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Taiwan am „Rande des Chaos“: Wie nah ist ein Krieg zwischen den USA und China?

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Die Zündschnur im Pulverfass Taiwan wird kürzer. Spannungen zwischen USA und China steigen. Ein falscher Schritt könnte das fragile Gleichgewicht stören.

  • Um Taiwan normalisiert sich die Militärpräsenz von China, aber auch der USA.
  • Der Konflikt steht am „Rande des Chaos“ und könnte jederzeit eskalieren.
  • Während China die Spaltung in Taiwan für eigene Zwecke nutzt, zögern die USA, Taiwan als souveränen Staat anzuerkennen.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 12. Mai 2024 das Magazin Foreign Policy.

Simi Valley – Am Morgen des 5. April 2023 traf Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen mit dem damaligen Sprecher des US-Repräsentantenhauses Kevin McCarthy in Simi Valley, Kalifornien, zusammen. Vor diesem Treffen hatte Peking eindringlich gewarnt. Es war also ein Treffen, das beide Seiten für notwendig hielten.

China musste gezeigt werden, dass es nicht diktieren kann, mit wem sich Taiwan oder die Vereinigten Staaten treffen. In diesem Punkt waren sich sowohl Taipeh als auch Washington einig. China löste sein Versprechen einer energischen Antwort ein, indem es militärische Übungen durchführte und Kriegsschiffe und Flugzeuge um Taiwan herumschickte.

Die Mittellinie und die Identifikationszone der taiwanesischen Luftverteidigung wurden durchbrochen. Ein Flugzeugträger, die Shandong, drang in die Gewässer unmittelbar südlich von Japan ein. Peking musste deutlich machen, dass Verstöße gegen das Ein-China-Prinzip nicht stillschweigend hingenommen werden würden. Und in dem Bemühen, dies deutlich zu machen, hat es das Kriegsrisiko erhöht.

Die Sorge vor einer Eskalation im Taiwan-Konflikt steigt.

Bedrohliche Entwicklung: Militärübungen von USA und China über Taiwan normalisiert

Kommentatoren taten die Reaktion Pekings auf das Treffen zwischen Tsai und McCarthy als weniger heftig ab als die Reaktion auf den Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im Jahr 2022 in Taiwan. Doch die Zurückweisung selbst machte den Ernst des Problems deutlich.

Ein gewisses Maß an militärischen Aktivitäten hatte sich normalisiert. Es schien, als ob die Welt die Anwesenheit von Raketen und Flugzeugträgern, die Machtdemonstrationen, die eine entsprechende Antwort verlangten, inzwischen als selbstverständlich ansah. In der Woche nach dem Treffen in Kalifornien starteten die Vereinigten Staaten und die Philippinen ihre bisher größte gemeinsame Militärübung.

Damit wollten sie China zeigen, dass es auch andere Militärs gibt, die in der Region operieren können. Die neue Normalität bedeutet mehr Schiffe und Flugzeuge, die in unmittelbarer Nähe zueinander operieren, gegenseitige Beschuldigungen und gegenseitiges Misstrauen.

Peking und Washington sind gegenüber dem Risiko, das diese Umstände darstellen, desensibilisiert. Aber durch die Militarisierung der Außenpolitik und das Unvermögen, die volle Bedeutung dieser Militarisierung zu begreifen, sind die beiden nur einen Unfall und eine Fehlentscheidung von einem katastrophalen Krieg entfernt.

USA und China im Konflikt um Taiwan: „Rand des Chaos“ aus dem Kalten Krieg nun permanent

Mathematiker sprechen vom „Rand des Chaos“: der letzte Punkt, der die Ordnung vom Untergang trennt. Ein System, das an diesem Rand operiert, hat keinen Platz für Fehler. An diesen Punkt hat das geballte Gewicht der Vergangenheit die Vereinigten Staaten, China und Taiwan gebracht. Sie haben sich in der Vergangenheit bereits mehrmals an den Rand eines Krieges begeben, der in einen Atomkrieg münden könnte: 1954-55, 1958 und 1996. Jetzt scheinen sie permanent an diesem Rand zu leben.

China und Taiwan: Darum geht es in dem Konflikt

Taiwans F-16-Kampfjet (links) überwacht einen der beiden chinesischen H-6-Bomber, die den Bashi-Kanal südlich von Taiwan und die Miyako-Straße in der Nähe der japanischen Insel Okinawa überflogen.
Seit Jahrzehnten schon schwelt der Taiwan-Konflikt. Noch bleibt es bei Provokationen der Volksrepublik China; eines Tages aber könnte Peking Ernst machen und in Taiwan einmarschieren. Denn die chinesische Regierung hält die demokratisch regierte Insel für eine „abtrünnige Provinz“ und droht mit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“. Die Hintergründe des Konflikts reichen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. © Taiwan Ministry of Defence/AFP
Chinas letzter Kaiser Puyi
Im Jahr 1911 zerbricht das viele Jahrtausende alte chinesische Kaiserreich. Der letzte Kaiser Puyi (Bild) wird abgesetzt, die Xinhai-Revolution verändert China für immer. Doch der Weg in die Moderne ist steinig. Die Jahre nach der Republikgründung waren von Wirren und internen Konflikten geprägt.  © Imago
Porträt von Sun Yatsen auf dem Tiananmen-Platz in Peking
Im Jahr 1912 gründet Sun Yat-sen (Bild) die Republik China. Es folgen Jahre des Konflikts. 1921 gründeten Aktivisten in Shanghai die Kommunistische Partei, die zum erbitterten Gegner der Nationalisten (Guomindang) Suns wird. Unter seinem Nachfolger Chiang Kai-shek kommt es zum Bürgerkrieg mit den Kommunisten. Erst der Einmarsch Japans in China ab 1937 setzt den Kämpfen ein vorübergehendes Ende. © Imago
Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans flammt der Bürgerkrieg wieder auf. Aus diesem gehen 1949 die Kommunisten als Sieger hervor. Mao Zedong ruft am 1. Oktober in Peking die Volksrepublik China aus (Bild).  © Imago Images
Chiang Kai-shek
Verlierer des Bürgerkriegs sind die Nationalisten um General Chiang Kai-shek (Bild). Sie fliehen 1949 auf die Insel Taiwan. Diese war von 1895 bis 1945 japanische Kolonie und nach der Niederlage der Japaner an China zurückgegeben worden. Auf Taiwan lebt seitdem die 1912 gegründete Republik China weiter. Viele Jahre lang träumt Chiang davon, das kommunistisch regierte Festland zurückzuerobern – während er zu Hause in Taiwan mit eiserner Hand als Diktator regiert. © Imago
Richard Nixon und Zhou Enlai 1972
Nach 1949 gibt es zwei Chinas: die 1949 gegründete Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan, die 1912 gegründet wurde. Über Jahre gilt die taiwanische Regierung als legitime Vertreterin Chinas. Doch in den 70er-Jahren wenden sich immer mehr Staaten von Taiwan ab und erkennen die kommunistische Volksrepublik offiziell an. 1972 verliert Taiwan auch seinen Sitz in den Vereinten Nationen, und Peking übernimmt. Auch die USA brechen mit Taiwan und erkennen 1979 – sieben Jahre nach Richard Nixons legendärem Peking-Besuch (Bild) – die Regierung in Peking an. Gleichzeitig verpflichten sie sich, Taiwan mit Waffenlieferungen zu unterstützen. © Imago/UIG
Chiang Ching-Kuo in Taipeh
Im Jahr 1975 stirbt Taiwans Dikator Chiang Kai-shek. Neuer Präsident wird drei Jahre später dessen Sohn Chiang Ching-kuo (Bild). Dieser öffnet Taiwan zur Welt und beginnt mit demokratischen Reformen. © imago stock&people
Chip made in Taiwan
Ab den 80er-Jahren erlebt Taiwan ein Wirtschaftswunder: „Made in Taiwan“ wird weltweit zum Inbegriff für günstige Waren aus Fernost. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Land vom Produzenten billiger Produkte wie Plastikspielzeug zur Hightech-Nation. Heute hat in Taiwan einer der wichtigsten Halbleiter-Hersteller der Welt - das Unternehmen TSMC ist Weltmarktführer. © Torsten Becker/Imago
Tsai Ing-wen
Taiwan gilt heute als eines der gesellschaftlich liberalsten und demokratischsten Länder der Welt. In Demokratie-Ranglisten landet die Insel mit ihren knapp 24 Millionen Einwohnern immer wieder auf den vordersten Plätzen. Als bislang einziges Land in Asien führte Taiwan 2019 sogar die Ehe für alle ein. Regiert wurde das Land von 2016 bis 2024 von Präsidentin Tsai Ing-wen (Bild) von der Demokratischen Fortschrittspartei. Ihr folgte im Mai 2024 ihr Parteifreund Lai Ching-te. © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping
Obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China war, will Staats- und Parteichef Xi Jinping (Bild) die Insel gewaltsam eingliedern. Seit Jahrzehnten droht die kommunistische Führung mit der Anwendung von Gewalt. Die meisten Staaten der Welt – auch Deutschland und die USA – sehen Taiwan zwar als einen Teil von China an – betonen aber, dass eine „Wiedervereinigung“ nur friedlich vonstattengehen dürfe. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Die kommunistiche Diktatur Chinas ist für die meisten Taiwaner nicht attraktiv. © Dale de la Rey/AFP
Militärübung in Kaohsiung
Ob und wann China Ernst macht und in Taiwan einmarschiert, ist völlig offen. Es gibt Analysten, die mit einer Invasion bereits in den nächsten Jahren rechnen – etwa 2027, wenn sich die Gründung der Volksbefreiungsarmee zum 100. Mal jährt. Auch das Jahr 2049 – dann wird die Volksrepublik China 100 Jahre alt – wird genannt. Entscheidend dürfte sein, wie sicher sich China ist, einen Krieg auch zu gewinnen. Zahlenmäßig ist Pekings Armee der Volksrepublik den taiwanischen Streitkräften überlegen. Die Taiwaner sind dennoch gut vorbereitet. Jedes Jahr finden große Militärübungen statt; die Bevölkerung trainiert den Ernstfall, und die USA liefern Hightech-Waffen.  © Sam Yeh/AFP
Xi Jinping auf einem chinesischen Kriegsschiff
Analysten halten es für ebenso möglich, dass China zunächst nicht zu einer Invasion Taiwans blasen wird, sondern mit gezielten Nadelstichen versuchen könnte, den Kampfgeist der Taiwaner zu schwächen. So könnte Xi Jinping (Bild) eine Seeblockade anordnen, um die Insel Taiwan vom Rest der Welt abzuschneiden. Auch ein massiver Cyberangriff wird für möglich gehalten.  © Li Gang/Xinhua/Imago
Protest in Taiwan
Auch wenn die Volksrepublik weiterhin auf eine friedliche „Wiedervereinigung“ mit Taiwan setzt: Danach sieht es derzeit nicht aus. Denn die meisten Taiwaner fühlen sich längst nicht mehr als Chinesen, sondern eben als Taiwaner. Für sie ist es eine Horrorvorstellung, Teil der kommunistischen Volksrepublik zu werden und ihre demokratischen Traditionen und Freiheiten opfern zu müssen. Vor allem das chinesische Vorgehen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong hat ihnen gezeigt, was passiert, wenn die Kommunistische Partei den Menschen ihre Freiheiten nimmt. © Ritchie B. Tongo/EPA/dpa

In den letzten Jahren hat Chinas Politik Taiwan völlig entfremdet. Durch Schikanen, Drohungen und Gewaltanwendung im In- und Ausland hat China die Wiedervereinigung für einen Großteil der taiwanesischen Wählerschaft unannehmbar gemacht. Und bei dem Versuch, Taiwan diplomatisch zu isolieren, hat China nur gemischten Erfolg gehabt.

Es ist ihr gelungen, viele von Taiwans ehemaligen Verbündeten zu kaufen, aber ihr Verhalten in der COVID-19-Frage und ihre Unterstützung für Russland trotz der Invasion in der Ukraine haben sie auch Freunde gekostet – und diese ehemaligen Freunde haben sich der Insel jenseits der Meerenge zugewandt.

Internationaler Besuch in Taiwan – China verurteilt, aber ist selbst Schuld

Spätestens seit 2021 hat Taiwan eine scheinbar endlose Parade von Besuchern, von der deutschen Bildungsministerin bis hin zu Liz Truss, der ehemaligen Premierministerin Großbritanniens. Im November 2021 schickte das Europäische Parlament seine erste offizielle Delegation auf die Insel; der Leiter der Delegation, Raphaël Glucksmann, sagte zu Tsai: „Auch wir in Europa sind mit der Einmischung autoritärer Regime konfrontiert, und wir sind hierhergekommen, um von Ihnen zu lernen.“

Im Oktober 2022 empfing Tsai Abgeordnete aus Litauen und der Ukraine, die trotz des Zorns Pekings vor kurzem eine Repräsentanz in Taiwan eröffnet hatten, während letztere eine Geste der Solidarität mit einem Land zeigte, das im Gegensatz zu China Moskau scharf kritisiert hatte. Eine japanische Parlamentsdelegation, die im Dezember 2022 eintraf, lobte Tsais Verteidigungspläne und betonte Japans Entschlossenheit, den Status quo in der Region nicht „mit Gewalt oder einseitig zu verändern“. China hat vor vielen dieser Besuche gewarnt oder sie verurteilt.

Peking hat sich die gestärkte diplomatische Position Taiwans nur selbst zuzuschreiben. Sein kriegerischer Nationalismus und sein Widerwille, mit Moskau zu brechen, haben es die Unterstützung Europas gekostet. Sollten die Besuche ausländischer Politiker zu einer Verurteilung Chinas bei den Vereinten Nationen führen, könnte Peking ein Veto gegen eine Resolution des Sicherheitsrates einlegen. In diesem Fall würde sich China wie Russland als Pariastaat fühlen – und im Gegensatz zu Russland ist es China wichtig, wie es von der Welt gesehen wird.

Taiwan-Politik hinterlässt auch in China Spuren – USA nutzt Insel für Abschreckung

Chinas eigener zersetzender Nationalismus hat sich auch in die Politik des Landes hineingefressen. Das Land hat sich zwar nicht in einem politischen Aderlass zerfleischt, aber es hat mit Sicherheit die Art von Hurrapatriotismus losgelassen, die so etwas zulassen würde. Wie es sich in einer Krise verhalten wird, ist ungewiss. Peking selbst weiß es nicht.

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Die Vereinigten Staaten scheinen unterdessen darauf bedacht zu sein, ein Verteidigungsabkommen mit Taipeh wiederzubeleben, das sie einst mehr als ein Jahrzehnt lang zu brechen versuchten. Taiwan ist zu einem Mittel geworden, um China zu zeigen, wie hart die Vereinigten Staaten vorgehen können. Washington ist sich nicht im Klaren darüber, wie die harte Gangart Pekings Verhalten ändern wird, aber „Abschreckung“ ist das Konzept, das am häufigsten genannt wird.

Ein Zeichen der Stärke, so die Überlegung, wird China von einer Aggression abhalten. Was aber, wenn die Abschreckung versagt? Was ist, wenn die Machtdemonstration China in eine Ecke drängt, aus der es keine andere Wahl hat, als zurückzuschlagen? Auf diese Frage hat Washington nur wenige Antworten, die über die Vorbereitung auf einen Krieg hinausgehen.

Ausblick auf Krieg mit China? Taiwan das „Stachelschwein“

Einige US-amerikanische Experten haben sich lyrisch darüber geäußert, wie sie einen Krieg mit China führen würden. Taiwan, so meinten sie, würde zu einem „Stachelschwein“ mit gehärteter Verteidigung werden. Ein ehemaliger Verteidigungsbeamter schlug vor, im Falle eines Konflikts mit China „taktische Atomwaffen mit geringer Reichweite“ einzusetzen. (Die Möglichkeit, dass der russische Präsident Wladimir Putin solche Waffen einsetzen könnte, löste weltweit Entsetzen aus, doch in manchen Kreisen wurde der Gedanke, sie in einem Krieg mit China einzusetzen, zur Normalität.)

Es gab keine Garantie dafür, dass die Waffen, sobald das nukleare Tabu gebrochen war, auch weiterhin „geringe Sprengkraft“ haben würden. Aber die Frage, was passieren würde, wenn die beiden Mächte zu Waffen mit höherer Sprengkraft übergingen und die Welt in einen nuklearen Holocaust stürzten, blieb ungelöst.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Es ist, als würden die Vereinigten Staaten von all den Gespenstern ihrer langen Vergangenheit mit China und Taiwan heimgesucht, die sie dazu zwingen, Fragen erneut zu stellen, die sie einst für gelöst hielten. Der US-amerikanische Militärführer Douglas MacArthur wollte 1950 einen Krieg gegen China führen. Präsident Dwight D. Eisenhower erwog 1955 und 1958 den Einsatz von Atomwaffen gegen China.

Zweideutigkeit in Politik zu China und Taiwan: US-Wahl zeigt Härtedemonstration

Heute hält Washington an dem Grundsatz „Ein China“ fest, möchte aber, dass Taiwan „Selbstbestimmung“ genießt. Es beteuert, dass es die Formulierung, dass Taiwan ein Teil Chinas ist, nicht bestreitet, aber es wird Taiwan helfen, sich gegen chinesischen Zwang zu wehren. Sie möchte Taiwans Präsenz in internationalen Organisationen fördern, ist aber weiterhin nicht bereit, Taiwan selbst anzuerkennen. Die Vereinigten Staaten sind von einer reinen Zweideutigkeit zu einer Zweideutigkeit mit einer Tendenz zugunsten Taiwans übergegangen – und das, weil sie China als Feind betrachten.

Wie China sind auch die Vereinigten Staaten in Hurrapatriotismus und Verwirrung versunken. Wie China haben sie keine Ahnung, was sie tun würden, wenn die Dinge schief gehen. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2024 hat jeder Kandidat, ob Demokrat oder Republikaner, gezeigt, wie hart er gegen China vorgehen könnte. Die Republikaner, die sich um die Nominierung bewerben, haben schon früh damit angefangen; der frühere Präsident Donald Trump hat den französischen Präsidenten Emmanuel Macron dafür angeprangert, dass er „Xi in den Arsch kriecht“, womit er sich auf den chinesischen Staatschef Xi Jinping bezieht.

Joe Biden: Leben und Karriere des 46. US-Präsidenten in Bildern

Joe Biden gehört seit vielen Jahren zum Establishment der Demokratischen Partei und blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Bei der US-Wahl 2020 ist es ihm im dritten Anlauf endlich gelungen, sein großes Ziel zu erreichen: Biden ist zum 46. Präsidenten der USA gewählt worden. Es war die Krönung eines jahrzehntelangen Politikerlebens, in dem er auch schwere Schicksalsschläge zu verkraften hatte.
Joe Biden gehört seit vielen Jahren zum Establishment der Demokratischen Partei und blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Bei der US-Wahl 2020 ist es ihm im dritten Anlauf endlich gelungen, sein großes Ziel zu erreichen: Biden ist zum 46. Präsidenten der USA gewählt worden. Es war die Krönung eines jahrzehntelangen Politikerlebens, in dem er auch schwere Schicksalsschläge zu verkraften hatte.  © Angela Weiss/afp
Joseph „Joe“ Robinette Biden, Jr. wurde am 20. November 1942 in Scranton (Pennsylvania) geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften begann der Jurist Ende der 60er-Jahre, sich politisch zu engagieren. Zunächst ließ er sich im US-Bundesstaat Delaware als Unabhängiger registrieren – weil er weder den republikanischen Präsidenten Richard Nixon noch den demokratischen Gouverneur Charles Terry ausstehen konnte. Um die Lage nach der Ermordung von Martin Luther King im April 1968 zu beruhigen, hatte Terry die Nationalgrade zu Hilfe gerufen. Für Biden wurde die Bürgerrechtsbewegung zum Auslöser seiner Politisierung.
Joseph „Joe“ Robinette Biden, Jr. wurde am 20. November 1942 in Scranton (Pennsylvania) geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften begann der Jurist Ende der 60er-Jahre, sich politisch zu engagieren. Zunächst ließ er sich im US-Bundesstaat Delaware als Unabhängiger registrieren – weil er weder den republikanischen Präsidenten Richard Nixon noch den demokratischen Gouverneur Charles Terry ausstehen konnte. Um die Lage nach der Ermordung von Martin Luther King im April 1968 zu beruhigen, hatte Terry die Nationalgrade zu Hilfe gerufen. Für Biden wurde die Bürgerrechtsbewegung zum Auslöser seiner Politisierung. © afp
Im Jahr 1972 trat Biden im Alter von nur 29 Jahren bei der Wahl zum US-Senat an. Er besiegte den langjährigen republikanischen Vertreter Cale Boggs und zog als einer der jüngsten Senatoren in den Kongress ein. Der Triumph wurde allerdings von einem schweren Autounfall am 18. Dezember 1972 überschattet, bei dem seine erste Ehefrau Neilia und Tochter Naomi ums Leben kamen. Die Söhne Beau und Hunter überlebten verletzt. Seinen Eid legte Biden im Januar 1973 am Krankenbett von Beau ab, dessen Bein immer noch im Streckverband war. 1977 heiratete Biden die Lehrerin Jill Tracy Jacobs. Aus dieser Ehe stammt Tochter Ashley.
Im Jahr 1972 trat Biden im Alter von nur 29 Jahren bei der Wahl zum US-Senat an. Er besiegte den langjährigen republikanischen Vertreter Cale Boggs und zog als einer der jüngsten Senatoren in den Kongress ein. Der Triumph wurde allerdings von einem schweren Autounfall am 18. Dezember 1972 überschattet, bei dem seine erste Ehefrau Neilia und Tochter Naomi ums Leben kamen. Die Söhne Beau (links) und Hunter überlebten verletzt. Seinen Eid legte Biden im Januar 1973 am Krankenbett von Beau ab, dessen Bein immer noch im Streckverband war. 1977 heiratete Biden die Lehrerin Jill Tracy Jacobs (rechts). Aus dieser Ehe stammt Tochter Ashley. © afp
Von 1973 bis 2009 saß Biden 36 Jahre lang als Vertreter des Bundesstaates Delaware im Senat. Er wohnte allerdings weiterhin in Wilmington (Delaware) und pendelte jeden Tag per Bahn nach Washington, D.C. 1994 war er maßgeblich an einem heute kontrovers diskutierten Gesetz zur Reform des Strafrechts und der Inneren Sicherheit beteiligt. Mitte der 90er sprach er sich für die Nato-Intervention in Bosnien-Herzegowina und die Bombardierung Serbiens im Kosovo-Krieg 1999 aus. Im Jahr 2002 stimmte er für die Irak-Resolution.
Von 1973 bis 2009 saß Biden 36 Jahre lang als Vertreter des Bundesstaates Delaware im Senat. Er wohnte allerdings weiterhin in Wilmington (Delaware) und pendelte jeden Tag per Bahn nach Washington, D.C. 1994 war er maßgeblich an einem heute kontrovers diskutierten Gesetz zur Reform des Strafrechts und der inneren Sicherheit beteiligt. Mitte der 90er sprach er sich für die Nato-Intervention in Bosnien-Herzegowina und die Bombardierung Serbiens im Kosovo-Krieg 1999 aus. Im Jahr 2002 stimmte er für die Irak-Resolution.  © Jerome Delay/afp
Im Juni 1987 erklärte Biden seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 1988. Nur sechs Wochen später war er aber wieder raus aus dem Rennen, noch ehe es richtig begonnen hatte. Der Grund war eine peinliche Plagiatsaffäre. Biden hatte eine Rede des britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock teilweise kopiert. Die darin enthaltenen Details passten allerdings nur zu Kinnocks Leben, nicht zu Bidens. „Ich habe einige dumme Dinge getan und ich werde wieder dumme Dinge tun“, verteidigte er sich noch, bevor er kurz danach seine Kandidatur zurückzog.
Im Juni 1987 erklärte Biden seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 1988. Nur sechs Wochen später war er aber wieder raus aus dem Rennen, noch ehe es richtig begonnen hatte. Der Grund war eine peinliche Plagiatsaffäre. Biden hatte eine Rede des britischen Labour-Vorsitzenden Neil Kinnock teilweise kopiert. Die darin enthaltenen Details passten allerdings nur zu Kinnocks Leben, nicht zu Bidens. „Ich habe einige dumme Dinge getan und ich werde wieder dumme Dinge tun“, verteidigte er sich noch, bevor er kurz danach seine Kandidatur zurückzog. © Imago
20 Jahre später versuchte es Biden ein zweites Mal. Doch erneut ging seine Kandidatur fürs Präsidentenamt schief. Diesmal war die Konkurrenz von Barack Obama und Hillary Clinton einfach zu stark für ihn. Nachdem Biden bei der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa gerade einmal ein Prozent der Stimmen erhalten hatte, gab Biden das Rennen auf. Noch 2019 verhöhnte ihn Donald Trump aufgrund dieses Ergebnisses und bezeichnete Biden als „1% Joe“.
20 Jahre später versuchte es Biden ein zweites Mal. Doch erneut ging seine Kandidatur fürs Präsidentenamt schief. Diesmal war die Konkurrenz von Barack Obama und Hillary Clinton einfach zu stark für ihn. Nachdem Biden bei der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa gerade einmal ein Prozent der Stimmen erhalten hatte, gab Biden das Rennen auf. Noch 2019 verhöhnte ihn Donald Trump aufgrund dieses Ergebnisses und bezeichnete Biden als „1% Joe“.  © Imago
Am Ende wurde die US-Wahl 2008 doch noch zu einem Erfolg für Biden. Als Vizepräsident unter Barack Obama konnte er die Politik in den nächsten Jahren maßgeblich mitbestimmen. So war Biden in der ersten Amtszeit ein lautstarker Förderer der 2010 verabschiedeten Gesundheitsreform, die unter dem Namen „Obamacare“ bekannt wurde. Im Mai 2012 sorgte Biden für Schlagzeilen, als er sich dafür aussprach, in den gesamten USA gleichgeschlechtliche Ehen zu ermöglichen. 2015 wurde sie durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs landesweit legalisiert.
Am Ende wurde die US-Wahl 2008 doch noch zu einem Erfolg für Biden. Als Vizepräsident unter Barack Obama konnte er die Politik in den nächsten Jahren maßgeblich mitbestimmen. So war Biden in der ersten Amtszeit ein lautstarker Förderer der 2010 verabschiedeten Gesundheitsreform, die unter dem Namen „Obamacare“ bekannt wurde. Im Mai 2012 sorgte Biden für Schlagzeilen, als er sich dafür aussprach, in den gesamten USA gleichgeschlechtliche Ehen zu ermöglichen. 2015 wurde sie durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs landesweit legalisiert. © Emmanuel Dunand/afp
Bei der US-Wahl 2012 sicherten sich Obama und Biden eine zweite gemeinsame Amtszeit. Im Wahlkampf konnte Biden mit einem griffigen Slogan punkten: „Bin Laden ist tot und General Motors lebt“. Biden spielte damit auf Erfolge der Regierung in der ersten Amtszeit an. So war Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden im Mai 2011 vom US-Militär in Pakistan getötet worden. Für die Rettung des verstaatlichten Autoherstellers General Motors gab die US-Regierung insgesamt 51 Milliarden Dollar aus.
Bei der US-Wahl 2012 sicherten sich Obama und Biden eine zweite gemeinsame Amtszeit. Im Wahlkampf konnte Biden mit einem griffigen Slogan punkten: „Bin Laden ist tot und General Motors lebt“. Biden spielte damit auf Erfolge der Regierung in der ersten Amtszeit an. So war Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden im Mai 2011 vom US-Militär in Pakistan getötet worden. Für die Rettung des verstaatlichten Autoherstellers General Motors gab die US-Regierung insgesamt 51 Milliarden Dollar aus. © Pete Souza/afp
Nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School im Dezember 2012 übernahm Biden den Vorsitz einer Arbeitsgruppe für eine Änderung des Waffenrechts. Eine Verschärfung auf Bundesebene fand aber keine Mehrheit im Kongress. Kurz vor Ende der zweiten Amtsperiode verlieh Obama seinem Vize unangekündigt die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Biden sei der „beste Vizepräsident, den wir je hatten“, sagte Obama damals.
Nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School im Dezember 2012 übernahm Biden den Vorsitz einer Arbeitsgruppe für eine Änderung des Waffenrechts. Eine Verschärfung auf Bundesebene fand aber keine Mehrheit im Kongress. Kurz vor Ende der zweiten Amtsperiode verlieh Obama seinem Vize unangekündigt die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Biden sei der „beste Vizepräsident, den wir je hatten“, sagte Obama damals. © Nicholas Kamm/afp
Biden wurde seit Obamas Wiederwahl immer wieder als möglicher Nachfolger genannt. Am 21. Oktober 2015 gab Biden allerdings bekannt, 2016 nicht für die Präsidentschaft kandidieren zu wollen. Grund war der Tod seines Sohnes Beau, der im Mai 2015 an einem Gehirntumor gestorben war. Später bedauerte er, auf eine Kandidatur verzichtet zu haben. Für die Demokraten trat dafür Hillary Clinton an, die die Wahl gegen Donald Trump überraschend verlor.
Biden wurde seit Obamas Wiederwahl immer wieder als möglicher Nachfolger genannt. Am 21. Oktober 2015 gab Biden allerdings bekannt, 2016 nicht für die Präsidentschaft kandidieren zu wollen. Grund war der Tod seines Sohnes Beau, der im Mai 2015 an einem Gehirntumor gestorben war. Später bedauerte er, auf eine Kandidatur verzichtet zu haben. Für die Demokraten trat dafür Hillary Clinton an, die die Wahl gegen Donald Trump überraschend verlor. © Kevin Lamarque/afp
Über seinen Sohn Beau lernte Biden die Juristin Kamala Harris kennen, die er bei der US-Wahl 2020 dann zu seiner Vize-Kandidatin machte. Harris war 2003 zur ersten Bezirksstaatsanwältin in San Francisco gewählt worden, bevor sie im Januar 2011 als Attorney General von Kalifornien vereidigt wurde. Dieses Amt stellt eine Kombination aus Justizministerin und Generalstaatsanwältin dar. 2017 zog sie als zweite „Person of Colour“ in den US-Senat ein.
Über seinen Sohn Beau lernte Biden die Juristin Kamala Harris kennen, die er bei der US-Wahl 2020 dann zu seiner Vize-Kandidatin machte. Harris war 2003 zur ersten Bezirksstaatsanwältin in San Francisco gewählt worden, bevor sie im Januar 2011 als Attorney General von Kalifornien vereidigt wurde. Dieses Amt stellt eine Kombination aus Justizministerin und Generalstaatsanwältin dar. 2017 zog sie als zweite „Person of Colour“ in den US-Senat ein. © Mandel Ngan/afp
Im Wahlkampf spielte aber vor allem Bidens anderer Sohn eine Rolle. Hunter Biden war 2014 in den Verwaltungsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma aufgenommen worden – just zu einer Zeit, da sein Vater als Vizepräsident für die Ukraine zuständig war. Bidens Widersacher Donald Trump sprach von Korruption und setzte die ukrainische Regierung unter Druck, entsprechende Untersuchungen einzuleiten.
Im Wahlkampf spielte aber vor allem Bidens anderer Sohn eine Rolle. Hunter Biden war 2014 in den Verwaltungsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma aufgenommen worden – just zu einer Zeit, da sein Vater als Vizepräsident für die Ukraine zuständig war. Bidens Widersacher Donald Trump sprach von Korruption und setzte die ukrainische Regierung unter Druck, entsprechende Untersuchungen einzuleiten. Eine private Besonderheit: Nur sechs Tage nachdem er sie kennengelernt hatte, wurde Melissa Cohen 2019 seine zweite Ehefrau. © Roberto Schmidt/afp
Trotz der Vorwürfe gewann Joe Biden die Wahl. Am 6. Januar 2021 kamen der Senat und das Repräsentantenhaus zusammen, um das Ergebnis offiziell zu zertifizieren. Als ein aufgebrachter Trump-Mob das Kapitol stürmte, hielt die Welt für mehrere Stunden den Atem an. Einen Tag später konnte der Kongress seine Arbeit dann aber wieder aufnehmen. Am 20. Januar 2021 wurde Joe Biden schließlich zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt.
Trotz der Vorwürfe gewann Joe Biden die Wahl. Am 6. Januar 2021 kamen der Senat und das Repräsentantenhaus zusammen, um das Ergebnis offiziell zu zertifizieren. Als ein aufgebrachter Trump-Mob das Kapitol stürmte, hielt die Welt für mehrere Stunden den Atem an. Einen Tag später konnte der Kongress seine Arbeit dann aber wieder aufnehmen. Am 20. Januar 2021 wurde Joe Biden schließlich zum 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. © afp
Bidens Amtszeit wird überschattet vom Ukraine-Krieg. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland am 24. Februar 2022 verhängte Biden Sanktionen gegen Russland, stockte die US-Truppen in Europa auf und unterstützt die Ukraine mit finanziellen Hilfen und Lieferung von Militärtechnik. Im März 2022 bezeichnete Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“.
Bidens Amtszeit wird überschattet vom Ukraine-Krieg. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland am 24. Februar 2022 verhängte Biden Sanktionen gegen Russland, stockte die US-Truppen in Europa auf und unterstützt die Ukraine und ihren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit finanziellen Hilfen und Lieferung von Militärtechnik. Im März 2022 bezeichnete Biden den russischen Präsidenten Wladimir Putin als „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“. © Oliver Douliery/afp
Kurz vor der US-Wahl 2024 machten sich allerdings zunehmend die Strapazen des Amtes bei Joe Biden bemerkbar. Sein TV-Duell gegen Donald Trump wurde zum Debakel. Nach wochenlangen Debatten über seine Gesundheit zog Biden am 21. Juli seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. „Es war die größte Ehre meines Lebens, als Ihr Präsident zu dienen“, erklärte Biden. Er ist der erste Präsident in der Geschichte der USA, der seine Kandidatur aufgrund von Bedenken bezüglich seiner geistigen und körperlichen Fitness aufgibt.
Kurz vor der US-Wahl 2024 machten sich allerdings zunehmend die Strapazen des Amtes bei Joe Biden bemerkbar. Sein TV-Duell gegen Donald Trump wurde zum Debakel. Nach wochenlangen Debatten über seine Gesundheit zog Biden am 21. Juli seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. „Es war die größte Ehre meines Lebens, als Ihr Präsident zu dienen“, erklärte Biden. Er ist der erste Präsident in der Geschichte der USA, der seine Kandidatur aufgrund von Bedenken bezüglich seiner geistigen und körperlichen Fitness aufgibt. © Chris Delmas/AFP

Joe Biden, der über die Macht des Amtsinhabers verfügt, hat es nicht bei Rhetorik belassen. Ob er nun ein TikTok-Verbot befürwortet, wenn die App nicht verkauft wird, oder höhere Zölle auf chinesische Waren fordert, seine Politik ist darauf ausgerichtet, China gegenüber Härte zu demonstrieren.

Debatte um Souveränität: Taiwan-Wahlen zeigen Abkehr von China – USA zurückhaltend

Taiwans eigene Präsidentschaftswahlen, die am 13. Januar stattfanden, zeigten, wie sehr sich die Wählerschaft der Insel gegen die Wiedervereinigung gewandt hatte. Lai Ching-te, der Kandidat von Tsais Demokratischer Fortschrittspartei (DPP), gelobte zunächst, den Status quo nicht zu verändern, obwohl er Peking beschuldigte, dies zu tun. Taiwan, so argumentierte er, sei bereits souverän.

Es bestehe keine Notwendigkeit, das zu ändern, was funktioniert. Doch seine Vorsicht war bald verflogen. Während des Wahlkampfs definierte Lai den Erfolg Taiwans darin, dass die taiwanesische Führung das Weiße Haus besuchen könne. Damit war der Fehdehandschuh hingeworfen – taiwanesische Beamte dürfen Washington nicht besuchen. Die Regierung Biden verlangte sofort eine Erklärung. Die US-Beamten machten deutlich, dass die Beziehungen so nicht funktionierten. Wo Tsai Ing-wen umsichtig war, wollte Lai sein Glück herausfordern.

Auch die Kuomintang (KMT), die wichtigste Oppositionspartei, neigte nicht zu Peking. Ihr Kandidat Hou You-yi, der Bürgermeister von Neu-Taipeh, sagte, dass er sowohl „ein Land, zwei Systeme“ als auch einen formellen Schritt in Richtung Unabhängigkeit ablehnen würde, aber dass er sich der Herausforderung stellen würde, wenn Taiwan angegriffen würde. Taiwan, so Hou, müsse bereit sein, sich zu verteidigen. In der entscheidenden Frage, wie mit China umzugehen sei, unterschieden sich die von Lai und Hou vertretenen Strategien kaum.

Ein dritter Kandidat, Ko Wen-je von der Volkspartei Taiwans, blieb in der China-Politik bewusst vage. Seine Kampagne machte deutlich, dass er auf die Stimmen der traditionellen KMT-Anhänger angewiesen war, also derjenigen, die eine engere Beziehung zu China befürwortet hätten. Er behauptete, dass er einen Mittelweg zwischen der Beschwichtigung Chinas durch die KMT und der Provokation Chinas durch die DPP finden würde; er würde Taiwan zu einer Brücke für die chinesisch-amerikanische Kommunikation machen und nicht zu einer Front in einem chinesisch-amerikanischen Krieg. Wie er all dies erreichen wollte, blieb unklar.

Taiwan gespalten – China nutzt Chance, USA leugnen Unabhängigkeit

Lai gewann schließlich die Präsidentschaft, aber es war nicht der strahlende Triumph, den Tsai vier Jahre zuvor errungen hatte. Lai kam auf lediglich 40 Prozent der Stimmen, wobei sein Sieg dadurch erleichtert wurde, dass Hou und Ko es nicht geschafft hatten, ihre Kräfte zu bündeln. Bei seinem Amtsantritt am 20. Mai sieht sich Lai mit einer tief gespaltenen, unbeständigen Bevölkerung und einer Legislaturperiode konfrontiert, in der die DPP über keine Mehrheit verfügt.

Dies ist ein Punkt, den China sehr schnell hervorgehoben hat. Die DPP, so hieß es nach der Wahl, sei nicht repräsentativ für die „öffentliche Mehrheitsmeinung“. Was Peking nicht weiß, ist, dass die anderen Kandidaten deutlich gemacht haben, dass auch sie nicht bereit sind, eine Wiedervereinigung zuzulassen. Hou hatte darauf geachtet, Ma Ying-jeou, das letzte KMT-Mitglied im Amt des taiwanesischen Präsidenten, nicht zu seinen Kundgebungen einzuladen; Er wusste, dass seine Kandidatur zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, wenn er sich mit Ma‘s Umarmung Chinas in Verbindung gebracht hätte.

Peking hat Taiwan immer noch nicht verstanden. Unterdessen leugnen die Vereinigten Staaten weiterhin ihre Unterstützung für die taiwanesische Unabhängigkeit, während sie weitere Delegationen auf die Insel entsenden wollen. Mit der fünften Runde der Präsidentschaftswahlen in den USA wird das Risiko einer Fehlkalkulation nur noch größer.

Immer wieder Rand des Chaos im Taiwan-Konflikt: Kleine Beschlüsse von USA und China entscheidend

Am Rande des Chaos kann eine einzige Entscheidung den Unterschied zwischen Ordnung und Katastrophe ausmachen. Mehr als 80 Jahre nach der Kairoer Erklärung, in der festgelegt wurde, dass Taiwan am Ende des Zweiten Weltkriegs „an die Republik China zurückgegeben“ werden sollte, können wir feststellen, dass es unzählige Momente gab, die zu einem anderen Ergebnis hätten führen können – zum Guten oder zum Schlechten.

Hätte Präsident Franklin D. Roosevelt nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Selbstbestimmung Taiwans bestanden, hätte es den Koreakrieg nicht gegeben, hätte Peking das Prinzip „ein Land, zwei Systeme“ umgesetzt, hätte Taiwan eine Atomwaffe entwickelt, wäre Pelosis Flugzeug tatsächlich abgeschossen worden – hätte jemand in einem dieser Momente eine andere Entscheidung getroffen, wäre die Welt heute eine völlig andere.

Wenn Abschreckung, Härte und Stolz die Politik bestimmen, ist der Spielraum für Fehler praktisch gleich Null. China, Taiwan und die Vereinigten Staaten befinden sich an einem Punkt, an dem die Entscheidungen, die sie treffen, den Unterschied zwischen Frieden und nuklearem Holocaust ausmachen können. Diese Entscheidungen werden am besten vor dem Hintergrund der historischen Aufzeichnungen - und all ihrer nicht realisierten Möglichkeiten - getroffen.

Zum Autor

Sulmaan Wasif Khan ist Inhaber des Denison-Lehrstuhls für internationale Geschichte und Diplomatie an der Fletcher School der Tufts University. Er ist der Autor von Haunted by Chaos: Chinas große Strategie von Mao Zedong bis Xi Jinping.

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Dieser Artikel war zuerst am 12. Mai 2024 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire | Daniel Ceng Shou-Yi

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