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Wie wählt Hessen bei der Bundestagswahl? In diesen Wahlkreisen wird es spannend
VonNiklas Hecht
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Nach der Bundestagswahl 2021 färbte sich Hessen rot, ändert sich das nun wieder? Zumindest in einigen Wahlkreisen steht der Gewinner im Grunde schon fest.
Wiesbaden – Hessen hat gewählt und der Gewinner ist … Halt! So weit sind wir noch nicht. Noch sind es rund vier Wochen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar. In einigen Wahlkreise in Hessen, insgesamt sind es 22 an der Zahl, steht der Gewinner der Direktwahl allerdings praktisch jetzt schon fest.
Denn es gibt Wahlkreise, in denen stets die CDU oder die SPD gewonnen hat. Das dürfte auch bei der Wahl zum 21. Deutschen Bundestag wieder der Fall sein. Zwar lösen sich die klassischen Wählermilieus, die die Wähler lange Zeit fest an bestimmte Parteien banden, weiter auf, in einigen hessischen Wahlkreisen sind diese Verbindungen allerdings immer noch halbwegs intakt.
So hat im katholisch geprägten Wahlkreis Fulda seit 1949 immer die CDU das Direktmandat geholt. Selbst bei der vergangenen Bundestagswahl, als die Union ein historisch schlechtes Ergebnis einfuhr. Gute Aussichten also für Michael Brand, der den Wahlkreis seit 2005 bei jeder Wahl gewonnen hat und auch 2025 wieder für die CDU antritt.
Auch die Wahlkreise Rheingau-Taunus – Limburg (seit 1949) und Main-Taunus (seit 2002) wurden immer von den Christdemokraten gewonnen und dürften dieses Jahr erneut an die CDU-Kandidaten Klaus-Peter Willsch und Norbert Altenkamp gehen. Ebenso wie der wohlhabende Wahlkreis Hochtaunus an Markus Koob.
Bundestagswahlen: Schwarzer Süden, roter Norden in Hessen
Ähnlich sieht es im Wahlkreis Kassel aus – nur in Rot. Das industriell geprägte Nordhessen ist traditionell eine SPD-Hochburg, besonders der Wahlkreis Kassel. Den haben seit 1949 immer Sozialdemokraten gewonnen, zuletzt Timon Gremmels, der seit 2024 aber hessischer Minister für Kunst und Kultur ist. Dessen Nachfolge im Bundestag soll nun Daniel Bettermann antreten. Die Tendenz der Prognosen lautet auch diesmal: „Vorsprung SPD“.
Nach aktuellen Umfragen (CDU bei rund 30 Prozent; SPD zwischen 16 und 19 Prozent) könnte die Karte in Hessen möglicherweise ein ähnliches Bild ergeben, wie nach der Bundestagswahl 2017. Damals sicherten sich die Christdemokraten (bundesweit 32,9 Prozent) unterhalb vom Wahlkreis Marburg alle Direktmandate in Hessen. Die Wahlkreise Kassel, Waldeck, Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und Marburg gewann die SPD, trotz der historisch schwachen 20,5 Prozent, die die Partei insgesamt erhielt.
Dort dürften die Sozialdemokraten auch bei der kommenden Bundestagswahl wieder Chancen auf das Direktmandat haben, vor allem mit ihren langjährigen Abgeordneten Sören Bartol (Marburg) und Esther Dilcher (Waldeck).
Grüne holten bei der Bundestagswahl 2021 erstmals ein Direktmandat in Hessen
Ein Wörtchen mitreden wollen am 23. Februar allerdings auch die Grünen, für die Omid Nouripour 2021 erstmals in der Geschichte der Partei ein Direktmandat in Hessen gewann. Der ehemalige Parteivorsitzende tritt erneut im Wahlkreis Frankfurt am Main II an. Konkurrenz bekommt er von den beiden Neuanwärtern Leopold Born (CDU) und Lena Voigt (SPD). Vorne lagen die Grünen auch im Wahlkreis Frankfurt am Main I – allerdings nur bei den Zweitstimmen. Das Direktmandat sicherte sich bei der vergangenen Wahl mit deutlichem Abstand Armand Zorn (SPD), der erneut gegen Deborah Düring (Grüne) antritt. Neu in der Runde ist der CDU-Politiker Yannick Schwander.
Chancen, in den Zweikampf von CDU und SPD um das Direktmandat einzugreifen, dürften die Grünen voraussichtlich nur in den hessischen Großstädten haben. Schon bei der vergangenen Landtagswahl errangen sie in Frankfurt, Kassel und Darmstadt jeweils ein Direktmandat. Alle andere Wahlkreise sicherte sich die damals die CDU.
Wahlkreise, die mal so, mal so wählen, gibt es viele in Hessen. Allein in acht davon wechselte das Direktmandat nach der Bundestagswahl 2021 von der CDU zur SPD, darunter in Lahn-Dill, Gießen, Hanau, Wetterau und Darmstadt.
Da die aktuellen Umfragen derzeit die CDU vorne sehen, könnten sich viele dieser Wahlkreise wieder schwarz färben. Spannend wird die Entscheidung nach aktuellem Stand vor allem in den Großstädten, wo die Grünen stark sind, und in Nordhessen, wo die SPD um ihre traditionellen Hochburgen kämpft.
Ein zusätzliches Hindernis könnte für die Direktkandidaten bei dieser Bundestagswahl die Wahlrechtsreform der Ampel-Koalition werden. Um den Bundestag zu verkleinern, ziehen die Direktwahlsieger nur noch prozentual zum Zweitstimmenergebnis ins Parlament ein. Das kann dazu führen, dass Kandidaten zwar ihre Wahlkreise gewinnen, aber trotzdem nicht in den Bundestag kommen. Diejenigen, die innerhalb Hessens das relativ betrachtet schlechteste Ergebnis erzielen, gehen dann leer aus, wenn die Liste ihrer Partei nicht genügend Zweitstimmen erhalten hat.
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Schwieriger wird es dann vor allem für die Kandidaten in den Großstädten in Hessen, da sich die Stimmen dort zwischen CDU, SPD und Grünen aufteilen, die Erststimmenergebnisse also jeweils eher niedrig ausfallen.
Ob sich Hessen nach der Wahl wieder schwarz färbt, ob rote Landstriche erhalten bleiben oder grüne Tupfer hinzukommen, wird freilich erst am 23. Februar entschieden. Bis dahin bleibt es spannend.