Strategiewechsel
Umdenken bei Porsche: Aktie im Sinkflug, E-Autos im Rückwärtsgang
VonPatrick Freiwahschließen
Die schwächelnde VW-Tochter Porsche rüttelt an ihrer Elektrostrategie. Statt reiner Stromer rücken Hybrid- und Verbrenner-Modelle wieder in den Fokus.
Zuffenhausen/München – Porsche galt lange als einer der Vorreiter der Elektromobilität. Bis 2030 sollten über 80 Prozent der Modelle der Performance-Marke von Volkswagen vollelektrisch sein.
Doch die Realität sieht anders aus: Absatzschwund, sinkende Margen und eine schwächelnde Aktie zwingen den Stuttgarter Autobauer zum Strategiewechsel. Statt auf eine reine Elektro-Zukunft zu setzen, investiert Porsche nun wieder verstärkt in Verbrenner und Hybridmodelle.
Statt E-Mobilität: Warum Porsche wieder auf Verbrenner umschwenkt
Der Rückzug kommt nach übereinstimmenden Berichten nicht überraschend. Schon im Herbst 2023 ließ das Unternehmen durchblicken, dass die Strategie nicht in Stein gemeißelt sei. Nun ist klar: Porsche wird sich breiter aufstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Technologie-Offenheit“ hat also auch bei der VW-Tochter wieder an Bedeutung gewonnen.
Denn die Verkaufszahlen von Porsche sind rückläufig. 2024 wurden weltweit 310.700 Fahrzeuge verkauft – drei Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders dramatisch ist der Einbruch in China mit einem Minus von 28 Prozent. Auch der elektrische Taycan kämpft mit Absatzproblemen: Nur rund 20.800 Exemplare wurden verkauft – fast 50 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
Strategiewandel: Porsche investiert viel Geld für neue Verbrenner
Ein weiteres Problem für Porsche ist die allgemeine Marktentwicklung. Die Nachfrage nach Elektroautos wächst langsamer als erwartet, hohe Produktionskosten und fehlende Infrastruktur bremsen vielerorts den Wandel. Gleichzeitig bleiben klassische Verbrennermodelle und Hybridantriebe gefragt. Porsche muss nun den Spagat zwischen alten und neuen Technologien meistern.
Porsche reagiert mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm. Im Jahr 2025 sollen laut einer offiziellen Mitteilung bis zu 800 Millionen Euro u. a. in neue Modelle mit Verbrennungsmotor oder Plug-in-Hybridantrieb fließen. Gleichzeitig werden Batterieprojekte weitergeführt, jedoch mit weniger Fokus als ursprünglich geplant.
Verbrenner statt Elektro: Umdenken könnte Porsche Macan betreffen
Ein Zeichen für den Strategiewechsel: Das SUV Macan, ursprünglich als reines E-Modell geplant, könnte nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wieder mit Verbrennermotor erscheinen. Auch andere Modelle werden wohl länger als geplant mit klassischen Antrieben angeboten.
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Die Ikone Porsche 911 ist davon nicht betroffen: Die traditionsreiche Modellreihe sollte von vornherein nicht als reines E-Auto erscheinen. Besonders bei Sportwagen-Kunden sei die Skepsis gegenüber Elektroantrieben hoch, betont das Unternehmen.
Porsche: Schwächelnde Aktie und Druck auf das Management
Zu der Entwicklung gehört auch, dass die Porsche-Aktie seit ihrem Börsengang 2022 stark an Wert verloren hat: Von den Höchstständen Monate nach dem Start ist der Kurs mittlerweile um etwa 50 Prozent gesunken. Anleger sorgen sich um sinkende Margen und stagnierende Umsätze – 2025 erwartet Porsche einen Umsatz von 39 bis 40 Milliarden Euro, ähnlich wie im Vorjahr.
Die finanzielle Lage sorgt unweigerlich für Rumoren in der Führungsetage: Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen müssen gehen, an der Porsche-Spitze könnte sich ein Wechsel abzeichnen: Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) steht Oliver Blume, der gleichzeitig auch als CEO der Konzernmutter Volkswagen fungiert, vor der Wachablösung.
Antriebe bei Porsche: Technologie-Offenheit als neue Maxime
Porsche setzt nun also auf Flexibilität: Elektromobilität bleibt ein wichtiges Thema, doch der Verbrenner wird nicht vorschnell abgeschrieben. Die Strategie ist ein Kompromiss – und eine Reaktion auf die schwächelnde Nachfrage.
Ob dieser Kurs langfristig erfolgreich ist, wird sich zeigen. Derweil könnte bei dem Sportwagenhersteller eine vierstellige Zahl an Arbeitsplätzen dem Sparprogramm zum Opfer fallen. (PF)
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