Bald Sparzwänge beim Autobauer
Spitzenlöhne bei VW: Balance zwischen Privilegien und Einsparungen
- VonBleranda Shabanischließen
Volkswagen sieht sich mit harten Verhandlungen konfrontiert: Die IG Metall verlangt eine Lohnerhöhung von sieben Prozent für die etwa 120.000 Mitarbeiter. Gleichzeitig wird der VW-Haustarif reduziert.
Wolfsburg – Die Löhne bei Volkswagen gehören zu den höchsten in der Automobilbranche. Wie aus den Informationen von Auto Motor Sport hervorgeht, verdienen die meisten Produktionsmitarbeiter zwischen 3.913,81 Euro und 4.303,94 Euro brutto monatlich.
Während Fachkräfte und Ingenieure bei VW weit mehr als der Durchschnittsarbeiter verdienen – ein Maschinenbauingenieur kommt beispielsweise auf ein Jahresgehalt von rund 73.500 Euro – sind die Gehälter der Führungskräfte in noch höheren Sphären angesiedelt. Top-Manager verdienen offenbar etwa 158.400 Euro im Jahr. An der Spitze der Gehaltspyramide steht Konzernchef Oliver Blume mit knapp zehn Millionen Euro Jahresgehalt. Die Gehälter der zehn Vorstandsmitglieder belaufen sich demnach insgesamt auf über 40 Millionen Euro.
Verdienstmöglichkeiten bei VW: Bis zu 150.000 Euro durch Bonuszahlungen
Neben diesen Basisgehältern profitieren viele Angestellte von zusätzlichen Bonuszahlungen und Sonderleistungen, die in einem speziellen „Tarif Plus“-Modell geregelt sind. Beschäftigte, die unter dieses Modell fallen, können laut der F.A.Z., bis zu 150.000 Euro im Jahr verdienen. Dafür müssen wohl gekoppelte Bonuszahlungen ans Management fließen.
Das sind leistungsabhängige Prämien, die an bestimmte Bedingungen oder Ziele gebunden sind. In der Regel sind diese Bonuszahlungen an das Erreichen von festgelegten Zielen wie Unternehmensgewinnen, individuellen Leistungskennzahlen oder Managementvorgaben gekoppelt.
Diese Regelung betrifft Mitarbeiter im sogenannten „indirekten Bereich“, also in Verwaltung und anderen nicht produktionsnahen Abteilungen. In diesem Bereich arbeiten dem Bericht zufolge über 30.000 Personen, bei denen die Gehälter ab 84.000 Euro beginnen sollen.
Kündigung von „Tarif Plus“ und Beschäftigungsgarantie
Volkswagen steht schon seit Jahren unter enormem Druck, seine Kosten zu senken. Besonders die Kosten im „indirekten Bereich“ sollen laut Unternehmensangaben um bis zu 20 Prozent gesenkt werden. Diese Sparmaßnahmen sind Teil eines größeren Effizienzprogramms, das VW auf den Weg gebracht hat, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Kündigung des „Tarif Plus“-Vertrags sowie der Beschäftigungsgarantie, die zuvor alle Mitarbeiter vor Entlassungen schützte.
IG Metall kritisiert VW
Besonders die Kündigung der Beschäftigungsgarantie sorgte für Aufruhr. Wie NDR berichtet, habe diese Entscheidung bei den Gewerkschaften für heftige Reaktionen gesorgt. IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger wirft VW vor, die Mitbestimmungskultur „in Brand gesteckt“ zu haben und bezeichnet die Drohung von Werksschließungen als „Öl im Feuer“. Für die Belegschaft sind dies dramatische Einschnitte, die auf lange gewachsene Privilegien abzielen.
VW-Chef plant Kostensenkungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen
Das Unternehmen selbst argumentiert, dass die hohen Personalkosten eine Bedrohung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit darstellen. Konzernchef Oliver Blume betont im ZDF, dass man auf der Kostenseite „deutlich nach unten kommen“ müsse, um Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Dies sei die Grundlage, um nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit zu wahren, sondern auch die notwendige Transformation in Richtung Elektromobilität zu stemmen.
VW steht vor einem Balanceakt: Einerseits müssen die Löhne wettbewerbsfähig bleiben, um qualifizierte Fachkräfte zu halten und langfristige Stabilität zu gewährleisten. Andererseits sind die hohen Gehälter und die damit verbundenen Privilegien schwer zu halten, wenn gleichzeitig Milliarden in neue Technologien und Produktionsverfahren investiert werden müssen.
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