Robert Habeck Heizung
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Robert Habeck ist das Gesicht der Heiz-Wende. Die aktuelle Zensus-Erhebung zeigt, dass dieses Ziel ambitioniert ist.

Neue Zensus-Daten

Zu viel Gas, zu wenige Wärmepumpen: Misslingt Habecks 'Heizwende'?

  • Nils Tillmann
    VonNils Tillmann
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  • Andreas Schmid
    Andreas Schmid
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Die Ampelregierung hat ihren Fokus auf Wärmepumpen statt Gas und Öl gelegt. Doch die Realität sieht bei den Verbrauchern anders aus.

Diese Zahlen dürften der Bundesregierung und Robert Habeck nicht gefallen: Während allen voran Politiker der Grünen die Heizwende vorantreiben wollen und sich etwa für Wärmepumpen positionieren, setzt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung bislang auf altbekannte Heizungstypen:

Wie neue Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, ist der häufigste Heizungstyp in Deutschland Gas. Im Süden, vor allem in Bayern, kommt vermehrt auch Heizöl zum Einsatz, im Osten vereinzelt Fernwärme.

Habecks Heiz-Wende: Kauf von Wärmepumpen geht zurück

Wichtig: Die Zahlen wurden 2022 im Zuge der gesetzlich angeordneten Zensus-Erhebung erfasst und erst jetzt veröffentlicht. In den vergangenen zwei Jahren könnte sich die Situation also theoretisch etwas verändert haben. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das oben dargestellte Bild massiv umgeschlagen ist.

Darauf deuten unter anderem Absatzzahlen für Wärmepumpen hin. Die Wärmepumpe erlebte zwischendurch einen regelrechten Boom. Von 2021 auf 2023 hat sich der Wärmepumpenabsatz mehr als verdoppelt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Noch ist der Anteil auf einem niedrigen Niveau. Zuletzt ist der Absatz sogar zurückgegangen.

Wie der Bundesverband Wärmepumpe auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt, gibt es im Jahr 2024 einen Nachfragerückgang für Wärmepumpen. Insgesamt setzten die Hersteller bis einschließlich Mai 52 Prozent weniger Wärmepumpen ab als noch im Vorjahreszeitraum. Absolut gesehen sind es nach fünf Monaten damit nur 76.000 Wärmepumpen. Für die Pläne der Bundesregierung ein Rückschritt. Eigentlich hatte die Ampel für dieses Jahr mindestens 500.000 Wärmepumpen als Ziel ausgerufen. Das scheint ausgeschlossen.

Absatzzahlen für Wärmepumpen

2023356.000
2022236.000
2021154.000
2020120.000
201986.000

Habeck: Deutsche nehmen Förderung „insbesondere für Wärmepumpe“ an

Damit es was wird mit der Heizwende, setzt die Bundesregierung auf Förderanreize. Seit 2024 kann bei der Förderbank KfW ein Zuschuss für den Heizungsaustausch beantragt werden. Für die Beteiligung bei den Kosten einer neuen Wärmepumpe gibt es bis zu 70 Prozent Zuschuss. Aber auch hier zeigt sich: Das Interesse der Bevölkerung scheint eher gering. Stand Mitte Juli hat es laut Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministerium bei der KfW nur rund 70.000 Anträge zur Heizungsförderung gegeben.

Das Ministerium von Minister Robert Habeck gibt sich dennoch optimistisch, sieht in der Wärmepumpe die Heizart der Zukunft. Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA erklärt ein Sprecher: „Laut Statistischem Bundesamt nutzen knapp zwei Drittel (64,6 Prozent) der im vergangenen Jahr fertiggestellten knapp 96.800 Wohngebäude Wärmepumpen als primäre, also überwiegend für das Heizen eingesetzte Energiequelle.“ Robert Habeck selbst sagte im Mai, dass die Deutschen die Förderung „insbesondere auch für die Wärmepumpe“ mehr und mehr annehmen würden.

Kaum Heizen mit erneuerbaren Energien: Beste Werte in Bayern

Die Umstellung auf Erneuerbare Energien stockt allerdings auch ohne Wärmepumpe. Im Durchschnitt heizten 2022 nur 6,7 Prozent der Haushalte mit erneuerbaren Energien. Dabei gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Norddeutschland ist beim Ausbau Erneuerbarer Energien (etwa Wind oder Photovoltaik) zwar bundesweit vorne, setzt beim Heizen aber kaum auf erneuerbare Energie. Während es in Mecklenburg-Vorpommern vielerorts um die fünf Prozent Anteil sind, sind es in Bayern teils mehr als 20. Besonders hoch sind die Anteile in den Landkreisen Freyung-Grafenau (30,5 %), Cham (28%) und Straubing-Borgen (27,8%).

Als „erneuerbar“ gelten laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums Wärmepumpen, Solar, Abwärme und Biomasse inklusive Holz. Das Heizen mit Holz und Holzpellets ist auch der Grund für den hohen Anteil erneuerbarer Energie in Bayern.

Das Bundesumweltministerium sieht die Einstufung von Holz als erneuerbar kritisch: „Heizen mit Holz ist entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht klimaneutral. Die Holzverbrennung produziert neben Feinstaubemissionen auch CO2- und andere klimarelevante Emissionen wie Methan. Pro produzierter Wärmeeinheit sind die CO₂-Emissionen sogar höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas.“

Solar-Energie: Weniger Photovoltaik-Anlagen zugebaut

Neben Wärmepumpen setzt die Bundesregierung vor allem auf Solarenergie. So heißt es im Koalitionsvertrag: „Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.“ Doch auch hier stockt es.

Aber auch hier stockt es. Wie Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) zeigen, wurden im ersten Halbjahr 2024 519.562 Photovoltaik-Anlagen zugebaut. Rund 30.000 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Ein Mutmacher laut den Experten: die installierte Solarleistung der Anlagen hat um rund zehn Prozent zugenommen. Diese sei „wichtiger als die Zahl der Anlagen, denn sie ist wichtig für die Solarstromproduktion“, heißt es gegenüber unserer Redaktion. Bis Erneuerbare flächendeckend in der Bevölkerung ankommen, wird es aber wohl trotzdem noch dauern. (as)