Geistig „deutlich klarer“

Trump fordert im TV mentalen Eignungstest gegen Haley – und leistet sich prompt Fehltritt

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    VonFranziska Schwarz
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Das Thema „Fitness“ ist im US-Wahlkampf wieder voll präsent: Ex-US-Präsident Donald Trump will fähiger sein als seine 52-jährige Konkurrentin.

Concord – Wer erinnert sich noch an Trumps berüchtigten Arztbrief? Kurz vor den Vorwahlen in New Hampshire hat Donald Trump jetzt getönt: „Ich denke, ich bin deutlich klarer als Haley.“ Konkret sagte er „sharper“. Nikki Haley ist seine Widersacherin unter den Republikanern und hatte kürzlich Trumps geistigen Zustand angezweifelt.

Das Thema kam auch in einem Interview auf, dass der Ex-Präsident gegenüber Fox News gab. In dem Gespräch bekräftigte Trump seine geistige Fitness, vergaß im gleichen Atemzug jedoch offenbar, was aus seinem einstigen Leibarzt geworden ist. Trump behauptet, Ronny Jackson arbeite „jetzt“ als Arzt im Weißen Haus. Ronny Jackson arbeitet als Leibarzt für Präsident Barack Obama und Präsident Trump, gab den Job im Weißen Haus jedoch bereits 2018 auf. 2019 trat er auch als Trumps Berater zurück. Seit Januar 2021 vertritt Jackson den Bundesstaat Texas als Abgeordneter im Repräsentantenhaus.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Trump erkennt im Fox-Interview Fehltritt – zu spät

Doch im Fox-Interview sprach Trump weiterhin von „Doc Ronny“ und betonte, dass er mit diesem „fantastischen“ Arzt nach Haleys Anschuldigen „tatsächlich zwei“ kognitive Tests gemacht habe. Trump erkannte seinen Patzer aber wohl und fügte flink an, Jackson sei „Admiral“, aber auch „ein fantastischer Kongressabgeordneter aus Texas“. Ein Clip des Fox-Interviews kursiert im Netz:

Trump schlug vor, dass er sofort einen Eignungsteste gegen Haley absolvieren würde, um seine geistige Fitness zu beweisen. „Sie wird nicht gewinnen, es wird nicht einmal knapp sein“, sagte Trump.

US-Wahl 2024: Debatte um Alter der Kandidaten für das Amt des Präsidenten

Wie war Haley auf Trumps „geistige Fitness“ gekommen? Wegen eines Ausrutschers Trumps. Der Ex-Präsident hatte über den Sturm auf das Kapitol geredet und Haley dabei mit der früheren Repräsentantenhaus-Vorsitzenden Nancy Pelosi verwechselt. „Nikki Haley ist für die Sicherheit zuständig. Wir haben ihr 10.000 Leute angeboten – Soldaten, Nationalgarde, was immer sie wollen – sie haben es abgelehnt“, sagte Trump.

US-Wahl 2024: Wahlkampf-Thema „Fitness“ spielt zunehmende Rolle

Haley ist mit 52 Jahren im Kontext der US-Wahl 2024 sehr jung. Generell ist das Alter der Kandidaten im Wahlkampf immer wieder Thema. Der 77-jährige Trump und andere Republikaner greifen den 81-jährigen Präsidenten Joe Biden immer wieder wegen seines Alters an und äußern Zweifel daran, ob der Politiker der Demokratischen Partei in der Lage ist, eine zweite Amtszeit anzutreten. Bereits im Vorlauf der letzten US-Wahl im Jahr 2021 nannte Trump seinen Konkurrenten mit Blick auf seine fehlende Energie „Sleepy Joe“.

Auch Ronny Jackson selbst ätzte laut der New York Post schon vergangenen Sommer, dass Biden „geistig oder körperlich nicht fit“ sei. Donald Trumps Ex-Arzt forderte deshalb einen kognitiven Funktionstest von Biden. Nur welchen? Es gibt viele dieser Art.

Der Test, den Trump stets so bravourös bestehen will, ist laut Medienberichten der MoCA-Test („Montreal-Cognitive-Assessment“). Er komme vor allem bei Demenzverdacht zum Einsatz. Zur ersten Hochzeit der Debatte – im Jahr 2020 – stellte zum Beispiel Zeit Online den MoCa-Fragebogen für Interessierte online.

Geistig „sharp“? Donald Trump im Wahlkampf in New Hampshire

Trump beharrt auf kognitiven Bestleistungen und verwechselt Obama

Trump prahlte schon oft damit, kognitive Tests mit „Bestleistungen“ bestanden zu haben – im aktuellen Wahlkampf verwechselt er den Ex-US-Präsidenten Barack Obama aber häufig mit Biden, berichtet Newsweek. Dabei rede Trump sich damit heraus, „sarkastisch“ sein zu wollen.

In den USA müssen Präsidenten regelmäßig offenlegen, wie es um ihre Gesundheit bestellt ist. Rechtlich ist das nicht vorgeschrieben – es ist aber zu einer Art Ritual geworden. Und die Frage nach der „mentalen Fitness“ offenbar auch. (frs)

Rubriklistenbild: © Timothy A. Clary/AFP