Kriegsdebatten in den vergangenen 365 Tage waren daher auch von unterschiedlichen Aussagen innerhalb der Regierung geprägt. Scholz soll dahingehend vor allem mit Außenministerin Annalena Baerbock aneinander geraten sein. Wie manövriert sich der Kanzler durch die anhaltende Krise? Kann Olaf Scholz Deutschland sicher durch diesen Krieg steuern? Nun muss der Kanzler seine Politik erst einmal erklären. Die Regierungsbefragung beginnt um 9 Uhr, wir halten Sie in diesem News-Ticker auf dem Laufenden. (as)

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa