Eskalation im Nahen Osten

Iran attackiert Israel offenbar mit selbstgebauten Hyperschallraketen – Analysten zweifeln

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    VonJakob Koch
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Erst kürzlich prahlte der Iran mit seinen High-Tech-Waffen – jetzt will das Mullah-Regime diese mächtigen Hyperschallraketen auf Israel abgefeuert haben.

Update vom 2. Oktober 2024, 15.17 Uhr: Analysten bezweifeln, dass der Iran die neue Rakete am Dienstag zum ersten Mal eingesetzt hat, wie CNN berichtet. „Es ist eine ihrer neuesten ballistischen Raketen, und sie haben viel zu verlieren, wenn sie sie verwenden“, erklärte Trevor Ball, ein ehemaliger Senior-Techniker für Explosivstoffe der US-Armee. „Israel könnte allein durch den Einsatz eine Vorstellung von ihren Fähigkeiten bekommen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie nicht richtig funktioniert, was Israel noch mehr Informationen über ihre Fähigkeiten liefern würde“, fügte der Experte hinzu.

Update vom 2. Oktober 2024, 10.10 Uhr: Jetzt bestätigt auch der Iran selbst, dass beim Angriff auf Israel Hyperschallraketen zum Einsatz kamen. Wie der staatliche Rundfunk berichtet, konnten die Revolutionsgarden mit der Fatah-1-Rakete die „israelische Luftabwehr durchbrochen“. Dieser Eigenbau wurde erst vor rund 15 Monaten offiziell vorgestellt.

Die Revolutionsgarden gaben an, im Zuge des Angriffs zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Dieser Vergeltungsschlag erfolgte nach der Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah sowie eines hochrangigen iranischen Generals. Mehrere Geschosse trafen laut israelischer Armee Ziele im Zentrum und anderen Regionen Israels, ohne jedoch Angaben zu den eingesetzten Raketentypen zu machen.

Erstmeldung vom 1. Oktober 2024: Teheran/Tel-Aviv – Die erwartete Attacke des Irans auf Israel traf das Land am frühen Dienstagabend. Der Iran soll laut CNN zwei Flugplätze in Israel sowie das Geheimdienst-Hauptquartier mit Raketen angegriffen haben. Das Hauptquartier liegt nördlich von Tel Aviv. Bislang gibt es keine Berichte über Schäden oder Verwundete. Nach eigenen Angaben gingen dutzende Raketen auf Israel nieder. Der Angriff sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es im Staatsfernsehen. Erst im vergangenen Jahr hatte der Iran erstmals eine eigene Hyperschallrakete vorgestellt: „Fatah“ (persisch für „Eroberer“).

Iran attackiert Israel mit Raketen – offenbar auch mit Hyperschallrakete „Fatah“

Der Iran soll über eines der größten Raketen- und Drohnen-Arsenale im Nahen Osten verfügen. Neben einer Reihe von Mittelstrecken-Raketen will das Mullah-Regime auch Hyperschall-Waffen besitzen. Diese Raketen fliegen tief in der Atmosphäre und sind manövrierfähig. Die hohe Geschwindigkeit der Rakete macht es für Radargeräte zudem schwer, sie anzuvisieren. Die Flugbahn von Überschallraketen ist damit schwer vorhersehbar, ein Abfangen auch durch moderne Raketenabwehrsysteme schwierig. Ersten Medienberichten zufolge sollen die Hightech-Raketen vom Typ „Fatah“ auch bei der aktuellen Attacke zum Einsatz gekommen sein. Bestätigt wurden diese Angaben von offizieller Seite bislang nicht.

Im vergangenen Jahr präsentierte der Iran seine Hyperschallrakete „Fatah“.

Vor einigen Monaten hatte das Mullah-Regime zum ersten Mal eine eigene Hyperschallrakete präsentiert, vorgestellt wurde die Rakete von den Luftstreitkräften der Revolutionsgarden. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna soll die „Fatah“ eine Geschwindigkeit von bis zu 18.500 Kilometern pro Stunde erreichen und eine Reichweite von 1400 Kilometern haben. Damit sei sie in der Lage, jedes Flugabwehrsystem in der Region zu überwinden. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, und es wurden keine Beweise für die behauptete Leistungsfähigkeit der Rakete vorgelegt.

Der mittlerweile verstorbene damalige iranische Präsident Raisi betonte, dass die Rakete das Land stärken und „Sicherheit und stabilen Frieden“ in der Region gewährleisten werde. Im November hatte der Iran angekündigt, mit der Produktion dieser Rakete zu beginnen, die angeblich auch Atomsprengköpfe tragen könnte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußerte damals ihre Besorgnis über diese Entwicklung.

Iran verfügt über zahlreiche ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen

Nach Angaben der Arms Control Association (ACA) gehören zu Irans ballistischen Kurz- und Mittelstreckenraketen fast zwei Dutzend Typen mit verschiedenen Fähigkeiten – ein Auszug:

  • Shahab-1 („Komet-1“) ist die erste vom Iran modifizierte Kurzstreckenrakete. Die Waffe basiert auf der nordkoreanischen Hwasong-5 mit einer geschätzten Reichweite von 300 Kilometern.
  • Zolfaghar (benannt nach einem berühmten Schwert) mit etwa 700 Kilometern Reichweite.
  • Emad-1 („Säule-1“), eine in Entwicklung befindliche Rakete, die eine Nutzlast von 750 Kilogramm bei einer Reichweite von bis zu 1700 Kilometer transportieren können soll.
  • Die Sejil-Familie („gebackener Ton“)– eine in der Entwicklung befindliche Rakete, mit 1500 bis 2500 Kilometern Reichweite.

Zweiter Angriff des Iran auf Israel binnen eines Jahres

Schon im April hatten Irans Revolutionsgarden (IRGC) zum ersten Mal in der Geschichte der Islamischen Republik einen direkten Angriff auf Israel ausgeführt. Dabei feuerten die Luftstreitkräfte mehr als 300 Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auf ihren Erzfeind. Der Angriff wurde von Israels Iron Dome erfolgreich abgewehrt. Der Iran reagierte damit auf die Tötung hochrangiger Generäle, die bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien getötet worden waren.

Rubriklistenbild: © IMAGO / ZUMA Press Wire (2)

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