Neue „Qianfan“-Satelliten

„Starlink“ überstrahlt: Chinesische Internet-Satelliten lösen Besorgnis bei Fachleuten aus

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18 Satelliten aus China verursachen Unruhe in der Expertenwelt: Sie leuchten heller als die umstrittenen „Starlinks“ - es ist geplant, dass es noch mehr werden.

München – Die zunehmende Helligkeit von Satellitenkonstellationen stellt Astronomen weltweit vor immer größere Herausforderungen. Lange Zeit galt die Besorgnis hauptsächlich den „Starlink“-Internetsatelliten von SpaceX, doch nun ist eine neue Sorge dazugekommen: Die neuen „Qianfan“-Satelliten aus China, die im August gestartet wurden, sind deutlich heller, als die bereits kritisch beobachteten „Starlink“-Satelliten. Das zeigt eine neue Studie, die bisher nur auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht und noch nicht von Fachleuten begutachtet wurde.

Astronomie in Besorgnis: Chinesische Satelliten sind viel zu hell am Himmel

Die Beobachtungen der 18 „Qianfan“-Satelliten ergaben demnach, dass die Helligkeit der chinesischen Satelliten von Magnitude 8 (wenn sie niedrig am Himmel stehen) bis zu Magnitude 4 reicht (wenn sie fast direkt über dem Beobachter sind). Das bedeutet, dass diese Satelliten, wenn sie höher am Himmel stehen, mit bloßem Auge sichtbar sind – das menschliche Auge kann bei dunklem Himmel Elemente bis zu einer Magnitude von 6 wahrnehmen. Damit überschreiten sie deutlich die von Astronomen empfohlene Grenze von Magnitude 7, die dazu dient, Störungen bei großen erdgebundenen Observatorien zu minimieren.

Ein Problem der Satelliten ist offenbar ihre Bauweise. Sie haben eine große Flachantennenfläche, die Richtung Erde gerichtet ist und für die Helligkeit sorgt. Im Gegensatz zu den „Starlink“-Satelliten gibt es offenbar keinerlei Hinweise darauf, dass die „Qianfan“-Satelliten Maßnahmen einsetzen, um Licht von der Erde weg zu reflektieren.

SpaceX arbeitet an den „Starlink“-Satelliten – aber wird China auch reagieren?

SpaceX hat aufgrund früherer Beobachtungen Änderungen am Design ihrer „Starlink“-Satelliten vorgenommen, um deren Helligkeit zu reduzieren. Die Astronomen, die an der „Qianfan“-Studie beteiligt sind, hoffen, dass ihre Ergebnisse ähnliche Anpassungen bei zukünftigen Qianfan-Satelliten anstoßen werden. „SpaceX hat Änderungen am Design seiner ‚Starlink‘-Satelliten vorgenommen, weil erste Beobachtungen gezeigt haben, dass die Generation 1 der Satelliten Auswirkungen auf die Astronomie haben würde. Das ist unsere Motivation, über die ersten Ergebnisse für ‚Qianfan‘ zu berichten“, erklären die Forscher. Ob China reagieren wird, ist noch unklar.

Eine chinesische Rakete vom Typ „Langer Marsch“ startet in Taiyuan. (Archivbild)

Genau wie „Starlink“ soll auch die „Qianfan“-Satellitenkonstellation aus vielen tausend Satelliten bestehen. Derzeit sind 18 in der Erdumlaufbahn, doch bereits bis Ende 2025 sollen es knapp 650 sein. Das komplette Netzwerk soll laut spacenews.com aus mehr als 14.000 Satelliten im niedrigen Erdorbit bestehen.

Auch die hellen „BlueBird“-Satelliten und eine Entwicklung bei „Starlink“ besorgt

Neben „Starlink“ und den neuen „Qianfan“-Satelliten aus China sorgen auch die hellen „BlueBird“-Satelliten von AST SpaceMobile immer wieder für Bedenken. Und auch eine neue Entwicklung bei den „Starlink“-Satelliten, deren neueste Generation plötzlich störende Funksignale aussendet, beschäftigt die Branche. „Die Menschheit nähert sich eindeutig einem Wendepunkt, an dem wir Maßnahmen ergreifen müssen, um unseren Himmel als Fenster zur Erforschung des Universums von der Erde aus zu erhalten“, befürchtet Federico Di Vruno, der an der Studie zu den „Starship“-Funksignalen mitgearbeitet hat. (tab)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Zheng BinXinhua

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