Sanktionsfolgen

Fehlende Bauteile: Russland will westliche Flugzeuge seltener warten

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Die Sanktionen gegen Russland wirken sich auf die Luftfahrt aus. Russische Airlines wollen zwei Drittel ihrer zivilen Flotte seltener warten, weil sie nur schwer an die nötigen Bauteile kommen.

Moskau – Die EU-Sanktionen gegen Russland hinterlassen immer tiefere Spuren. Nun soll einem Medienbericht zufolge auch die Luftfahrtindustrie Konsequenzen gezogen haben: Russische Airlines wollen westliche Flugzeuge seltener warten. Grund dafür ist, dass die Airlines nur schwer an die für Reparaturen nötigen Bauteile aus westlicher Produktion kommen. Konkret würde das bedeuten, dass über zwei Drittel der zivilen Flotte in Russland seltener gewartet werden könnten.

Russland-Sanktionen: Weniger Wartung für 600 Flugzeuge von Boeing, Airbus, Bombardier

Die Airlines forderten von den Flugaufsichtsbehörden eine Befreiung von bestimmten Prozeduren, die laut dem Standardprotokoll Pflicht, aber derzeit nicht machbar seien, berichtete die Tageszeitung „Iswestija“ unter Berufung auf Marat Tereschtschenko, Berater des technischen Direktors bei Aeroflot. Dazu gehöre auch die „ausnahmsweise Verlängerung von Intervallen bei der technischen Instandhaltung“. Eine Entscheidung der Behörden steht demnach noch aus.

Nach Beginn des Ukraine-Kriegs vor rund einem Jahr hat der Westen Sanktionen unter anderem gegen die russische Luftfahrtbranche erlassen. Russische Fluglinien dürfen etwa in vielen Staaten nicht mehr fliegen. Westlichen Unternehmen ist es verboten, Ersatzteile zu liefern oder jegliche Art von Reparatur an Flugzeugen russischer Airlines durchzuführen. In Russland stammen derzeit immer noch rund 600 Flugzeuge aus westlicher Produktion (Boeing, Airbus, Bombardier, ATR). Das sind mehr als zwei Drittel der gesamten zivilen Luftflotte.

Russische Airlines können westliche Flugzeuge nicht mehr so oft wie nötig warten.

Sanktionen gegen Russland: Wartezeiten für Bauteile vervielfachen sich

„Bis heute halten die Probleme mit dem Zugang zur Wartungsdokumentation, zu Technologien und Anlagen für die Reparatur von Einzelteilen an“, sagte Tereschtschenko. Ebenso sei es problematisch, die von ausländischen Luftfahrtbehörden vorgegebenen Richtlinien der Flugtauglichkeit zu erfüllen. Seinen Angaben nach haben sich die Reparaturzeiten für westliche Bauteile an Flugzeugen durch die Sanktionen vervielfacht. Wegen dieser Probleme sollen nicht nur die Prüfintervalle verlängert, sondern auch „alternative“ Testverfahren zur Sicherheitsüberprüfung von Flugzeugen zugelassen werden, fordert die Branche.

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Westliche Firmen versuchen, Russland-Sanktionen zu umgehen

Auch wenn die Sanktionen gegen Russland zum Teil wirken – die russische Wirtschaft hat bisher weniger gelitten, als erwartet. Das liegt unter anderem daran, dass manche westliche Unternehmen die Sanktionen mithilfe von Drittländern wie die Türkei, China oder Indien versuchen zu umgehen. Damit ist die russische Wirtschaft zunehmend abhängig von diesen Ländern. 2022 schrumpfte die russische Wirtschaft laut IWF um 3,5 Prozent.

Rubriklistenbild: © Marina Lystseva/dpa