Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Trump-Anhängerschaft empört nach Hunter Bidens Deal: „Werden von Kommunisten kontrolliert!“
VonNail Akkoyun
schließen
Joe Bidens Sohn Hunter bekennt sich mehrerer Delikte schuldig – ein gefundenes Fressen für Donald Trump und dessen Fans. Doch die anvisierte Strafe reicht ihnen nicht.
Washington, D.C. – Am Dienstag (20. Juni) hat die US-Justiz den Sohn von Präsident Joe Biden, Hunter Biden, wegen mehrerer Vergehen angeklagt. Die zuständige Staatsanwaltschaft im Bundesstaat Delaware legt dem 53-Jährigen Steuerdelikte in zwei Fälle sowie ein Verstoß gegen waffenrechtliche Vorgaben zur Last. Biden soll jedoch bereit sein, sich in Bezug auf die Steuervergehen schuldig zu bekennen und in Bezug auf das Waffendelikt einen Deal einzugehen, um einen Prozess abzuwenden.
Die Tatsache, dass der Präsidentensohn nicht ins Gefängnis kommen wird, hat bei den Republikanern und der Anhängerschaft von Donald Trump rasch für Verschwörungstheorien und Entrüstung gesorgt. Rechtsextreme sprachen etwa davon aus, dass die Causa Biden der Beweis für ein „Zweiklassen-Justizsystem“ sei. Dass die vorläufige Einigung mit Hunter Biden unter dem einst von Trump ernannten Staatsanwalt David Weiss erzielt wurde, ließ man dabei außer Acht.
Doch Hunter Biden ist schon seit Jahren Ziel politischer Angriffe aus den Reihen der Republikaner, allen voran von Ex-Präsident Trump. Der erhob gegen Hunter Biden Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit Auslandsgeschäften in der Ukraine und in China. Die Einigung deutet jedoch darauf hin, dass die Ermittlungen in jene Richtungen zu keinen ausreichenden Beweisen geführt haben.
US-Präsident Joe Biden trifft am 4. Februar 2023 mit seinem Sohn Hunter Biden auf der Hancock Field Air National Guard Base in Syracuse, New York, ein.
Trump ätzt gegen Bidens Sohn: „Die Leute drehen durch“
„Das korrupte Justizministerium hat soeben Hunderte von Jahren strafrechtlicher Verantwortung aus dem Weg geräumt, indem es Hunter Biden lediglich einen ‚Strafzettel‘ ausgestellt hat. Unser System ist KAPUTT!“, polterte Trump trotz dessen auf seiner Plattform Truth Social. Dabei sieht sich auch der Ex-Präsident derzeit mit zwei Strafverfahren konfrontiert, darunter eine Anklage in 37 Punkten, in der ihm vorsätzlicher Missbrauch von Geheimdokumenten vorgeworfen wird. Eine Verurteilung in nur wenigen Anklagepunkten könnte bereits für eine Gefängnisstrafe reichen.
„Die Leute drehen durch wegen des Hunter-Biden-Betrugs mit dem Justizministerium“, fügte der 77-Jährige hinzu. „Die Leute“ – seine Leute – drehen in der Tat durch. So veröffentliche dessen ältester Sohn, Donald Trump Jr., eine Erklärung, in der er behauptete, dass „Liberale und Demokraten“ bevorzugt behandelt würden. „Wir sind nicht länger eine Nation mit gleicher Gerechtigkeit vor dem Gesetz, sondern eher eine Bananenrepublik der dritten Welt, in der das Gesetz dazu da ist, die herrschende Klasse zu schützen, während es die Opposition ins Visier nimmt“, schrieb er.
Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus
Angriffe aus der rechten Ecke: „Natürlich war das immer der Plan!“
Verschwörungstheoretisch ging es dann innerhalb der Trump-Jugendorganisation Turning Point USA zu, dessen Gründer Charlie Kirk behauptete, dass all das „schon immer der Plan“ gewesen sei. „Natürlich haben sie Hunter einen Klaps auf die Hand gegeben“, hieß es in einem Tweet. „Natürlich kam das nur wenige Tage nach der Anklage gegen Trump, um den Anschein von ‚gleicher Gerechtigkeit‘ und Überparteilichkeit zu erwecken. Natürlich haben sie es 5 Jahre lang hinausgezögert. Natürlich war das immer der Plan!“
Während konservative Medienpersönlichkeiten wie der Podcaster Dan Bongino indes über das „Biden-Regime“ fluchten, schwor die Abgeordnete Elise Stefanik „Vergeltung“ seitens der Grand Old Party. „Die Republikaner im Repräsentantenhaus werden nicht ruhen, bis die gesamte illegale Korruption der Biden-Verbrecherfamilie aufgedeckt ist“, sagte sie am Dienstag. „Joe Biden muss und wird zur Rechenschaft gezogen werden.“ Wenig überraschend kamen die provokantesten Kommentare von der rechtsextremen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene aus Georgia, die Trump als hilfloses Opfer darstellte. „Das erbärmliche“ Justizministerium würde den „Marionetten-Präsidenten“ schützen, während Trump „für 100 Jahre ins Gefängnis geworfen werden soll“, schrieb die Politikerin aus Georgia. Ihren Tweet beendete Taylor Greene mit folgender Behauptung: „Wir werden von KOMMUNISTEN kontrolliert!“
Ärger um Hunter Biden: US-Präsident steht hinter seinem Sohn
Der Aufruhr der Republikaner scheint allerdings unbegründet, die Vorwürfe schwach bis haltlos: Schließlich ist es nicht ungewöhnlich, dass es in Strafverfahren zu Vereinbarungen kommt, bei denen die Staatsanwaltschaft Beschuldigten im Gegenzug für ein Schuldbekenntnis bestimmte Zugeständnisse macht. Hunter Biden hatte in der Vergangenheit stets ein Fehlverhalten abgestritten – bis jetzt.
Fünf Jahre lang wurde gegen Hunter Biden ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft betrug sein steuerpflichtiges Einkommen in den Jahren 2017 und 2018 mehr als 1,5 Millionen US-Dollar (rund 1,37 Millionen Euro). Die auf Bundesebene fällige Einkommenssteuer in Höhe von jeweils mehr als 100.000 US-Dollar habe er in beiden Jahren nicht rechtzeitig bezahlt. Außerdem legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last, er habe 2018 unerlaubt eine Schusswaffe besessen. Beim Kauf der Waffe habe er seine Drogensucht verschwiegen. Als Drogenkonsument hätte er keine Waffe erwerben dürfen.
Die New York Times und andere US-Medien berichteten, durch eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft könne Hunter Biden mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Mit Blick auf das Waffen-Vergehen wäre der Deal demnach an die Bedingung geknüpft, dass er zwei Jahre lang drogenfrei bleibe und sich verpflichte, nie wieder eine Schusswaffe zu besitzen. Hunter Biden hatte seine langjährige Drogensucht selbst in einem Buch eindringlich beschrieben und so öffentlich gemacht. Aus dem Weißen Haus ließ Joe Biden – der im kommenden Jahr erneut Präsident werden will – verlauten: „Der Präsident und die First Lady lieben ihren Sohn und unterstützen ihn, während er sein Leben wieder aufbaut. Wir werden keinen weiteren Kommentar abgeben.“ (nak/dpa)