Soziale Spaltung
Studie zeigt, wie sich Armut und Wohlstand in Deutschland verteilen
Wie ungleich sind Deutschlands Städte? Und wo leben die Reichen und Armen? Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zu diesen Fragen.
Berlin - Inmitten der Diskussionen um das Vermögen der Superreichen und möglichen Kürzungen beim Bürgergeld, liefert eine Studie neue Erkenntnisse zu sozialer Spaltung und Armutsquoten in Deutschlands Städten. Die Studie des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung Berlin (WZB) erhielt erstmalig Zugriff auf deutschlandweite Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dadurch konnten soziale Ungleichheiten auch anhand der Verteilung von Einkommen und Bildung für 150 Städte analysiert werden.
Regionale Unterschiede bei Armutsverteilung: Soziale Polarisierung in Ostdeutschland hoch
Bezüglich der räumlichen Verteilung von Arm und Reich, die auch als soziale Segregation bezeichnet wird, findet der Autor Marcel Helbig regional unterschiedliche Ergebnisse. In ostdeutschen Städten ist die soziale Segregation kontinuierlich gestiegen und hat sich zuletzt auf einem überdurchschnittlich hohem Niveau eingependelt. Grundsätzlich haben sich die Armutsquoten in Ostdeutschland allerdings deutlich verringert. Dies führt der Autor auf die positive Arbeitsmarktentwicklung und Einführung des Mindestlohns zurück.
Im Ruhrgebiet ist seit 2014 eine stark ansteigende soziale Polarisierung zu beobachten. Dies verläuft im Einklang mit einer Zunahme der Armutsquote. Mit Gelsenkirchen, Gladbeck und Duisburg finden sich gleich drei Städte aus Nordrhein-Westfalen unter den fünf ärmsten Deutschlands (siehe Tabelle). Auch die soziale Spaltung in norddeutschen Städten befindet sich auf einem vergleichsweise hohen Niveau, zeigte zuletzt aber keine sich weiter verstärkende Dynamik auf. Einzig in der Region Süddeutschland ist die soziale Segregation auf einem niedrigen Niveau. Von den fünf Städten mit dem höchsten Anteil an Gutverdienern liegen vier im Süden Deutschlands.
| Ärmste Städte (nach Armutsquote) | Reichste Städte (nach Anzahl Gutverdienende) |
| 1. Gelsenkirchen (NRW) 25,7 % | 1. München (Bayern) 31,7 % |
| 2. Bremerhaven (Bremen) 23,4 % | 2. Stuttgart (Baden Württemberg) 28,6 % |
| 3. Gladbeck (NRW) 20,5 % | 2. Ingolstadt (Bayern) 28,6 % |
| 4. Duisburg (NRW) 19,5 % | 4. Wolfsburg (Niedersachsen) 28,0 % |
| 4. Wilhelmshaven (Niedersachsen) 19,5 % | 5. Erlangen (Bayern) 27,9 % |
Laut der Studie hat die soziale Polarisierung vor allem in Städten zugenommen, die einen hohen Leerstand und geringe Mieten aufweisen. Hingegen kann ein angespannter Mietmarkt zu einer stärkeren sozialen Durchmischung führen, da Personen aus der Mittelschicht in ärmere Stadtteile ziehen. Die Zeit hat die Ergebnisse der Studie für die einzelnen Städte in interaktiven Karten aufbereitet.
Weniger Armut in deutschen Städten - Altersarmut in Städten mit schwierigem Wohnungsmarkt
Die Studie findet zusätzlich, dass Armut in Deutschland innerhalb der letzten Jahre zurückgegangen. Dies ist auf eine sinkende Zahl der Personen zurückzuführen, die für Ihren Lebensunterhalt vom Staat unterstützt werden. Im untersuchten Zeitraum zwischen 2013 - 2022 sank die Zahl der Hartz-IV-Empfänger von mehr als 5 Millionen auf ca. 3,5 Millionen Menschen. Dieser Wert stieg kürzlich wieder auf knapp 4 Millionen Menschen an. Ein Grund dafür sind unter anderem die Zunahme an geflüchtete Menschen, welche einen Anspruch auf Grundsicherung erhalten.
Darüber hinaus gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersarmut und Städten mit angespannten Wohnungsmarkt. Dieser Zusammenhang, sowie die allgemeine Altersarmut, ist vor allem in Ostdeutschland stark ausgeprägt.
Rubriklistenbild: © CHROMORANGE / Karl-Heinz Sprembe
