Forderung nach europäischer Lösung
Billiganbieter Temu weist Kritik zurück – Widerstand wächst trotzdem
VonBona Hyunschließen
Temu hat gegenüber Ippen.Media Stellung zu Kritikpunkten genommen. Derweil werden Forderungen nach einer härteren Gangart gegen Billig-Marktplätze lauter.
Berlin – In den vergangenen Wochen häufte sich die Kritik an Billiganbieter Temu. So riefen Verbraucherschützer und Experten zur Vorsicht auf – auch auf Bewertungsportalen berichteten Kunden von negativen Erfahrungen beim Shoppen mit Temu. Gegenüber Ippen.Media hat sich der Anbieter nun zu Wort gemeldet.
Billiganbieter Temu weist Kritik über fehlende Qualitätsprüfung zurück
Kritisiert an Temu wird zum Beispiel die mangelhafte Qualität der Ware. Die Ware wird direkt vom Hersteller (aus China) geliefert. Gegenüber Ippen.Media gab Temu zunächst an, dass Drittverkäufer ihre Waren anbieten und Temu die Produkte nicht selbst herstelle.
„Sobald Produkte unter Verdacht stehen, gefälscht oder sogar gefährlich zu sein, leitet Temu eine sofortige Überprüfung der Produkte ein und nimmt sie im Zweifelsfall von der Plattform“, sagte eine Mitarbeiterin von Temu. Temu arbeite zudem aktiv mit seinen Verkäufern zusammen, um zu bestätigen, dass die Waren alle erforderlichen Kriterien erfüllen.
Kritik an Billiganbieter Temu – Datensammlung laut Mitarbeiterin klares Ziel
Ein weiterer Kritikpunkt gegenüber Temu betrifft die fehlende Datensparsamkeit: Die Temu-App fordert auf dem Smartphone oder Tablet zahlreiche Zugriffsberechtigungen ein, beispielsweise auf die Kamera, auf das Mikrofon oder das Adressbuch im Smartphone. Diese Zugriffe werden aber für den Bestellprozess aber gar nicht benötigt.
„Temu legt großen Wert auf den Schutz der Privatsphäre und ist transparent in Bezug auf seine Datenpraktiken“, sagte die Mitarbeiterin. Das Unternehmen sammele Informationen für die Bereitstellung und kontinuierliche Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen für die Nutzer. Die von Temu gesammelten Daten entsprächen der gängigen Branchenpraxis.
Widerstand gegen Temu wächst – Forderung nach europäischer Lösung wird lauter
Doch trotz Klarstellung wächst der Widerstand gegen den Anbieter. Handelsexperten und Verbände fordern ein strikteres Vorgehen gegenüber chinesischen Billig-Marktplätzen wie Temu, welcher auf dem Vormarsch ist. „Weder der europäische noch der deutsche Gesetzgeber sind in der Lage, ihre Verordnungen und Gesetze gegenüber chinesischen Unternehmen vollständig durchzusetzen“, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stephan Tromp, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dadurch entstünden Wettbewerbsverzerrungen.
Die Flut an Paketen aus China sei ein europaweites Problem, für das es eine europäische Lösung geben muss. Viele Pakete kämen zum Beispiel im Logistikzentrum des Brüsseler Flughafens an. „Und wenn die Produkte erst mal in Europa sind, dann haben sie mehr oder weniger freie Bahn. Wir müssen unseren Binnenmarkt schützen“, sagte Tromp. „Wenn ein Markt mit unsicheren Produkten überschwemmt wird, ist Gefahr im Verzug.“
Kritik an Temu: Handelsverband fordert ertüchtigten Zoll und mehr Marktüberwachung
Handelsplattformen wie Temu müssten aber nicht verbannt werden. „Wenn sich alle an die gleichen Regeln halten müssen, findet Wettbewerb zum Wohle des Verbrauchers statt. Dann siegt die bessere Lösung“, sagte Tromp. Aber wenn es sich solche Plattformen leichter machen könne, weil Politik und Behörden sie nicht so stark kontrollieren, sei das unfair.
Der HDE fordert daher eine Stärkung des Zolls, der etwa für die Paketabfertigung zuständig ist. „Der Zoll es mit der schieren Masse schlicht überfordert“, sagte Tromp, der auch Experte für Digitalisierung beim HDE ist. Ein Ansatzpunkt könnte eine digitale Plattform sein, auf der jede Sendung angemeldet werden müsse. Pakete von Händlern, die sich nicht an die Regeln hielten, könnten so einfacher und schneller aussortiert werden. Außerdem müsse die Marktüberwachung im großen Stil tätig werden. (bohy mit dpa)
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