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Temu und Shein: EU will Billigprodukte-Flut beenden – was das für Verbraucher heißt
VonKai Hartwig
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Carmen Mörwald
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Ein Fünftel der Kleidung bleibt ungetragen im Schrank. Die EU will Billig-Mode eindämmen. Verbraucher und Händler müssen neue Herausforderungen meistern.
München – Die EU-Kommission plant, die Flut an Billigwaren einzudämmen, da die wachsende Verfügbarkeit günstiger Produkte zu kürzeren Nutzungszeiten und steigenden Müllbergen führt. Besonders der Online-Handel verstärkt diesen Trend, wie das Bundesumweltministerium berichtet. Im Durchschnitt kaufen die Deutschen jährlich 60 Kleidungsstücke, von denen ein Fünftel ungetragen bleibt.
Maßnahmen gegen Temu und Shein: EU strebt besseren Verbraucherschutz und fairen Wettbewerb an
Im Mittelpunkt stehen Produkte aus Drittstaaten, vor allem aus China. Die Brüsseler Behörde schlägt vor, eine Bearbeitungsgebühr für Pakete von Online-Händlern wie Temu und Shein einzuführen und die Zollbefreiung für Sendungen unter 150 Euro abzuschaffen. Diese Schritte sollen nicht nur die europäischen Händler wettbewerbsfähiger machen, sondern auch die Zollbehörden entlasten, die mit der Paketflut überfordert sind.
Nach Informationen von ZDF-heute sollen neben verschärften Zollmaßnahmen auch die Verbraucher besser geschützt werden. Geplant sind intensivere Kontrollen für Online-Marktplätze und der verstärkte Einsatz digitaler Werkzeuge zur Sicherstellung der Produktsicherheit. Die EU-Kommission fordert die Mitgliedstaaten auf, die Maßnahmen gemeinsam umzusetzen und regelmäßig auf ihre Wirksamkeit zu prüfen.
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„Dürfen nicht länger ungeschoren davonkommen“ – Handelsverband unterstützt EU-Pläne
Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht in den Plänen der EU-Kommission einen bedeutenden Schritt zu faireren Wettbewerbsbedingungen. „Anbieter wie Temu und Shein dürfen nicht länger ungeschoren mit Regelbrüchen davonkommen“, erklärt Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer. Gleichzeitig warnt der Verband vor zusätzlicher Bürokratie, die europäische Händler belasten könnte.
Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hält die Maßnahmen für unzureichend. „Bisher werden Anbieter nicht daran gehindert, unsichere Produkte über Online-Marktplätze zu verkaufen“, so Stefanie Grunert, Referentin beim VZBV. Die Verbraucherschützer fordern, dass Betreiber von Online-Marktplätzen haften müssen, wenn Angebote auf ihren Plattformen nicht den EU-Anforderungen entsprechen. Bereits 2023 warnte die Verbraucherzentrale vor dem Billig-Onlineshop Temu.
Untersuchungen gegen Shein: EU prüft Verbraucherschutzverstöße
Der Fast-Fashion-Gigant Shein steht besonders im Fokus. Die EU-Kommission hat am 5. Februar eine Untersuchung gegen Shein eingeleitet, um mögliche Verstöße gegen den europäischen Verbraucherschutz zu prüfen. Dabei werden unter anderem mutmaßlich missbräuchliche Vertragsbedingungen und unlautere Geschäftspraktiken untersucht. Ein gemeinsames Verfahren der Behörden in den 27 EU-Mitgliedsstaaten wurde angekündigt.
Was ist Fast Fashion?
Fast Fashion bezeichnet die schnelle und günstige Produktion von Mode, die Trends aus Designer-Kollektionen nachahmt und in Massen verkauft. Marken setzen dabei auf billige Materialien und Arbeitskräfte, um niedrige Preise zu ermöglichen, was laut dem AOK-Gesundheitsmagazin oft zu Umweltbelastungen und schlechten Arbeitsbedingungen führt. Durch minderwertige Qualität wird Kleidung kaum langfristig getragen und landet schnell im Müll.
Bereits im Juni 2024 hatte die Behörde detaillierte Informationen von Shein angefordert, etwa zur Rückverfolgbarkeit von Händlern und zum Umgang mit illegalen Produkten. Auch gegen den Online-Händler Temu wurde eine ähnliche Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden problematische Praktiken wie falsche Rabattaktionen, gefälschte Bewertungen sowie irreführende Informationen zu Verbraucherrechten festgestellt.
Eine Sprecherin von Shein betonte die Bereitschaft des Unternehmens zur Zusammenarbeit mit Partnern auf nationaler und EU-Ebene in regulatorischen Fragen. „Wir begrüßen alle Bemühungen, die das Vertrauen und die Sicherheit europäischer Verbraucher in den Online-Einkauf stärken.“ Shein, ursprünglich in China gegründet, hat heute seinen Sitz in Singapur und bietet preiswerte Mode- und Sportartikel an. (kh/cln/dpa)