Straßenumfrage
Frankfurter bewerten den Wahlkampf: „Keine gute Idee vom Herrn Merz“
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Niklas Hecht
Am 23. Februar wir der Bundestag neu gewählt. Wie sehen die Frankfurterinnen und Frankfurter den Wahlkampf? Wir haben uns in der Stadt umgehört.
Frankfurt – Eines vorneweg: Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar polarisiert, wie lange nicht. Nach dem Ende der Ampel-Regierung im vergangenen Jahr erlebt das Land eine regelrechte Politisierung. Alle Parteien melden nach Jahren des Schrumpfens Neueintritte. Die Linke sogar eine neue Rekord-Mitgliederzahl. Dieses neu entfachte Interesse wird auch deutlich, wenn man sich in Frankfurt umhört. Kaum jemand, der keine Meinung zur kommenden Wahl hat, kaum Menschen, die nicht wählen gehen wollen, wenn sie denn dürfen.
Doch welche Themen treiben die Menschen besonders um? Ist es tatsächlich die Migration? Und wie blicken die Wählerinnen und Wähler auf die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag? Wir haben uns in Frankfurt umgehört. Das Meinungsspektrum ist groß in der Mainmetropole.
Migration wichtiges Thema vor der Bundestagswahl 2025 in Frankfurt
Für Dorothée Weber-Bruls spielt das Thema Migration bei der Bundestagswahl eine entscheidende Rolle, „weil es so viele Leute beschäftigt.“ Die Frankfurter Patentanwältin und promovierte Physikerin ist kein Fan der gemeinsamen Abstimmung von Union und AfD im Bundestag, bezeichnet die darauffolgende Debatte aber als „Hetzkampagne“. Nur weil die AfD eine Meinung teile, könne man diese nicht einfach aufgeben, findet sie verständnisvolle Worte für CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. „Wenn jemand anderes die gleiche Überzeugung hat, dann ist das so. Das ist auch Demokratie.“
IPPEN.MEDIA-Deutschland-Umfrage zur Bundestagswahl
Wie ticken die Deutschen kurz vor der Bundestagswahl? Wie reagieren sie auf Merz‘ harten Migrationskurs und die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag? IPPEN.MEDIA fühlt in mehreren deutschen Großstädten den Puls der Wählerinnen und Wähler eine Woche vor der Wahl. Das gesammelte Ergebnis lesen Sie hier und hier geht es zur München-Umfrage, Stuttgart-Umfrage, Hamburg-Umfrage und zur Hamm-Umfrage.
Der AfD spricht Weber-Bruls die demokratische Gesinnung ab und würde die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei aus diesem Grund nicht wählen. In den Mittelpunkt sollte die Politik viel stärker das Thema Bildung stellen, erklärt die Präsidentin des Physikalischen Vereins mit Sitz in Frankfurt. „Dass wir wieder motivierte Leistungsträger haben, ist für mich eine Frage der Erziehung“, sagt die zweifache Mutter. Dafür brauche es neue Konzepte.
Auch der 28-jährige Jonathan hat durchaus Verständnis für die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag. „So wie es abgelaufen ist, war es sicher nicht optimal“, findet er, aber: „Man muss aufgrund der Größe, die die AfD inzwischen erreicht hat, leider mit ihr in einen Diskurs treten.“ Der Umgang der etablierten Parteien mit der AfD sei zuletzt „sehr schwierig“ gewesen. Daher findet Jonathan den Versuch von Friedrich Merz, das Thema Migration anzupacken, plausibel. Eine Wahlentscheidung getroffen hat der 28-Jährige allerdings noch nicht.
Nicht nur die Migration beschäftigt die Menschen in Frankfurt
Eine ganz andere Meinung hat Karin Hoffman. „Wir brauchen die Migration“, erklärt die Frankfurter Rentnerin, die selbst Wurzeln in Norwegen hat. „Natürlich sind da auch Menschen dabei, die wir nicht so gut finden, aber wir sind ja auch nicht ohne Fehl und Tadel“, betont die 82-Jährige. Hat sie das Manöver der Union im Bundestag abgeschreckt? „Von der CDU habe ich noch nie was gehalten“, stellt Hoffmann klar, die sich politisch bei SPD und Grünen verortet.
Die gemeinsame Abstimmung bezeichnet sie als „völlig idiotisch“. Generell gehe ihr das andauernde Thema Migration „total auf die Nerven.“ Stattdessen müsse das Miteinander in der Gesellschaft von der Politik wieder viel mehr in den Fokus gerückt werden.
Einig sind sich die drei aber in einer Sache: Sie alle wollen wählen gehen. Das gilt auch für Sabine Prasch. „Wählen ist Bürgerpflicht“; sagt die 56-Jährige. Auch sie sieht die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD kritisch. „Ich glaube schon, dass das kein guter Dienst an der Demokratie war“, bilanziert die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadtbücherei Frankfurt, „keine gute Idee vom Herrn Merz“. Zwar findet auch Prasch, dass es beim Thema Migration Veränderungen geben muss, „aber dieses radikale geht dabei überhaupt nicht.“ Die 56-Jährige bedauert besonders, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel derzeit „in Vergessenheit geraten“.
Das sind die Spitzenkandidaten der hessischen Parteien für die Bundestagswahl 2025




Nicht nur die Migration beschäftigt die Menschen in Frankfurt, auch die Kriege in der Ukraine und in Nahost treiben die heimischen Wählerinnen und Wähler um. So kritisiert Henri Kemendi, dass die Bundesregierung in der vergangenen Legislaturperiode viel Geld in Rüstung und Verteidigung gesteckt hat. Das sei leider Konsens über alle Parteien hinweg. Nur Frau Wagenknecht sei da anders.
Was der 37-Jährige von der Migrationsdebatte hält und was weitere Frankfurterinnen und Frankfurter zur kommenden Bundestagswahl am 23. Februar sagen, erfahren Sie im obigen Video.
Rubriklistenbild: © Julia Bilic/Ivana Milovanovic

