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Kursk ist „eine Schande“: Ex-Beamter kritisiert Putin im Staats-TV
VonPaul Luka Schneider
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Die Ukraine hält ihren Kursk-Vorstoß aufrecht. Der Ukraine-Krieg geht weiter. Dies treibt einen Ex-Putin-Unterstützer im Staats-TV zur Verzweiflung.
Moskau – Der Kursk-Vorstoß erhitzt im Ukraine-Krieg weiter die Gemüter. In Russland zumindest. Während der Aggressor im Osten der Ukraine am Donbass Sturm läuft, sieht die Lage für die Ukraine in der russischen Grenzregion Kursk nahezu blendend aus.
Das ukrainische Militär erklärte jüngst rund 100 Siedlungen und eine Fläche von fast 1.300 Quadratkilometern zu kontrollieren. 600 russische Soldatinnen und Soldaten soll sie überdies gefangen genommen haben. All diese Verluste verleiteten Russland dazu, rund 30.000 Soldatinnen und Soldaten in die neue, innerländische Frontregion zu verlegen.
Ex-Putin-Freund zeigt sich nach Kursk-Vorstoß geschockt
Der Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg hat in Russland Kritik gegen Machthaber Wladimir Putin aufkeimen lassen. Die wird nun selbst im propagandistischen Staats-TV geäußert. (Foto-Montage)
Doch, dass es der Ukraine es nun drei Wochen gelungen ist, nach der Überraschungsoffensive die russische Grenzregion in Atem zu halten, missfällt vielen in Russland. Bewohnerinnen und Bewohner attestierten zu Beginn des Kursk-Vorstoßes chaotische Zustände in der Region. Die groß angekündigte Reaktion von Russlands Machthaber Wladimir Putin geriet in der Folge auch lange ins Stocken. Fehlende Truppen, beispielsweise in Schützengräben, ein möglicherweise verspäteter Truppen-Abzug aus der Ukraine und ein fehlendes Zuständigkeitsbewusstsein in Behörden- und Regierungskreisen komplettierten das Kursk-Desaster für die russische Führung.
Der Kreml entschied sich kurzerhand dazu, eine Informations-Kampagne zu starten, die die Bürgerinnen und Bürger besänftigen sollte und den Fokus des Militärs auf die Offensive in der Ostukraine legte. Das russische Staats-TV ist dafür das anvisierte Sprachrohr Nummer eins. Doch nun tanzte ein Talkshow-Gast dem Kreml offenkundig auf der Nase herum und machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Am gestrigen Dienstag (27. August) war der ehemalige stellvertretende Außenminister Russlands, Andrei Fedorov, in einer Politshow zu Gast. Ausschnitte der TV-Debatte sind auf YouTube zu sehen. Er appellierte, man dürfe nicht vergessen, dass die Ukraine nun mittlerweile schon seit drei Wochen in Kursk ist. Daraufhin wurde er von einem der Moderatoren gefragt, ob er die Tage zähle. Fedorov sagte: „Ja, weil es eine Schande ist.“ Und er ergänzte: „Lassen Sie mich Sie auch daran erinnern, dass in 84 Tagen 1.000 Tage Krieg sein werden, das ist auch eine Schande.“ Russland hatte am 24. Februar 2022 seinen Überfall auf das Nachbarland gestartet.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Ex-Vize-Außenminister Russlands über Ukraine-Krieg: Sein Vater würde sich für russische Armee schämen
Der Moderator des russischen Staats-TV konnte offenkundig nicht glauben, was er da hörte. Er fragte Fedorov: „Ist das Ihre persönliche Meinung? Oder haben Genossen aus Kiew Sie gebeten, das zu sagen?“ „Das ist meine persönliche Sichtweise. Ich erinnere mich an die Art und Weise, wie der große, vaterländische Krieg geführt wurde“, sagte Fedorov mit Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg. Der Moderator versuchte, ihn zu unterbrechen: „Hören Sie auf, ein solches Narrativ zu erzählen.“
Fedorov fuhr unbeirrt fort und polterte: „Mein Vater hat dort gekämpft. Heute würde er sich schämen für das, was hier vor sich geht und für die Art und Weise, wie unsere Armee arbeitet.“
„Leider hegen wir einmal mehr Illusionen gegenüber der Ukraine, dass dort alles auseinanderfällt und so weiter.“ Doch das sei eine Wunschvorstellung. Fedorov warnte Russland vielmehr davor, dass bald ukrainische Drohnen-Schläge gegen russische Gebiete bis ins Ural-Gebiet geschehen könnten. Ein TV-Moderator bezichtigte Fedorov daraufhin als „Saboteur“. Als der Ex-Regierungsbeamte den Ukraine-Krieg dann noch mit dem Zweiten Weltkrieg vergleichen wollte, wehrten sich die beiden TV-Hosts vehement dagegen und kanzelten Fedorov ab.
Selenskyj: Kursk-Vorstoß als Teil eines Masterplans für Ende des Ukraine-Krieges
Die Kämpfe in Kursk gehen im Ukraine-Krieg derweil munter weiter. Einem Bericht der ukrainische Nachrichtenagentur RBC zufolge, ist das Ansinnen von Putin, dass das ukrainische Militär bis zum 1. Oktober aus Kursk zurückgedrängt werden sein soll.
Die ukrainische Führung um Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte dagegen am gestrigen Dienstag (27. August), dass es die russischen Gebiete zwar nicht annektieren will, dass der Kursk-Vorstoß aber ein Teil eines ausgeklügelten Plans für ein Kriegsende sei. Dieser Plan werde der US-Regierung um Joe Biden und auch den Kandidaten für das Präsidentschaftsamt bei der US-Wahl 2024, die Demokratin Kamala Harris und den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump, im Herbst vorgelegt werden, hieß es.