„Kann unser Land nicht angreifen“
Strom wird deutlich teurer – Nato-Land verringert Energie-Lieferungen in die USA
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Trump hat kanadische Stromimporte mit Zöllen belegt. Ontario, eine Region in Kanada, reagiert darauf. Für die Einwohner der USA bedeutet das höhere Stromkosten.
Ontario – „Er muss verstehen, dass er uns nicht angreifen kann“: Mit diesen Worten bestätigte Doug Ford, Premierminister des kanadischen Staats Ontario, Kanadas Reaktion auf die Strafzollpläne von US-Präsident Trump. Ab Montag (10. März) wird Ontario 25 Prozent mehr für die Stromlieferungen an US-amerikanische Abnehmer verlangen. Auslöser des Ganzen waren höhere Zölle auf kanadische Stromimporte von der US-Seite aus.
Ontario reagiert auf US-Zölle – und macht die Strompreise teurer
Er wolle das nicht tun, sagte Ford in einem Interview mit dem Nachrichtensender CBS News. Aber Trump müsse verstehen, „dass er nicht einfach unser Land angreifen kann, wirtschaftlich, und dann auch noch erwartet, dass wir nichts tun.“ Die kanadischen Zölle auf Stromlieferungen würden 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmen betreffen, erklärte Ford. Ontario beliefert vorrangig die US-Bundesstaaten Minnesota, New York und Michigan mit Energie, und in diesen Regionen würden die Preise nun deutlich steigen.
„Wir sehen das bereits bei den Gaspreisen im Nordosten“, sagte Ford. „Die Gaspreise werden steigen ... schon wieder.“ Dem Premier zufolge würden wichtige Produktionsketten den Dienst einstellen. Als Beispiel dafür nannte er die Autoindustrie. Bestimmte Autoteile würden die Grenze zwischen Kanada und den USA bis zu achtmal überqueren, ehe das Auto in Ontario, Michigan oder einem anderen Staat zusammengebaut werde.
Trump habe ein „absolutes Chaos“ erschaffen, das es nun zu reparieren gelte. Allerdings könne er das noch verhindern, indem er die neuen Zollerhöhungen auf kanadische Waren, die in die USA gelangen, kippe. Sowohl gegen Kanada als auch gegen Mexiko und China hatte Trump kurz nach seiner Vereidigung massive Strafzölle angekündigt. Dafür hatte er verschiedene Begründungen geliefert – alle drei Länder hätten nicht genug dagegen getan, dass massenhaft Lieferungen der Droge Fentanyl in die USA gelangen. An anderer Stelle hatte Trump das massive Handelsdefizit der USA beklagt.
„Das Schlimmste, was er hätte tun können“ – Kanada hofft auf Republikaner-Unterstützung
Laut der Nachrichtenagentur Reuters importieren die USA lediglich einen Prozent des Gesamtstrombedarfs. Gleichzeitig aber seien vor allem der Staat New York und Regionen wie New England deutlich von in Kanada generierter Elektrizität abhängig. Das könnte bedeuten, dass es in diesen Regionen schon bald höhere Stromrechnungen gibt.
„Alle drei Gouverneure glauben, dass es absolut schrecklich ist, seine engsten Verbündeten und Freunde mit Zöllen zu belegen“, zitierte das kanadische Nachrichtenportal CBC den Premier von Ontario. „Und die Republikaner, nun, hinter verschlossenen Türen sagen die auch, dass es das Schlimmste ist, was er (Trump) hätte tun können. Es müssten mehr Republikaner sich trauen und dagegen aussprechen. Aber sie haben zu viel Angst.“
Tim Walz, Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota, sah in Trumps Handelsstreit eine „ernste Bedrohung“ für die künftigen Handelsbeziehungen mit Kanada. „Auch wenn der Präsident offenbar keinen Wert auf Partnerschaften legt, die uns Milliarden von Dollars in die Wirtschaft spülen – Minnesota tut das durchaus“, hatte Walz in einem geschriebenen Statement Anfang März mitgeteilt.
Höhere Zölle auf Elektrizität – Kanada erhöht auch die Zölle auf andere US-Waren
Am Dienstag hatte Trump Aufschläge von zehn Prozent auf kanadische Energieimporte eingesetzt. Darauf hatte Ontario reagiert. Daneben herrscht ein gewisses Chaos mit weiteren US-Zöllen, die kanadische Güter betreffen – hier hatte Trump schon früh Zölle in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Auch hier hatte Kanada mit Gegenzöllen geantwortet, die schon (Stand 9. März) in Kraft sind, aber am 7. März hatte Trump seine Maßnahme verschoben und dem nördlichen Nachbarn damit einen Aufschub gewährt. Das Hin-und-Her des US-Präsidenten stößt auf beiden Seiten der Grenze aktuell auf Kritik.
„Menschen werden ihre Jobs verlieren, ihre Rente, all das, wofür sie ein Leben lang gearbeitet haben“, beklagte Ontarios Premierminister. Und, angesprochen darauf, dass er Trump im November noch unterstützt hatte, sagte Ford: „Ich dachte, er wird einen guten Job machen. Mann, lag ich daneben.“
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