Daten dürfen in die USA gespeichert werden

Erfolg für Elon Musk: Tesla erhält in China Erlaubnis für autonomes Fahren

  • Markus Hofstetter
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Bei einem Besuch in Peking traf Elon Musk den chinesischen Premier und vereinbarte eine Partnerschaft mit Baidu. Nun kann Tesla seinen Autopiloten auch in der Volksrepublik einsetzen.

Peking - Tesla hat mit seinem Full Self-Driving Mode (FSD) nicht nur positive Erfahrungen gemacht. So beendete der US-Elektroautobauer Anfang April 2024 ein Gerichtsverfahren wegen eines tödlichen Unfalls bei Nutzung der Autopilot-Funktion mit einem Vergleich. Das widerspricht eigentlich der Linie von Tesla-Chef Elon Musk. Und Ende April hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) eine neue Untersuchung des Fahrassistenzsystems von Tesla eingeleitet.

Tesla erhält in China Zulassung für autonomes Fahren: Bisher war FSD in China nicht verfügbar

Da kann Elon Musk gute Nachrichten gebrauchen, auch im Hinblick auf seine Ankündigung, im Sommer ein autonom fahrendes Robotaxi vorstellen zu wollen. Diese kommt nun aus China. Musk ist am Sonntag (29. April) zu einem Überraschungsbesuch nach Peking gereist, um Regierungschef Li Qiang zu treffen. Wie Reuters unter Berufung auf Insider berichtet, war die Freigabe des FSD das zentrale Thema des Treffens.

Bislang konnte Tesla die seit vier Jahren verfügbare FSD-Software trotz hoher Nachfrage nicht in China anbieten. Die chinesischen Aufsichtsbehörden hatten Tesla verpflichtet, ab 2021 alle gesammelten Daten der chinesischen Flotte in Shanghai zu speichern, ein Datentransfer in die USA war nicht möglich.

Elon Musk hat bei einem Blitzbesuch Chinas Premier Li Qiang. Dabei ging es um Teslas Autopiloten FSD

Insidern zufolge ist dies jedoch notwendig, um Algorithmen für autonome Fahrtechnologien zu trainieren. Chinas komplizierte Verkehrsbedingungen mit mehr Fußgängern und Radfahrern als in vielen anderen Märkten bieten mehr Szenarien, die für das Training von Algorithmen für autonomes Fahren in einem schnelleren Tempo wichtig sind, sagen Branchenexperten.

Tesla erhält in China Zulassung für autonomes Fahren: Daten dürfen nun in die USA übertragen werden

Als Ergebnis der Verhandlungen über die FSD-Software darf Tesla die im Rahmen des Programms für autonomes Fahren in China gesammelten Daten nun auch in den USA speichern. Nach Angaben des chinesischen Automobilverbands CAAM erfüllen die Tesla-Modelle 3 und Y nun die chinesischen Anforderungen an die Datensicherheit, beide Modelle wurden am Sonntag in die Liste der für den autonomen Fahrmodus zugelassenen Autos aufgenommen. Am Montag einigte sich Tesla laut zwei Insidern zudem mit dem chinesischen Suchmaschinenriesen Baidu auf eine Lizenz zur Nutzung von Navigationsdaten.

Musk traf sich auch mit Robin Zeng, dem Chef des chinesischen Batterieriesen CATL. Zengs Besuch bei Musk im Hotel wurde von mehreren Personen beobachtet, CATL äußerte sich nicht dazu. Auch Tesla kommentierte den nicht öffentlich angekündigten Blitzbesuch seines Firmenchefs nicht.

Tesla erhält in China Zulassung für autonomes Fahren: Konkurrenten begrüßen den Schritt

Konkurrierende chinesische Autohersteller und Zulieferer wie XPeng und Huawei Technologies versuchten, Tesla durch die Einführung ähnlicher Software auszustechen. Die Aktienanalysten von Wedbush bezeichneten den Überraschungsbesuch daher als „wichtigen Moment für Tesla“. Tesla-Konkurrent Xpeng begrüßte nun die Zulassung für Tesla. „Nur wenn mehr gute Produkte und Technologien auf den Markt kommen, kann die Erfahrung des gesamten Marktes und der Kunden verbessert werden, und das wird die Entwicklung des Marktes auf gesunde Weise beschleunigen“, sagte Xpeng-Chef He Xiaopeng.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

China hat den Kurs der totalen digitalen Abschottung gelockert. So konnte Bundesverkehrsminister Volker Wissing kürzlich bei einem Besuch in Peking eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit beim autonomen Fahren unterzeichnen. Mercedes-Benz hatte Ende 2023 als einer der ersten Automobilhersteller die Genehmigung erhalten, automatisierte Fahrfunktionen seines „Drive Pilot“ auf öffentlichen Straßen in Peking zu testen.

Für Tesla ist China nach den USA der zweitgrößte Absatzmarkt weltweit. In Shanghai unterhält das Unternehmen seine größte Fabrik. Derzeit leidet der Konzern allerdings unter einer Flaute auf dem Elektroautomarkt, gegen die Tesla mit Preissenkungen ankämpft.

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