Staat soll es richten
„In der Rente Flaschen sammeln“: Rentner der Zukunft fürchten sich vor Altersarmut
VonMark Stoffersschließen
Steht die Zukunft der Rente auf wackeligen Beinen? Die neue Rentner-Generation kämpft offenbar mit Abstiegsängsten und Altersarmut.
München – Bis zur Rente geht für viele junge Menschen noch einiges an Zeit ins Land. Und dennoch scheint viele potenzielle Rentner die Sorge vor der Altersarmut bereits umzutreiben, sodass für einige bei der Absicherung für die Zukunft bereits die Devise gilt: „Wer weiß, ob es später noch eine Rente geben wird“, so einer der Befragten einer Straßenumfrage in Leipzig nach Angaben des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR).
Untätig sind sie wohl nicht, auch weil das Vertrauen in die gesetzliche Rente nicht sonderlich groß erscheint. Ein weiterer Befragter macht deutlich: „Die gesetzliche Rente wird es wahrscheinlich in den nächsten Jahren immer schwieriger haben. Deswegen mache ich mir schon Gedanken und sorge auch privat vor.“ Eine Aussage, die das Bild nur verstärkt, dass unter anderem die Generation Z sich nicht nur mit ihrer zukünftigen Rente beschäftigt, sondern auch Weitsicht besitzt und gewillt ist, neue Wege zu gehen. Schließlich könnte die Rente ohne weitreichende Reform für ihre Jahrgänge auf wackeligen Beinen stehen.
„Staatliche Rente wird nicht reichen“: Rentner der Zukunft gehen für Altersvorsorge neue Wege
Dabei ist die Bundesregierung nicht untätig. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat bereits ein neues Rentenpaket angekündigt und die Reform der Rente mit dem Rentenpaket II ist eines der erklärten Ziele der Ampel-Koalition in dieser Legislaturperiode. Doch viele zweifeln daran, dass es reicht. So haben die fünf Wirtschaftsweisen bereits im November 2023 einen umfassenden Umbau der Rente gefordert und die Ampel-Pläne der überfälligen Rentenreform kritisiert. Der Renten-Experte Bernd Raffelhüschen geht im Interview mit IPPEN.MEDIA sogar davon aus, dass an einer Rente mit 69 kein Weg vorbeiführt.
Angesichts dessen zeigen die zukünftigen Rentner offenbar auch ein reges Interesse an einer eigenen Rente und sorgen abseits einer betrieblichen Altersvorsorge auch privat vor. „Junge Menschen sind sich klar darüber, dass die staatliche Rente nicht reichen wird“, erklärte der Deutschland-Chef von Swiss-Life, Jörg Arnold, vor einiger Zeit im Gespräch mit der Welt. „Sie sind deshalb trotz der höheren Inflation bereit, zusätzlich privat Geld zurückzulegen. Aktien gegenüber sind sie aufgeschlossen, auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle.“
Zukünftige Rentner und die Altersvorsorge: Bei weitem nicht alle sorgen für die Rente vor
Doch nicht nur die aktuellen Entwicklungen in Deutschland sorgen dafür, dass sich die Gen Z zunehmend mit der Planung für die Altersvorsorge beschäftigt. Eine US-Umfrage aus dem November 2023 bestätigt, dass sich auch international die neue Generation von zukünftigen Rentnern – der ja sonst immer ein relativ laxes Zeugnis bei der eigenen Altersvorsorge ausgestellt wird – deutlich früher mit ihrer eigenen Rente beschäftigt.
Dennoch sorgen wohl nicht alle so vor, wie sie es sollten. Christian Traxler, Professor für Ökonomie an der Hertie School in Berlin sagt bei mdr.de: „Das Thema ist auf jeden Fall eines, das die jungen Erwachsenen beschäftigt. Aber der Anteil jener, die bewusst für das Alter vorsorgen, ist relativ überschaubar und stabil über die Jahre.“
„In der Rente Flaschen sammeln“: Besonders junge Frauen fürchten die Altersarmut
„Auf der einen Seite gibt es große Skepsis und durchaus auch Sorge rund um das Thema Altersarmut“, erklärt Christian Traxler weiter. Trotz der Unwägbarkeiten genieße die gesetzliche Rente weiterhin von allen Vorsorgemöglichkeiten das größte Vertrauen. Sehr viele junge Erwachsene und Jugendliche artikulierten den Wunsch, dass es der Staat richten möchte und auch solle.
Vor allem bei jungen Frauen spielt das Thema Altersvorsorge offenbar eine zunehmende Rolle. „Wie kann ich jetzt Geld anlegen? Oh, Panik! Die Inflation ist zu hoch und in der Rente muss ich Flaschen sammeln“, gibt Samira Harkat, Leiterin der Finanzberatung Feminin Finance in Leipzig, bei mdr.de einen Einblick in die Sorgen vor dem Armutsrisiko und der Altersarmut.
Trotz prognostizierter „Mega-Erhöhung“ der Rente: Vor allem Schüler zweifeln am Fortbestehen
Der Optimismus ist angesichts der Inflation und der wirtschaftlichen Situation im Allgemeinen bei Rentner wie angehenden Rentner wohl eher spärlich gesät. Trotz Renten, die im Sommer 2024 steigen sollen, und einer noch optimistischeren Aussicht eines Experten, der gar eine „Mega-Erhöhung“ der Rente in den Raum stellt, scheinen es vor allem Schüler zu sein, die am Fortbestehen der Rente bis zu ihrem Eintritt zweifeln.
Während sogar einigen eine Rentenerhöhung von bis zu 7,5 Prozent im Juli winken könnte, ist gerade die junge Generation von Schülern, die daran zweifeln, dass es die Rente, wenn sie so alt sind, überhaupt noch gibt.