Immobilien
Nachfrage nach Eigenheimen steigt: Können die Mieten damit endlich sinken?
- VonOlivia Kowalakschließen
Die Nachfrage nach Eigentums-Immobilen steigt wieder. Für Mieter ergeben sich daraus abgeschwächte Mieterhöhungen – jedoch ist langfristig kein Ende der Mietpreissteigerungen in Sicht.
München – Der Immobilienmarkt in Deutschland zeigt Anzeichen einer Trendwende. Gegenüber dem ersten Quartal 2023 hat die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in diesem Jahr stark zugenommen. Dem aktuellen Wohnbarometer des Portals Immoscout24 zufolge soll das Interesse am Erwerb besonders in den Metropolen gestiegen sein.
„Im Vergleich zum Vorjahr ist das Interesse am Eigentumserwerb deutlich gestiegen – in Metropolen sogar um 49 Prozent“, erklärte ImmoScout24-Geschäftsführerin Gesa Crockford. Im Umland der deutschen Großstädte Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Leipzig, Stuttgart und München erhöhte sich die Nachfrage um 31 Prozent. In kleinen und mittelgroßen Städten stieg das Interesse um 39 Prozent, auf dem Land um 24 Prozent.
Bauszins wieder gesunken: Kreditvergabe nimmt an Fahrt auf
Auch Immobilienfinanzierer beobachten eine steigende Nachfrage. Das Kreditvermittlungsportal Interhyp teilte mit, dass die Anfragen im ersten Quartal so hoch waren wie noch nie. Seit Herbst vergangenen Jahres hat sich der Bauzins um 0,7 Prozentpunkte auf ein Niveau von 3,5 Prozent verringert, nachdem er im November 2023 auf ein Zehnjahreshoch geklettert war.
Die Hälfte der befragten Kreditinstitute aus dem monatlichen Interhyp-Zinspanel gehen nach einer Auswertung von Check24 in den nächsten sechs bis zwölf Monaten davon aus, dass der Zins die Drei-Prozent-Marke erreichen wird. Die andere Hälfte ist der Meinung, dass es Schwankungen zwischen 3,5 Prozent und vier Prozent geben wird.
Die Preise für Immobilien bewegen sich demnach wieder langsam aufwärts. Bundesweit sind die Werte für Bestandswohnungen im Vergleich zum Q4 2023 um 0,6 Prozent gestiegen. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis beträgt nun 2.490 Euro. In den Städten Köln und München lassen sich der Immoscout-Berechnung zufolge die höchsten Anstiege verbuchen. Neuwohnungen erleben demgegenüber weiterhin einen Abwärtstrend im Preis.
Steigendes Interesse am Immobilienkauf zeigt Auswirkungen auf Mietpreise
Mieter dürfen sich auf positive Auswirkungen der anstehenden Trendwende einstellen. Nach einem stetig starken Aufwärtstrend bis zum vergangenen Jahr schwächt sich die Dynamik mit dem steigenden Kaufinteresse ab. „Der Mietmarkt zeigt eine abgeschwächte Preisdynamik, lässt jedoch weiterhin einen hohen Nachfragedruck erkennen“, bilanzierte Crockford.
Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum stiegen die Angebotsmieten deutschlandweit um 1,7 Prozent bei Bestandswohnungen und bei Neubauten um 1,6 Prozent. In den Städten Berlin, Stuttgart, Leipzig und Düsseldorf gingen die Mieten für Neubauten nur leicht nach oben oder sanken sogar. Hingegen erhöhten sich die Mietpreise in Hamburg, München, Frankfurt und Köln um bis zu vier Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2023.
Durchschnittlich kostete die Kaltmiete einer Zwei-Zimmer-Wohnung (70 Quadratmeter) in Deutschland im Bestand 599 Euro und im Neubau 833 Euro. „Während die Mieten perspektivisch weiter steigen, wird der Kaufmarkt zunehmend wieder attraktiver.“ ergänzte Geschäftsführerin Crockford.
Wohnungsmangel bleibt Hauptproblem der Mietpreisentwicklung
„Doch die positiven Zeichen am Kaufmarkt dürfen nicht vom eigentlichen Problem ablenken: Es fehlt nach wie vor an Wohnungen. Daher wird dringend mehr Neubau benötigt“, mahnte sie weiter. Mietpreise erlebten in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung. Experten prognostizieren, dass sich dieser Trend aufrechterhalten wird. So ist der Wohnungsmangel der treibende Faktor der Preisentwicklungen auf dem Mietmarkt.
Zudem wird der Neubau durch hohe Zinsen und hohe Baukosten zusätzlich gehemmt. Das Umfeld ist wirtschaftlich nicht attraktiv. Viele Bauträger geraten in Schieflage, sowie zuletzt die Signa Holding. Weiterhin entstehen durch städtische Gebühren, steigende Energiekosten wegen CO₂-Bepreisung und Kosten für energetische Sanierungen zusätzliche Belastungen, die sich in den Mieten abbilden. Es fehle zudem an staatlicher Förderung.
Lage auf dem Wohnungsmarkt dürfte sich nicht entspannen – bis zu 910.000 Sozialwohnungen fehlen
Aufgrund anhaltender Zuwanderung wird sich die Lage künftig nicht entspannen. Das Bündnis „Soziales Wohnen“ berechnete ein Wohnungsdefizit von 910.000 Sozialwohnungen und forderte Steuererleichterungen bei Neubauten und die Bereitstellung von 50 Milliarden Euro zur Förderung.
Aktuelle Berechnungen des Forschungsinstitut Empirica haben die Zahl der mangelnden Wohnungen auf 170.000 nach unten korrigiert – jedoch nur unter der Bedingung, dass nicht an „falschen Orten“ gebaut würde. Demnach ginge es den Autoren der Studie darum, zu differenzieren, in welchen Regionen Neubaubedarf bestehe. Die Analyse stützt sich auf die demografische Entwicklung und den zu erwartenden Bevölkerungsrückgang.
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