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Demonstrationen in Deutschland: Pro-Palästina-Thema in Essen nur vorgeschoben – Ermittlungen laufen
VonJens Kiffmeier
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Nail Akkoyun
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Nach kontroversen Demonstrationen in Essen, Berlin und Düsseldorf hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Auch andernorts entlädt sich der Antisemitismus in Deutschland.
Update vom 5. November, 11.10 Uhr: In Essen prüft die Polizei nach der als Pro-Palästina-Demonstration angemeldeten Kundgebung am Freitagabend, ob Straftaten begangen wurden. Bei der Kundgebung waren Transparente unter anderem mit der Forderung nach der Errichtung eines islamistischen Kalifats gezeigt worden. Dazu ruft beispielsweise Hizb ut-Tahrir auf, für die seit 2003 ein Betätigungsverbot gilt. In Berlin zählte die Polizei am Samstagabend etwa 8500 Menschen bei einer Kundgebung. Die Beamten überprüften die Personalien Dutzender Teilnehmer und fertigten Dutzende Anzeigen.
Bei der Kundgebung in Essen habe sich herausgestellt, dass das Pro-Palästina-Thema der Kundgebung vorgeschoben gewesen sei, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Ziel sei gewesen, eine religiöse Veranstaltung auf den Straßen von Essen durchzuführen. Während der Kundgebung hatte die Polizei in Sprechchören, Symbolen und Fahnen keine strafbaren Verstöße festgestellt. Angemeldet worden war die Demonstration von einer Privatperson. „Wir werden das alles im Nachhinein akribisch durchleuchten“, sagte der Sprecher. Es werde gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft geprüft, ob es eine strafrechtliche Relevanz gebe.
Judenhass in Essen: Tausende marschieren in Berlin und Düsseldorf – erste Verletzte
Update vom 4. November, 21.06 Uhr: Bei der propalästinensischen Demonstration in Berlin mit Tausenden Teilnehmenden ist es zu zahlreichen Verstößen gekommen. Einige Demonstranten zündeten Pyrotechnik. Eine Journalistin soll während der Demonstration bei ihrer Arbeit behindert und körperlich angegangen worden sein.
Wie Medien berichten, soll es am Samstagabend auch zu einem Angriff auf einen Streifenwagen gekommen sein. Demnach zündeten Unbekannte Kugelbomben. Mehrere Personen wurden bei dem Vorfall in Berlin verletzt. In ganz Berlin waren nach Angaben der Polizei am Samstag rund 1400 Polizisten im Einsatz. Anders als von der Gewerkschaft der Polizei gefordert, gibt es keine Unterstützung aus anderen Bundesländern.
Pro-palästinensische Protest in Deutschland in mehreren Städten – Polizei im Großeinsatz
Update vom 4. November, 18.59 Uhr: Erst Essen, dann Berlin und Düsseldorf: Der pro-palästinensische Protest in Deutschland ist ungebrochen groß. Nach der Demonstration von Salafisten im Ruhrgebiet gingen auch am Samstag in anderen Städten viele Israel-Kritiker auf die Straßen. Tausende Menschen versammelten sich in Berlin und forderten mit Plakaten ein Stopp der Bombardierungen in Gaza. In Düsseldorf wurden zeitgleich rund 17.000 Demonstranten gezählt.
Ursprünglich waren dort von einer Privatperson lediglich 1000 Teilnehmer angemeldet worden. Die Polizei musste nach eigenen Angaben vereinzelt einschreiten. Ein Polizeisprecher sprach am späten Nachmittag von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Mehrere Plakate seien aber sichergestellt worden, auf denen der Holocaust relativiert wurde. Dagegen werde es Strafverfahren geben, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Im Interview mit fr.de von IPPEN.MEDIA warnte ein Radikalsierungsforscher vor einem Anstieg des Antisemitismus in Deutschland.
Judenhass in Deutschland: Zentralrat der Muslime verurteilt den wachsenden Antisemitismus
Update vom 4. November, 11.45 Uhr: Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat antisemitische Vorfälle bei pro-palästinensischen Demonstrationen verurteilt und zu Vorsicht bei der Teilnahme an Kundgebungen aufgerufen. Es gebe „ganz klare Verstöße, antisemitische Judenhass-Verstöße“, sagte der Zentralrats-Vorsitzende Aiman Mazyek am Samstag im Deutschlandfunk. „Sie müssen geahndet werden.“ An die Muslime appellierte er: „Passt auf, wo ihr mitlauft.“ Es gebe Gruppen, die solche Demonstrationen nutzten, um Parolen gegen Juden und Antisemitismus zu skandieren. „Das müssen wir nicht so haben“, so Mazyek.
Großdemonstration in Essen: Teilnehmende fordern Errichtung eines Kalifats
Erstmeldung: Essen – Rund 3000 Menschen haben in Essen an einer Großdemonstration zum Krieg in Israel teilgenommen, bei der zahlreiche islamistische Banner gezeigt wurden. Zu sehen waren bei dem Protestzug am Freitagabend etwa offene Forderungen nach der Errichtung eines Kalifats. Die Polizei teilte am Morgen auf Anfrage mit, ihr seien keine Straftaten bekannt geworden. Eingegangene Hinweise wie Bildmaterial würden nun auf ihre strafrechtliche Relevanz geprüft, sagte eine Sprecherin.
Angemeldet worden war die Demonstration laut Polizei von einer Privatperson. Medienberichte, wonach eine islamistische Organisation hinter der Kundgebung stand, konnte die Sprecherin zunächst nicht bestätigen.
Schilder und Fotos werden gezeigt bei der Kundgebung „Gaza unter Beschuss – gemeinsam gegen das Unrecht“. Begleitet von starken Kräften der Polizei demonstrierten die Teilnehmenden gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen.
Trotz Berichte über islamistische Banner: Demonstration in Essen „sehr emotional, aber friedlich“
Die Demonstration sei „sehr laut und sehr emotional, aber friedlich“ verlaufen, hatte ein Polizeisprecher am Freitagabend gesagt. Die Polizei hatte vorab eine Reihe von Auflagen erlassen und angekündigt, bei einem unfriedlichen Verlauf konsequent einzuschreiten. Ein starkes Polizeiaufgebot begleitete den Demonstrationszug.
Auch in Frankfurt am Main nahm die Polizei nach eigenen Angaben neun Menschen fest. Es seien unter anderem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung und Gewaltdarstellung sowie des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen eingeleitet worden. Etwa sei auf einem Plakat die Flagge des Staates Israel in einer Mülltonne abgebildet und mit dem Spruch „Haltet die Welt sauber“ versehen worden. Auf einem weiteren Schild seien SS-Runen zu sehen gewesen.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Krieg in Israel: Weitere Demonstrationen in Deutschland erwartet
Auch für den Samstag sind mehrere Pro-Palästina-Demonstrationen angekündigt worden. So bereitet sich die Polizei in Düsseldorf laut der Süddeutschen Zeitung auf eine von einer Privatperson angemeldeten Kundgebung mit 1000 Teilnehmenden vor. Zudem werden in Münster mindestens 750 Menschen bei einem Protest erwartet. In den sozialen Netzwerken warben pro-palästinensische Gruppen für die Teilnahme an Demonstrationen in mehreren deutschen Großstädten.
Seit dem Kriegsausbruch am 7. Oktober, als die Terrormiliz Hamas den Staat Israel attackierte, kam es in Deutschland schon mehrfach zu verschiedenen Demonstrationen. In Frankfurt kam es dabei bereits zu „gewalttätigen Angriffen“. Auch am Freitag kam es wieder zu Tumulten bei einer Demonstration in der Frankfurter Innenstadt. (nak/dpa)