Millionen Menschen ohne Papiere

„Bin sprachlos“: Trumps Wähler verstehen offenbar erst jetzt, was ihre Wahl bedeutet

  • Pia Seitler
    VonPia Seitler
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Einige erzählen von Trump-Wählern, denen erst jetzt bewusst werde, welche Auswirkungen ihr Kreuzchen hatte. Ein US-Professor erklärt, was man dabei bedenken müsse.

Donald Trump ist zurück. Er gewann die US-Wahl 2024 nicht nur in allen sieben Swing States, sondern dürfte nach den vorliegenden Zahlen auch den sogenannten Popular Vote für sich entschieden, also die Mehrheit der US-Wähler überzeugt haben. Mindestens 74,6 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner haben demnach den Republikaner gewählt.

Einige von ihnen finden offenbar erst wenige Tage nach der US-Wahl heraus, was ihre Stimme für Trump bedeuten könnte – ihre Geschichten gehen im Netz viral. Da gebe es zum Beispiel den Trump-Wähler, der über den Affordable Care Act (ACA) – auch Obamacare genannt – eine Krankenversicherung für sich und seine Ehefrau abgeschlossen habe. „Er wird den ACA nicht wirklich abschaffen, oder?“, soll er gefragt haben.

Donald Trump bezeichnete Obamacare im TV-Duell mit Kamala Harris zwar als „mies“, bestritt jedoch, dass er das Gesetz abschaffen wolle. Trotzdem könnten Millionen Amerikaner im kommenden Jahr die Zuschüsse verlieren, mit denen sie sich ihre Krankenversicherungen über den ACA leisten können, berichtete NBC.

Trump plant nach US-Wahl Millionen Menschen abzuschieben

Ein Amerikaner berichtet auf X (ehemals Twitter) von seinem Freund, dessen Mutter eine Migrantin ohne Papiere sei. Sein Freund habe aus Angst vor der Inflation Trump gewählt. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er hat einen Hochschulabschluss, aber glaubt immer noch, Trump habe nicht von seiner Mutter gesprochen“.

Schätzungsweise elf Millionen Menschen lebten 2022 ohne gültigen Pass in den USA. Der designierte US-Präsident Trump hatte „die größte Abschiebeaktion der US-Geschichte“ bereits in seinem Wahlkampf angekündigt. Zunächst wolle sich das Trump-Team dabei auf angeklagte und verurteilte Menschen ohne Papiere konzentrieren. Umsetzen könnte das der Hardliner Tom Homan, der in Trumps Regierung für Grenzschutz zuständig sein soll.

War Trump-Wählern nicht bewusst, was Zölle für Produkte aus ihrem Alltag bedeuten?

Eines der beliebtesten Wahlkampfthemen von Trump waren die Zölle, die er als US-Präsident erhöhen will. Dass diese auch die Preise für Produkte in den USA in die Höhe treiben könnten, war offenbar einigen Trump-Wählern nicht bewusst. „Ich verstehe es nicht. Ich dachte, China muss die Zölle bezahlen“, soll ein Trump-Wähler zu seinem Nachbar gesagt haben.

Trump gehe es darum, gut-bezahlte Jobs im produzierenden Gewerbe zurück in die USA zu holen und Produkte eben nicht einfach nur zu importieren, sagt US-Experte Julian Müller-Kaler BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Trumps Wirtschaftsverständnis habe auch für deutsche Unternehmen „massive Auswirkungen“ und gleichzeitig könnten sehr viele Produkte in den USA teurer werden, wenn man auf ihre Einfuhr Zölle erhebt. 

US-Professor nach US-Wahl: „Unwahrscheinlich, dass viele Trump-Wähler ihre Stimme bereuen“

Andrew Selepak, Professor für Kommunikation an der University of Florida, ordnet die Tweets über die Trump-Wähler ein: „Weniger als eine Woche nach der Wahl ist es unwahrscheinlich, dass viele Trump-Wähler ihre Stimme bereuen“, sagt Selepak BuzzFeed News Deutschland. „Die Mehrheit der Wähler hat bei dieser Wahl entweder für Trump gestimmt, weil sie ihn wieder im Amt sehen wollten, oder weil sie gegen die aktuelle Regierung waren, für die Kamala Harris steht“.

Man müsse bedenken, dass die Posts nicht von Trump-Wählern stammen, sondern von Personen, die davon berichten, etwas gehört zu haben. Und: Viele dieser Personen zeigten auf ihren Accounts, dass sie Trump sowieso schon negativ gegenüber stünden.

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