Krieg in der Ukraine
Russischer Oligarch lobt Russlands Wirtschaft: Sanktionen waren „großer Fehler“ des Westens
VonAmy Walkerschließen
Der russische Oligarch Oleg Deripaska ist kein Fan des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Doch jetzt lobt er die Resilienz der russischen Wirtschaft. Die Sanktionen würden nie wirken, sagt er.
Moskau – Oleg Deripaska ist einer der reichsten Männer Russlands. Er ist Gründer des Stahlunternehmens Rusal, sein Vermögen wird auf rund 2,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Mit dem Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine gehörte er auch zu den wenigen kritischen Stimmen aus Russland. Er sagte, er habe keinen Mehrwert am Krieg erkennen können. Und er befürchtete schwere Folgen für die Wirtschaft des Landes.
Doch jetzt meldet er sich positiver gestimmt zurück: Im Gespräch mit der Financial Times (FT) sagt er, dass er „überrascht“ von der Resilienz Russlands sei. Er hatte befürchtet, 30 Prozent der Wirtschaft würde kollabieren. „Aber es ist viel weniger“, sagt Deripaska.
Deripaskas Hotel wurde vom Kreml beschlagnahmt
„Der Privatsektor hat einen Weg gefunden, zu wirtschaften und das mit Erfolg“, sagte der Oligarch der FT. Obwohl er zuvor von einem schweren Schlag für die russische Wirtschaft ausgegangen war, sagt er nun, dass er „schon immer“ an die Effektivität von Sanktionen gezweifelt habe. „Wir haben uns so viel Mühe gegeben, die Welt global aufzustellen, bei Investitionen, beim Informationsaustausch.... [...] Sanktionen sind da ein Werkzeug aus dem 19. Jahrhundert. Wir können nicht glauben, dass das im 21. Jahrhundert effektiv sein würde“, so Deripaska.
Deripaska hat seine Kritik am Krieg wohl auch deshalb zurückgefahren, weil er – wie andere Oligarchen in Russland – unter Druck des Kremls steht. Sie sollen höhere Steuern bezahlen, mutmaßlich um den Krieg von Präsident Wladimir Putin mitzufinanzieren. In einigen Fällen wurden sie auch gezwungen, Vermögenswerte an den Staat abzugeben. So auch bei Oleg Deripaska: Ende 2022 wurde eines seiner Hotels im Schwarzmeeresort Sotschi von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und an eine staatliche Stiftung übergeben.
Deripaska: Subventionen haben Russlands Wirtschaft gerettet
Was die Resilienz der russischen Wirtschaft betrifft, so vermutet der Oligarch, dass der Kreml mit Subventionen für große Staatsunternehmen in der Lage war, die Wirtschaft erfolgreich zu stützen. „Der Staatskapitalismus hat diese riesigen Konglomerate mit geringer Produktivität, geringer Auslastung und niedrigen Löhnen geschaffen. Jetzt bin ich überrascht zu sehen, dass die Löhne in einigen dieser Fabriken den Löhnen [von Unternehmen] ähneln, die ich in derselben Region gegründet habe“, fügte er hinzu. „Sie haben Geld, sie werden rekrutieren, sie werden wettbewerbsfähig sein.“
Der Oligarch glaube an die schwindende Macht des Westens. Der globale Süden werde sich nicht den Sanktionen anschließen, was der russischen Wirtschaft weiterhin Chancen bietet. „Wissen Sie, die müssen jeden Tag eine Milliarde Menschen mit Essen versorgen. Und Sie verlangen von ihnen, sich [den Sanktionen] zu verpflichten oder zu leiden“. Die Sanktionen seien „ein großer Fehler“.
Getreideexporte aus Ukraine und Russland: Lebensnotwendig für den globalen Süden
Dabei spielt der Oligarch darauf an, dass Getreideexporte aus der Ukraine und Russland von entscheidender Bedeutung vor allem für Afrika sind. Russland war im Juli aber aus dem Getreideabkommen ausgestiegen, das der Ukraine trotz des Krieges den Export von Getreide und anderen Lebensmitteln über das Schwarze Meer ermöglichte.
Putin lehnt eine Wiederaufnahme des Abkommens ab. Er verlangt vielmehr eine Lockerung der westlichen Sanktionen, weil er dadurch den Export von eigenem Getreide und Dünger behindert sieht. Der Kremlchef hat angeboten, die ukrainischen Mengen durch russisches Getreide zu ersetzen und auch Lebensmittel kostenlos bereitzustellen.
So begründet Deripaske auch, dass die Sanktionen nicht sinnvoll seien. 70 Prozent der nächsten Milliarde Menschen komme im globalen Süden zur Welt. „Lasst uns realistisch sein. Diese Menschen wollen Entwicklung haben, brauchen russische Ressourcen, russische Lösungen, Handel mit Russland“, schlussfolgert Deripaska.
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