„Absolut hart bleiben“
Tabula Rasa bei Tesla: Musk setzt fast komplettes Supercharger-Team vor die Tür
VonPatrick Freiwahschließen
Tesla hat wirtschaftliche Probleme. Elon Musk reagiert drastisch und setzt zahlreiche Mitarbeiter vor die Tür. Es trifft besonders die Abteilung Supercharger.
Austin/München – Lange ging es für Tesla nur bergauf, 2024 sieht das anders aus: Der Umsatz im ersten Quartal schrumpfte erstmals seit Jahren (minus neun Prozent) – und beim Gewinn ging es um 55 Prozent nach unten. Angesichts der jüngeren Entwicklung setzte beim E-Auto-Pionier ein massives Stühlerücken ein, bei dem etwa ein Zehntel der Belegschaft vor die Tür gesetzt wird.
Gab Elon Musk kürzlich bekannt, dass weltweit etwa 14.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen müssen, sorgt der schillernde CEO nun mit einem weiteren, bemerkenswerten Vorgang für Aufsehen:
Supercharger-Verantwortliche mit Team von Tesla vor die Tür gesetzt
Nahezu das gesamte Team wird gefeuert, welches für den Aufbau und Betrieb der Supercharger-Ladestationen zuständig war. Darunter befinden sich hochrangige Führungskräfte wie Rebecca Tinucci, die seit sechs Jahren für Tesla das Netzwerk der Schnellladestationen verantwortete. Zunächst berichtete The Information darüber, die Bestätigung erfolgte mittlerweile von mehreren Stellen.
Die gesamte Abteilung mit rund 500 Leuten werde geschlossen, wenige Arbeitskräfte sollen auf andere Bereiche verteilt werden. Welche Auswirkungen die Maßnahme auf Teslas Ladestationen-Netzwerk haben wird, ist noch nicht konkret absehbar. Auch in Deutschland reduziert der US-Autobauer Tesla seine Belegschaft:
Musk will „mit voller Härte durchgreifen“ – mehrere Tesla-Führungskräfte weg
Der Exodus von Führungskräften geht mit einem Kurswechsel bei Tesla einher, über die der in Südafrika geborene Unternehmer kürzlich aufklärte. Die Entlassung mehrerer Manager ist laut Branchenkennern zum großen Teil dem Sparkurs geschuldet, der wegen der Gewinneinbußen vom CEO verordnet wurde. Auch Daniel Ho, Chef der Produktentwicklung, muss laut Agence France-Press (AFP) seine Sachen packen.
Zudem ging laut Reuters der für Politikbeziehungen Verantwortliche Rohan Patel, das Team des ehemaligen Obama-Beamten wird demnach aufgelöst. In einer E-Mail erklärte Musk, er wolle „bei der Reduzierung der Mitarbeiterzahl und der Kosten mit voller Härte durchgreifen“. Jede Führungskraft, die „an mehr als drei Menschen festhält, die den Test auf Exzellenz, Nutzen und Vertrauenswürdigkeit nicht offensichtlich bestehen“ werde entlassen, kündigte Musk laut The Information an.
Tesla Supercharger: Musk äußert sich über künftige Strategie
Müssen Tesla-Fahrer nun bei ihren Elektroautos um ihre Stromversorgung fürchten? Laut Teslamag.de bestätigte Musk auf Nachfrage, dass im Bau befindliche Supercharger-Standorte fertiggestellt und wo nötig auch neue gebaut werden. Auf der Social-Media-Plattform X erklärte der Tesla-Chef, man wolle das Supercharger-Netz nur langsamer durch neue Standorte erweitern und mehr auf eine hohe Auslastung bestehenden Stationen achten.
Geht es nach Gene Munster, geschäftsführender Gesellschafter von Deepwater Asset Management, bekräftigt Musk mit den jüngeren Entwicklungen seine dominante Rolle bei dem Autobauer. „Solange Elon an Bord bleibt, kann er auf talentierte Mitarbeiter zurückgreifen, um den Betrieb am Laufen zu halten, also hängt alles davon ab, ob Elon bleibt“, erklärt der Tesla-Investor gegenüber Reuters. Angesichts der schwächelnden Absatzzahlen sei dies für einige Investoren wichtiger als die Abgänge von Führungskräften.
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Teslas Autoproduktion nicht mehr alleine im Vordergrund
Dabei ist schon länger bekannt, dass Tesla grundlegende Strategieänderungen plant, was zwangsläufig eine Neuaufstellung im Management mit sich bringt. Elon Musk erklärte bei einer Analystenkonferenz, dass die Zukunft des Unternehmens in künstlicher Intelligenz und Robotaxis nicht mehr ausschließlich in der Automobilproduktion liege. Pläne für eine neue, erschwingliche Modellreihe wurden Berichten zufolge erstmal verworfen. (PF)