Berlin, Deutschland, 09.04.2025: Bekanntgabe Einigung auf Koalition von CDU, CSU, SPD zur Koalition Söder, Merz, Klingbeil, Esken
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Die neuen Koalitionäre um Friedrich Merz (CDU) wollen das Rentennivau stabil halten – doch zu welchem Preis?

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Neue Rentenpläne: Millionen Rentnern droht „Negativspirale“

  • VonFlorian Forth
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Ist die Rente wirklich sicher? Experten sehen massive Probleme bei der Finanzierung und schlagen Alarm. Für Steuerzahler könnte es teuer werden.

Berlin – Die von Union und SPD geplanten Rentenreformen stoßen bei Experten auf erhebliche Kritik. Trotz des Versprechens, das Rentenniveau bis 2031 stabil bei 48 Prozent zu halten, warnen Fachleute vor gravierenden finanziellen Folgen. Besonders die demografische Entwicklung stellt das System vor Herausforderungen.

Ist die Rente sicher? Experte befürchtet „Negativspirale“

Die Rentenpläne der neuen Koalition sehen vor, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisiert wird. Eine Maßnahme, die laut Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, bedeutet: „Die Renten werden bis 2031 weiter der Lohnentwicklung folgen – ohne demografischen Abzug.“ Ohne diesen Eingriff würde das Rentenniveau bis 2030 auf 46,9 und bis 2045 sogar auf 44,9 Prozent sinken.

Das grundlegende Problem: In den kommenden Jahren werden immer weniger Beschäftigte in die Rentenkasse einzahlen, während immer mehr Menschen Altersbezüge erhalten. Um das Rentenniveau dennoch stabil zu halten, will die Koalition die Mehrkosten mit Steuermitteln ausgleichen.

Rente: Beitragssatz könnte bis 2027 deutlich steigen

„Nun droht schon in dieser Legislaturperiode ein deutlicher Beitragssatzanstieg auf 20 Prozent“, warnt Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA. Heute liegt der Satz bei 18,6 Prozent. „Das heißt noch höhere Arbeitskosten für die Arbeitgeber und noch weniger Netto für die Beschäftigten“, erklärt er.

Der Wirtschaftswissenschaftler Martin Werding rechnet vor, dass der Beitragssatz zur Rente trotzdem steigen dürfte – bis 2027 auf 19,7 Prozent und bis 2035 auf 21,2 Prozent. Würden die Kosten für die Stabilisierung des Rentenniveaus aus der Rentenkasse finanziert, kämen bis 2035 noch einmal 0,4 Prozentpunkte hinzu.

Wirtschafts-Experte befürchtet „Negativspirale“ bei Rente

Sozialexperte Jochen Pimpertz vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt: „Die neue Koalition steuert in ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten hinein.“ Er bezweifelt, dass die im Koalitionsvertrag genannte Strategie aufgehen kann, die Rentenpläne „durch Mehreinnahmen durch Wachstum und mehr Beschäftigung zu finanzieren“.

Vielmehr befürchtet der Forscher eine „Negativspirale“, in der die hohe Ausgabenlast die Wirtschaftsdynamik hemmt und so der Bedarf an Steuer- und Beitragsgeld umso höher wird. Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm kritisiert, der Koalitionsvertrag verpasse die Chance, „die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zukunftsfest zu machen“.

Koalition aus Union und SPD plant weitere Renten-Neuerungen

Neben der Sicherung des Rentenniveaus plant die Koalition weitere kostspielige Maßnahmen: eine verbesserte Mütterrente für Frauen mit Geburten vor 1992, die mit etwa fünf Milliarden Euro jährlich zu Buche schlagen soll, sowie die neue „Frühstart-Rente“ und die „Aktivrente“.

Als Reaktion will Schwarz-Rot die Situation bei der Rente im Jahr 2029 prüfen. Zuvor soll eine Rentenkommission bis etwa 2027 das gesamte System analysieren. DPA/bearbeitet durch Florian Forth

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