Forderung nach Renten-Reform
„Macht mir große Sorge“: Babyboomer schüren Angst vor Loch bei Rente
VonMark Stoffersschließen
Arbeitgeberpräsident Dulger schlägt bei der Rente Alarm. Er fordert eine Reform des Rentensystems und warnt vor einem Loch in der Rentenkasse.
Berlin – Wenn es nach Rainer Dulger geht, sieht die Zukunft der Rente wenig rosig aus. Deshalb forderte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände jüngst eine Reform. Der Arbeitgeberpräsident warnte mit seinen Aussagen bei der Deutschen Presse-Agentur zudem vor einem Loch in der Rentenkasse, welches unweigerlich durch die Generation der Babyboomer entsteht, die in den kommenden Jahren von Beitragszahlern zu Rentner werden.
Babyboomer gehen in Rente: Millionen Beitragszahler werden als Rentner zu Leistungsempfängern
„Wenn jetzt die Babyboomer in Rente gehen, dann wechseln ungefähr vier Millionen Menschen ihren Status vom Beitragszahler zum Leistungsempfänger“, sagt der Arbeitgeberpräsident. „Und dafür braucht man nicht studiert haben, um zu verstehen, dass, wenn man von mehr als 45 Millionen Erwerbstätigen in wenigen Jahren auf 40 Millionen oder gar auf 39 Millionen runterfährt, nicht nur in der Rentenkasse ein Loch entsteht.“
Durch bei dieser Renten-Entwicklung stellt Dulger die unangenehme Frage. „Dann müssen wir darüber reden, können wir das zukünftige Rentenniveau halten?“ Vor allem, wenn knapp 70 Prozent der Babyboomer einer Studie zufolge nach früher in Rente gehen wollen.
Zukunft der Rente „macht mir große Sorge“: Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln?
Wenn dieses gehalten werden solle, werde ein Großteil des Bundeshaushalts noch mehr in Soziales fließen. „Das macht mir große Sorge“, zeigt sich Dulger beunruhigt. „Und wir müssen uns gemeinsam die Frage stellen: Können wir uns vorstellen, das Renteneintrittsalter an die durchschnittliche Lebenserwartung zu koppeln?“
Bereits die Wirtschaftsweise Viktoria Grimm hatte diesen Vorschlag im Sommer 2023 ins Spiel gebracht und auch die CDU hatte mit ihren Ideen für eine Renten-Reform und ein höheres Eintrittsalter bei zukünftigen Rentnern für Aufsehen gesorgt. „Darüber müssen wir ehrlich reden. Das ist übrigens in vielen anderen Ländern längst üblich“, betont auch Dulger.
Renten-Reform in Deutschland eher unerwünscht
Doch nach Forschungsergebnissen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stehen die Deutschen einer Reform der Rente eher negativ gegenüber. „Die grundsätzliche Aversion gegen eine Renten-Reform und der Wunsch, den Status quo beizubehalten, sind demnach groß in der Bevölkerung. Und das, obwohl 40 Prozent der 25- bis 44-Jährigen mit einem Zusammenbruch des Rentensystems rechnen“, schrieb das IW bereits Mitte Dezember.
Ein um ein Jahr späterer Renteneintritt wird von den knapp 4900 über 18-Jährigen in der IW-Personenbefragung ähnlich negativ bewertet wie eine Erhöhung des Beitragssatzes um rund drei Prozentpunkte oder eine Absenkung der Rente um etwa vier Prozent. Besonders stark lehnen jene Menschen eine Reform ab, die bereits eine Rente beziehen oder die sich im letzten Drittel ihres Erwerbslebens befinden und somit von einem steigenden Renteneintrittsalter gar nicht mehr oder nur in Teilen betroffen wären.
Österreich als Vorbild für Renten-Reform in Deutschland – Wagenknecht fordert Volksentscheid
Dennoch fordert die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, dass in Deutschland per Volksentscheid über ein neues Renten-System abgestimmt wird. Hintergrund ist der Bericht der OECD aus dem Dezember, bei dem das deutsche Renten-System vergleichsweise schlecht wegkommt. „Laut OECD-Studie ist das Rentenniveau in der EU im Schnitt über zehn Prozentpunkte höher als in Deutschland“, so Wagenknecht in der Frankfurter Rundschau.
„Ich fordere eine Volksabstimmung über unser Renten-System.“ Die Deutschen sollten sich für ein Renten-System wie in Österreich entscheiden können. „Dort ist einiges anders und vieles besser, unterm Strich hat der Durchschnittsrentner 800 Euro im Monat mehr in der Tasche“, sagte die frühere Linken-Politikerin. Ob ein solcher Volksentscheid eine entscheidende Änderung bringen, bleibt ungewiss. Nach der Ansicht von Dulger und dem drohenden Loch in der Rentenkasse, wäre eine Reform der Rente nicht nur wünschenswert, sondern im Hinblick auf die Zukunft aber dringend erforderlich.
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