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Eklat um „Hofnarr“-Aussage von Scholz: Merz empört – SPD wittert Kampagne
VonNils Thomas Hinsberger
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Olaf Scholz hat einen CDU-Politiker als „Hofnarr“ bezeichnet. Nun wird ihm vorgeworfen, dies aus rassistischen Motiven getan zu haben – der Kanzler wehrt sich.
Berlin – Bundeskanzler Olaf Scholz sieht sich vor der Bundestagswahl mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Wie Focus Online berichtete, soll der SPD-Politiker auf einer privaten Feier den CDU-Politiker Joe Chialo „rassistisch“ beleidigt haben. Scholz habe ihn als „Hofnarr“ und „Feigenblatt“ der Union bezeichnet, nachdem Chialo gefragt haben soll, ob der Kanzler glaube, dass die CDU unter ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz näher an den „Faschismus“ rücke. Focus-Chefredakteur Georg Meck, der ebenfalls bei der Feier anwesend war, warf dem Kanzler nun Rassismus vor.
Scholz selbst wehrt sich und sagt, sich mit seinen Äußerungen nicht auf die Hautfarbe von Chialo bezogen zu haben. „Der dabei von mir verwandte Begriff ist im Sprachgebrauch nicht rassistisch konnotiert und war von mir auch nie so intendiert. Der erhobene Vorwurf des Rassismus ist absurd und künstlich konstruiert“, schrieb der Bundeskanzler in einem Beitrag auf dem Kurznachrichtendienst X.
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Nach Scholz‘ „Hofnarr“-Aussage: SPD wittert Kampagne vor der Bundestagswahl
Scholz äußerte sich auch im Spiegel-Spitzengespräch zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Seine „Hofnarr“-Aussage habe er nicht mit Chialos Hautfarbe in Verbindung gebracht. „Alles kann man mir vorwerfen, aber ganz sicher nicht, dass ich ein Rassist bin“, so Scholz im Gespräch mit Moderator Markus Feldenkirchen. Scholz betont erneut, dass er „das, was da gemeldet worden ist“, nie gesagt habe.
Er schätze Chialo sehr und wolle in den persönlichen Kontakt mit ihm treten, um klarzustellen, dass er seine Äußerungen in Verbindung mit dessen Hautfarbe habe bringen wollen. Die beiden Politiker sollen mittlerweile miteinander telefoniert haben. Chialo äußerte sich bislang nur zurückhaltend zu dem Vorfall. „Im Laufe der Diskussion zum Thema Migration und zu den Abstimmungen im Bundestag“ seien die Begriffe „Hofnarr und Feigenblatt“ gefallen, wird Chialo von der Boulevardzeitung Bild zitiert. „Diese Worte haben mich tief getroffen.“ Gegen die Berichterstattung von Focus habe Scholz mittlerweile rechtliche Schritte eingeleitet.
In der SPD wächst derweil der Verdacht, dass die Berichterstattung des Focus eine Kampagne gegen die Sozialdemokraten vor der Bundestagswahl darstelle – zumal die Informationen erst zehn Tage nach der genannten Feier veröffentlicht worden sind. „Ich halte das für eine unglaubliche Hetzkampagne“, sagte SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer gegenüber ntv.
Union kritisiert Scholz nach „Hofnarr“-Aussage scharf: „Macht mich fast sprachlos“
Von Seiten der Union aus CDU und CSU wird Scholz für seine Aussagen scharf kritisiert. „Was der Bundeskanzler über Joe Chialo gesagt hat, macht mich fast sprachlos. Das ist der Bundeskanzler, der immer Respekt beansprucht, offensichtlich aber nur für sich selbst“, schrieb CDU-Chef Merz in einem Beitrag auf X. „Ich frage mich, ob er eigentlich irgendwann mal in der Lage ist, zuzugeben, dass er etwas Falsches gesagt hat und sich dafür vielleicht auch entschuldigt.“
Von Seiten der FDP warnt man vor einem Imageschaden für die SPD. „Wir alle können nur hoffen, dass sich die beschriebene Szene nicht so zugetragen hat. Denn eine entsprechende Entgleisung würde nicht nur die traditionsreiche sozialdemokratische Partei, sondern auch das Ansehen der demokratischen Institutionen ernsthaft beschädigen“, schrieb FDP-Politiker Wolfgang Kubicki auf X. „Ein Kanzler, der sich derart rassistisch äußerte, wäre untragbar für dieses Land.“
Rückendeckung bekommt Scholz dagegen von Seiten des Springerverlags. Der stellvertretende Bild-Chefredakteur Paul Ronzheimer sagte, dass der Focus den Vorfall „in eine Richtung“ setze, „dass der Leser glauben könnte, Olaf Scholz hätte das gesagt“. Ronzheimer, der ebenfalls an besagtem Abend anwesend war, betonte: „Das hat er nicht gesagt, also da war ich dabei. Er hat jetzt nicht irgendwie Begriffe benutzt, die für mich in dem Moment eine automatische, rassistische Konnotierung hätten“. (nhi)