Fester Ablaufplan regelt Freilassung
Geiseltausch im Israel-Krieg mit der Hamas: Wie die Menschen aus dem Gazastreifen freikommen
- VonMax Nebelschließen
Die Freilassung israelischer Hamas-Geisel scheint immer greifbarer. Für die zuständigen israelischen Behörden besteht in diesem Fall eine klare Befehlskette.
Jerusalem - Die Zeichen verdichten sich, dass einige der entführten israelischen Geiseln durch die Hamas in Kürze freigelassen werden könnten. Sollte dieser Deal zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation tatsächlich über die Bühne gehen, stellt sich die Frage: Wie genau läuft die Freilassung der derzeit noch gefangenen Personen eigentlich ab?
Geiseltausch mit Hamas - so kommen die entführten Menschen im Israel-Krieg frei
Am Mittwoch (21. November) stimmte die israelische Regierung um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach zähen Verhandlungen einem durch Katar vermittelten Abkommen mit der Hamas zu, das eine mindestens viertägige Pause im Gaza-Krieg beinhaltet. In dieser Zeit sollen 80 der insgesamt mehr als 240 festgesetzten Geiseln die Freiheit zurückerlangen. Sofern es zu einer Freilassung kommen sollte, sehen die israelischen Behörden eine strikte Ablauf- beziehungsweise Befehlskette für die zuständigen Einsatzkräfte der israelischen Armee und Polizei vor.
Wie die Jerusalem Post berichtet, liegt es zunächst im Aufgabengebiet der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), die Geiseln im Gazastreifen in Empfang zu nehmen, sie über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten und von dort aus mit Hubschraubern weiter in Richtung Heimatland zu bringen. In Israel sollen die Geiseln dann sofort medizinisch behandelt werden. Nach einer ersten ärztlichen Begutachtung werden die betroffenen Personen in eines von fünf Krankenhäusern, darunter auch eine Kinderklinik, verlegt. Dort treffen die Geiseln erstmals auf ihre Familien und Angehörigen.
Medizinische Rundumbetreuung für freigelassene Geiseln
Generell, so schreibt die Jerusalem Post, sollen die freigelassenen Personen, darunter möglicherweise rund 30 Kinder, acht Mütter und mehrere ältere Frauen, nach der Erstversorgung rund um die Uhr durch medizinisches Personal in durch das Gesundheitsministerium gesondert eingerichteten Klinikarealen versorgt und betreut werden. Erst wenn es den sicherlich teils traumatisierten Menschen möglich ist, werden diese von geschulten Ermittlern des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet zu ihren Erfahrungen und Erlebnissen in der Hamas-Gefangenschaft befragt.
In der letzten Phase des Geiselfreilassungsprozesses sollen die ehemaligen Geiseln in die Obhut des israelischen Ministeriums für Wohlfahrt und Soziales übergeben werden. Dieses wird bei der Rehabilitierung und Rückkehr in den Alltag unterstützen, etwa durch die Bereitstellung von Sozialarbeitern für die Betroffenen und ihren Familien.
Ausschließlich israelische Geiseln vom Feuerpausen-Deal betroffen
Die Freilassung der ersten Geiseln wird laut Medienberichten bereits für Donnerstag erwartet. An jedem Tag der Feuerpause des Krieges in Israel könnten demnach zwischen zehn und 13 Personen frei kommen. Dabei sollen alle Geiseln, die die Hamas aushändigt, die israelische Staatsbürgerschaft besitzen. Auf der Gegenseite wird auch Israel palästinensische Häftlinge freilassen: Rund 300 Inhaftierte, die meisten junge Männer bis 18 Jahre - die meisten wegen Aufruhr oder Steinwürfen im Gefängnis -, kämen hierfür grundsätzlich infrage, notiert die Times of Israel.
Während Netanjahu kurz vor der israelischen Zustimmung zu dem Geisel-Deal betonte, dass der Krieg im Gazastreifen nach der Feuerpause fortgesetzt werden soll, um „all unsere Ziele zu erreichen“, findet das nun offenbar zustande kommende Abkommen internationalen Zuspruch. Neben wohlwollenden Worten von US-Präsident Joe Biden, spricht auch die deutsche Bundesaußenministerin Annalena Baerbock von einem „Durchbruch“. Große Uneinigkeit in der Beurteilung des Krieges in Nahost zeigen derweil die fünf sogenannten Brics-Staaten. (chnnn)
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