Energieeffizienz
Energieklasse E oder schlechter: So viel Wert verlieren unsanierte Altbau-Immobilien jetzt
VonAmy Walkerschließen
Die Energiewende läuft auf Hochtouren. Im Gebäudesektor muss der Energieverbrauch runter. Der unsanierte Altbau wird zunehmend unattraktiv.
Berlin – Vor zwei Jahren hatte kaum einer dem Energieausweis große Beachtung geschenkt. Im Jahr 2014 wurden die Effizienzklassen neu aufgestellt, seitdem haben sich auch die Regeln verändert, die Besitzer bei der Sanierung ihrer Gebäude beachten müssen. Zudem ist die Ausstellung eines Energieausweises beim Verkauf oder bei Vermietung Pflicht – was lange aber nur als Formalie abgetan wurde.
Jetzt wollen potenzielle Käufer sowie Mieter so gut wie immer den Energieausweis sehen. Und wenn da was im roten Bereich liegt, wollen Käufer nachverhandeln. Aber auch Banken wollen zunehmend einen Blick auf den Energieausweis einer Immobilie werfen, bevor sie eine Finanzierung genehmigen. Für Verkäufer unsanierter Gebäude bedeutet das: Wertverlust.
Über die Hälfte aller Wohngebäude sind unsaniert
Ab 2033 soll nach Plänen der EU der Mindeststandard eines Wohngebäudes bei Energieklasse D liegen. Das bedeutet, dass der Energieverbrauch zwischen 100 und 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegt.
Doch es gibt in Deutschland noch zahlreiche Wohngebäude, deren Energieklassen weit darunter liegen. Ganz genau kann man nicht wissen, wie viele Wohnungen in der Effizienzklasse E, F, G, H oder sogar noch schlechter liegen. Unterschiedlichen Berechnungen zufolge sind es jedoch zwischen mehr als 50 Prozent oder sogar 80 Prozent der Häuser.
Wertverlust bis zu 50 Prozent auf dem Land
Genau diese Häuser verlieren jetzt massiv an Wert. Immobilieninvestor Jones Lang LaSalle (JLL) hat für die FAZ berechnet, wie hoch der Wertverlust bei diesen Immobilien ausfällt. So stellt JLL fest, dass im ersten Quartal 2023 Mehrfamilienhäuser mit einer Effizienzklasse von E oder schlechter im Schnitt fast 30 Prozent weniger wert waren, als vergleichbare Häuser in höheren Klassen.
In den Städten ist der Wertverlust weniger dramatisch als auf dem Land. In der Stadt sind viele Käufer noch bereit, für eine gute Lage auch ein unsaniertes Haus zu kaufen. Doch auch dort verlieren Altbauten an Wert: In Leipzig sanken die Preise im ersten Quartal des Jahres für Häuser in den Klassen E bis H um fast 10 Prozent. In München verzeichneten diese Häuser sogar 12 Prozent Wertverlust. Lediglich in Berlin steigen die Preise weiter.
Auf dem Land ist die Lage aber noch dramatischer. Dort stellt Immoscout24 fest, dass schlecht sanierte Häuser zum Teil 50 Prozent weniger wert waren als Nachbarhäuser, die gut saniert waren.
Sanierungsmaßnahmen sind sehr teuer
Das alles hat natürlich auch einen Grund: Die Sanierung dieser alten Häuser wäre extrem teuer. Immoscout24 stellt auf ihrer Plattform vermietet.de zusammen, welche Maßnahmen getan werden müssen, um mit einem Gebäude um zwei Effizienzklassen nach oben zu rutschen. Demnach müsste ein Eigentümer eines Hauses der Klasse G folgendes tun, um danach in die Klasse E zu rutschen:
- Alte Fenster austauschen
- Dach und Fassade dämmen
- Neue Heizung installieren
Um noch weiter nach oben zu rutschen, müsste man noch über den Einsatz von Solarzellen, einer Wärmepumpe mit Fußbodenheizung oder eine solarthermische Anlage nachdenken.
Dass sich nicht jeder potenzieller Käufer solche Maßnahmen leisten kann oder will, ist da verständlich. Es sei denn, das Haus ist ein echtes Schnäppchen. Derweil erteilt das Habeck-Ministerium dem Mega-Deal bei Viessmann „grünes Licht“.
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