16 Millionen Betroffene
Rente unter 1200 Euro: Millionen Beschäftigten droht Altersarmut
- VonMax Schäferschließen
Die Rentenkrise in Deutschland könnte sich zukünftig noch verschärfen. Aktuell droht 16 Millionen Erwerbstätigen eine Rente von weniger als 1200 Euro – deutlich unter der Armutsgrenze.
Berlin – Bereits jetzt sind Millionen Menschen im Alter von Armut bedroht. Ihre Rente alleine reicht zum Leben nicht aus, die Rentnerinnen und Rentner sind auf Unterstützung wie Wohngeld oder gar Grundsicherung angewiesen. Oder sie müssen weiterhin arbeiten – zum Teil über das Alter von 70 Jahren hinaus. Die Lage könnte sich zukünftig noch verschärfen. Denn: 16 Millionen Erwerbstätigen droht eine Rente von weniger als 1200 Euro.
Weniger als 1200 Euro Rente: 16 Millionen Erwerbstätigen droht Armut im Alter
Nach aktueller Rentenformel ist derzeit rechnerisch ein Stundenlohn von 17,27 Euro nötig, um nach 45 Jahren durchgehender Vollzeitarbeit auf eine Rente von 1200 Euro im Monat zu kommen. Etwa 16 Millionen Beschäftigte verdienen jedoch derzeit weniger als 17 Euro brutto pro Stunde. Das sind rund 39 Prozent der 40,8 Millionen Beschäftigten in Deutschland. Die Zahlen stammen aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
Damit wären die Beschäftigten im Alter akut von Armut bedroht. Derzeit liegt die Grenze der Armutsgefährdung für Alleinlebende bei 1314 Euro im Monat. Um eine Rente in dieser Höhe zu bekommen, ist dem Ministerium zufolge ein Stundenlohn von 19,36 Euro nötig.
Wagenknecht sieht „schwere Rentenkrise“ – Ministerium ordnet „abstrakte“ Rechnungen ein
Dabei handelt es sich laut Arbeitsministerium jedoch um „abstrakte“ Modellrechnungen. Diese gehen etwa von einem über 45 Jahre konstanten Lohnverhältnis aus. Zusätzlich müssten andere Einkommensquellen berücksichtigt werden, da die Rente normalerweise nicht die einzige Einkommensquelle eines Haushalts sei.
„Wir haben eine schwere Rentenkrise in unserem Land“, erklärte Wagenknecht dennoch gegenüber AFP. „Wenn 16 Millionen Arbeitnehmern laut aktueller Rentenformel eine Rente unter 1200 Euro droht, dann wird Altersarmut ein noch viel größeres Problem.“ Sie fordert, dass die nächste Bundesregierung die Bevölkerung darüber abstimmen lassen sollte, ob sie zu einem Rentensystem wie in Österreich wechseln oder beim aktuellen, unzureichenden Status quo bleiben möchte.
Wagenknecht fordert gesetzliche Mindestrente von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren
„In Österreich fällt niemand, der 40 Versicherungsjahre geleistet hat, unter 1600 Euro Rente“, betonte Wagenknecht. Sie und das BSW fordern die Einführung einer gesetzlichen Mindestrente von 1500 Euro nach 40 Versicherungsjahren. Wagenknecht ist der Ansicht, dass dies „finanzierbar, wenn wie in Österreich auch bei uns alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einbezogen werden“ - insbesondere sollten „unbedingt auch Bundestagsabgeordnete und Bundesminister einzahlen müssen“.
Derzeit sind etwa 3,2 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren von Armut bedroht. Im Jahr 2013 waren es noch 2,4 Millionen. Zwar ist auch die Zahl der Menschen in dieser Altersgruppe allgemein gestiegen. Doch auch bei den relativen Zahlen zeigt sich ein Anstieg. Die Armutsrisikoquote ist von 2014 und 2022 um mehr als elf Prozent gewachsen. (ms mit AFP)
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