„Emotionale Situation“

Wegen Schließungen: Kundin bricht an Kasse von Depot in Tränen aus

  • Sophia Sichtermann
    VonSophia Sichtermann
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Die Deko-Kette hat in der Schweiz Konkurs angemeldet und alle 34 Filialen geschlossen. Eine Kundin beschreibt den traurigen letzten Tag.

Vasen, Tischdecken, Raumdüfte und Weihnachtsbaumkugeln – bei Depot finden Kunden saisonale Heim-Deko oder lassen sich inspirieren. Die Gries Deco Company, die Depot-Filialen in der gesamten DACH-Region betreibt, hat jedoch massive Probleme. Bereits im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass in Deutschland mindestens 27 Filialen schließen. Anfang Februar hat Depot in der Schweiz Konkurs angemeldet, 34 Filialen und rund 300 Mitarbeitende sind betroffen.

Eine Kundin schilderte die emotionalen Szenen am letzten Tag der Berner Filiale auf LinkedIn. Ihr Post hat mittlerweile über 300 Kommentare. „Die meisten waren entsetzt und empört“, sagt die Expertin für KI und Business Development Sarah Maria Röthlisberger BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. „Es war eine emotionale Situation, eine Frau hat geweint“.

Nachdem Depot in der Schweiz offiziell Konkurs angemeldet hatte, hat das Konkursamt des Kanton Thurgau entschieden, einige Filialen an drei Tagen nochmals öffnen zu lassen. „Das Konkursamt wollte den Kunden noch eine letzte Gelegenheit geben, diesen Laden zu besuchen“, erklärt Röthlisberger. An den letzten Tagen von Depot habe es einen riesigen Andrang auf die Filiale gegeben. „Die Körbe der Kunden waren voll“, schildert die Kundin die Situation. „Im Laden waren fast nur Frauen. Es herrschte eine traurige Stimmung, dass dieser Laden jetzt schließt. Es ist einfach schade.“ Eine Kundin sei an der Kasse sogar „in Tränen ausgebrochen.“

Ist Temu Schuld am Depot-Aus?

Auf Social Media wird diskutiert, inwieweit Plattformen wie Temu verantwortlich für den Misserfolg der Home-Deko-Kette sind. „Das Depot-Sortiment war zum Teil sehr nah an Temu-Designs. Man findet dort teilweise eins zu eins die gleichen Artikel – aber günstiger“, sagt Röthlisberger. Temu habe das Online-Shopping-Konzept derart perfektioniert, dass Kunden endlos scrollen würden. „Die Plattform nutzt erfolgreich Gamification“, erklärt sie. Die Gewinnspiele auf Temu würden dazu beitragen, dass Menschen die App als Zeitvertreib nutzten und dementsprechend dort auch viel einkauften.

Am letzten Tag in der Berner Filiale von Depot herrschte „traurige Stimmung“.

Chinesische Anbieter wie Temu stehen immer wieder in der Kritik, sie könnten unter anderem nur deshalb so günstige Preise anbieten, weil sie sich nicht an Vorgaben für Umweltschutz halten würden. Eine Sprecherin sagte BuzzFeed News Deutschland, Temu sei bestrebt, die „Gesetze und Vorschriften auf allen Märkten, auf denen wir tätig sind, vollständig einzuhalten“. Ihr „Direkt-ab-Werk-Modell“ würde die Umweltbelastung reduzieren, „indem es unnötige Schritte in der Lieferkette ausspart.“

Temu steht unter intensiver Prüfung durch die Europäische Union. Aber auch die Händler müssten an ihren Konzepten arbeiten, so Röthlisberger. Schließlich seien nicht alle Deko-Geschäfte im Niedergang. Zum Vergleich: Die dänische Kette Søstrene Grene hat laut dem Branchen-Portal Möbelmarkt.de im Geschäftsjahr 2023/24 ein Umsatzwachstum von 22 Prozent erwirtschaftet – ein Rekord-Ergebnis.

„Die Händler müssen sich fragen: Wie kann ich mich differenzieren, sodass die Menschen bei mir kaufen wollen und nicht bei Temu? Wie bleibe ich als Unternehmen bei meiner Zielgruppe relevant?“, sagt Röthlisberger. Depot will zumindest in Deutschland im Laufe des Jahres 2025 wieder erfolgreicher werden. So will die Deko-Kette ihr Sortiment um 30 Prozent reduzieren und eine neue Basic-Linie mit besonders günstigen Artikeln anbieten, heißt es bei Welt. Ob das angeschlagene Unternehmen sich mit diesen Maßnahmen wieder erholt, bleibt abzuwarten. Depot wollte sich auf Anfrage von BuzzFeed News Deutschland nicht äußern.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Sven Simon

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