Skepsis gegenüber Aktienrente
Reformpläne der Ampel: So teuer wird die Rente für Jüngere
VonBona Hyunschließen
Was bedeutet die Rentenreform konkret für Jüngere? Bereits jetzt gibt es Kritik an den Vorschlägen – im Vordergrund steht dabei Lindners Aktienrente.
Berlin – Für viele junge Menschen ist der Ruhestand noch weit entfernt. Trotzdem will die Ampel-Koalition darüber entscheiden, wie viel die Jungen bis in die Rentenkasse einzahlen müssen. Zugleich sollen die Beitragszahlenden entlastet werden. Insbesondere Christian Lindner (FDP) setzt dabei auf die Aktienrente (“Generationenkapital“). Daran gibt es nun Kritik.
Rente für Jüngere: Lindner setzt auf Herzensprojekt Aktienrente
Für Berufstätige bedeuten die Renten-Pläne von Lindner und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) höhere Lohnabzüge: Der monatliche Beitrag, den Arbeitnehmende und Arbeitgebende in die Rentenkasse einzahlen, wird steigen. Bis 2025 sollen sie bei 18,6 Prozent bleiben. Ab 2035 ist ein Anstieg auf 22,3 Prozent vorgesehen. Künftig werden Arbeitnehmende also deutliche weniger Netto vom Brutto haben.
Damit die Rentenbeiträge in den kommenden Jahrzehnten nicht völlig unbezahlbar werden, setzt die Regierung auf die Aktienrente. Diese sieht vor, dass der Staat Kredite aufnimmt, um diese dann an den Finanzmärkten zu investieren.
Wie teuer wird Rente für Jüngere? Gewinn aus Aktienrente fließt ab 2036 in die Rentenkassen
Der Gewinn soll ab 2036 in die Rentenkasse einfließen. Aus Schulden des Bundes soll bis 2036 ein Kapitalstock von 200 Milliarden Euro angehäuft werden. Dieser soll durch Anlage etwa in Aktien und Fonds jährliche Ausschüttungen an die Rentenversicherung von zehn Milliarden Euro ermöglichen.
Ab dem Jahr 2024 zahlt der Bund jährlich einen zweistelligen Milliardenbetrag als Darlehen in ein neu zu errichtendes Stiftungsvermögen, das „Generationenkapital“ genannt wird. Im Jahr 2024 sind es zwölf Milliarden Euro. Der Betrag wird in den Folgejahren jährlich um drei Prozent erhöht. Im Jahr 2025 wären es laut Gesetzentwurf 12,4 Milliarden Euro, im Jahr 2045 schon 22,3 Milliarden Euro. Zudem will der Bund bis 2028 insgesamt 15 Milliarden Euro aus eigenen Mitteln – etwa durch Übertragung von Vermögenswerten wie Unternehmensbeteiligungen – beisteuern.
Rente für Jüngere: Kritik an Generationenkapital
Doch bereits jetzt gibt es Zweifel, ob diese Pläne funktionieren werden. Die Deutsche Rentenversicherung hat skeptisch auf die Pläne der Ampel reagiert und will Risiken für Beitragszahler und Beitragszahlerinnen ausgeschlossen wissen. Auch künftig dürften keine Beitragsmittel für das Generationenkapital verwendet werden, forderte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach, in Berlin am Mittwoch (6. März). „Ob mit dem Generationenkapital der Beitragssatz stabilisiert werden kann, hängt davon ab, ob die Erwartungen im Hinblick auf die Kapitalerträge erfüllt werden“, sagte Roßbach.
Auch der Lobbyverein Bund der Steuerzahler hinterfragte die Wirkung der geplanten Aktienrente. Aus Sicht des Präsidenten des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, müssten „mehr Stellschrauben zugunsten der Rentenversicherung“ genutzt werden – so Holznagel gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Holznagel stellte infrage, dass „das schuldenfinanzierte Generationenkapital überhaupt eine Beitragsdämpfung für Arbeitnehmer und Betriebe bewirken“ könne.
Neues Rentenpaket der Ampel: Was das für die Jüngeren bedeutet
Im Gesetz wurde zudem festgeschrieben, dass der aktuelle Rentenwert wie bisher jährlich angepasst wird. Hinzugefügt wird laut Entwurf nun: „Dabei soll ein Sicherungsniveau vor Steuern von 48 Prozent nicht unterschritten werden.“ Die Renten werden jedes Jahr so stark erhöht, dieser Mindestwert erreicht wird. Bis zum Jahr 2039 und darüber hinaus soll das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent eines Durchschnittseinkommens fallen.
Dies wurde von der Rentenversicherung begrüßt: „Die Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent über das Jahr 2025 hinaus bis 2039 kann dazu beitragen, das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung zu stärken, indem ein verlässliches Sicherungsziel definiert wird“, schreibt Roßbach in einer Stellungnahme. Roßbach wies jedoch auf die mögliche Steigerung von Beitragssätzen hin: „Allerdings wird das bisher in der doppelten Haltelinie vorgesehene Beitragsziel, das eine Überforderung der Beitragszahler vermeiden sollte, aufgegeben.“ (bohy mit Agenturen)
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