Chaotische Zustände
Katastrophale Lage auf Lampedusa: Fast 7000 Menschen in Lager für 600
VonRobin Dittrichschließen
Tausende Migranten sind in der vergangenen Woche auf der Mittelmeerinsel Lampedusa gelandet. Italien reagierte auf die vielen geflüchteten Menschen.
Lampedusa – In den vergangenen Tagen wurde Lampedusa von Menschen mit Booten aus Nordafrika überlaufen. Allein am Dienstag (12. September 2023) kamen über 5000 Menschen auf der Insel zwischen Sizilien und Nordafrika an.
Tausende Menschen kommen auf Lampedusa an – Lager überfüllt
Noch nie zuvor kamen an einem Tag so viele Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa an. Das Erstaufnahmelage war zeitweise maßlos überfüllt. Dieses bietet normalerweise Platz für bis zu 600 Menschen. Zwischenzeitlich hielten sich dort jedoch 6800 Geflüchtete auf, die Insel hat demgegenüber nur 6500 Einwohner. Um den chaotischen Zuständen zu entkommen, versuchten einige Geflüchtete immer wieder, den Hafen zu verlassen und Absperrungen zu durchbrechen.
Die Migranten kletterten am Montag, dem 18. September, demnach über Zäune, um dem überfüllten Lager zu entkommen. Zur Entlastung des Camps wurden Tausende Menschen auf Fähren und Polizeischiffen nach Sizilien oder das italienische Festland gebracht. Trotz der Entlastung ist das Lager nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa weiterhin überlastet, weil der Transfer auf das Festland nicht schnell genug vorangeht. Ein Aufhalten der Geflüchteten war den Einsatzkräften laut Meldungen nicht möglich.
Erstaufnahmelager wird überlaufen – von der Leyen reist nach Lampedusa
Wie der Bürgermeister Calogero Martello angab, seien die Geflüchteten „nicht davongelaufen, um an andere Orte zu gehen, sondern um Essen und Trinken zu suchen“. Er kritisierte die Lage im Camp, da die Bedingungen unmenschlich seien – Martello forderte weitere Unterstützung von der Regierung in Rom. Seit der dramatischen Lage vor einer Woche entspannte sich die Situation auf Lampedusa etwas, es sollen sich noch etwa 1300 Geflüchtete auf der Insel befinden.
Die italienische Regierung reagierte auf die Situation und erhöhte das Höchstmaß der Abschiebehaft von zwölf auf 18 Monate. In diesem Jahr kamen bereits 130.000 Neuankömmlinge an, vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt nur etwa 68.000 Menschen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besuchte Lampedusa und kündigte ein hartes Vorgehen an. Die Geflüchteten müssten bereits in Nordafrika an der Überfahrt gehindert werden, forderte sie. (rd mit dpa)
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