Steigende Kosten

Spritpreise in Deutschland: Warum Benzin und speziell Diesel wieder teurer sind

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Die Preise für Sprit sind in Deutschland wieder angezogen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Experten erläutern die Lage - und die Besonderheit bei Diesel.

München - Viele Autofahrer, die Anfang September in Deutschland eine Tankstelle ansteuern, beschleicht ein unangenehmes Gefühl. Denn zuletzt sind die Spritpreise wieder deutlich angezogen. Diese Entwicklung vollzieht sich bereits seit August, was die jüngste ADAC-Auswertung verdeutlicht: Im vergangenen Monat hatte Super E10 einen neuen Jahreshöchststand erreicht, Benzin kostete demnach durchschnittlich 1,860 Euro pro Liter. Gegenüber Juli bedeutete dies eine Steigerung von knapp sechs Cent (1,805 Euro).

Noch stärker fiel der Preissprung bei Diesel aus, wo für einen Liter bundesweit im Schnitt 1,766 Euro veranschlagt wurde, während im Vormonat lediglich 1,641 Euro fällig wurden. Das bedeutet eine beträchtliche Erhöhung von 12,5 Prozent.

Spritpreise in Deutschland: Reiseverkehr und Öl-Embargo schlagen durch

Woran liegt die Preisentwicklung? Der Verkehrsclub lässt keinen Zweifel daran, dass der Sommerreiseverkehr im Urlaubsmonat August bei der Preispolitik ein wesentlicher Treiber ist. Ölriesen wie Shell, BP (Aral) oder Eni (Agip) drehen demnach an der Preisschraube, um die Gewinne weiter anzuheizen. Damit hat jedoch zwangsläufig auch die größere Nachfrage an Treibstoff aufgrund des höheren Verkehrsaufkommens zu tun, das sich im Hinblick auf Rückreiseverkehr noch bis in den September ziehen dürfte. Ein weiterer Faktor: Der Ölpreis (Brent) ist im August zum Monatsende wieder angestiegen.

Ein wesentlicher Aspekt der höheren Spritpreise ist laut Handelsblatt zudem das Erdöl-Embargo der EU-Staaten gegen Russland: Noch im Dezember 2022 importierte die EU demnach 700.000 Barrel Diesel pro Tag, mittlerweile wird das „schwarze Gold“ jedoch aus Asien, arabischen Ländern oder auch den USA importiert. Längere Transportwege auf Frachtschiffen statt Pipelines in Verbindung mit höheren Kosten wirken sich wiederum auf die Treibstoffkosten für Endverbraucher aus.

Dazu kommt offenbar noch ein weiterer Punkt, führt Alexander von Gersdorff, Pressesprecher des Wirtschaftsverbandes Fuels und Energie en2x, in dem Bericht aus: „Das Problem ist, dass die Dieselausfuhren, die als Ersatz für russischen Diesel geliefert wurden, seit Juli dieses Jahres stark zurückgegangen sind. Das liegt daran, dass andere Käufer im Mittelmeerraum und Asien höhere Summen zahlen.“

Sprit kostet Geld - in Deutschland sind die Kosten für Benzin und Diesel zuletzt wieder gestiegen.

Dieselpreis und Benzin: Preisunterschied unverhältnismäßig gesunken

Besonders im Hinblick auf Diesel ist in den vergangenen Monaten eine enorme Teuerung zu spüren: Der Preisunterschied zwischen E10 und Diesel ist innerhalb weniger Monate von über 20 Cent auf aktuell teilweise nur acht bis zehn Cent gesunken. Dabei wird Dieselkraftstoff pro Liter über 18 Cent niedriger besteuert im Vergleich zu Superbenzin. Nichtsdestotrotz sieht der ADAC einen hohen Spielraum für Preissenkungen, welche die Ölkonzerne aktuell jedoch nicht an die Autofahrer und Autofahrerinnen weiterreichen würden.

Ein Beleg dafür: Bei einem ähnlichen Ölpreis sowie Wechselkurs kostete Super E10 vor wenigen Monaten etwa 15 Cent weniger als derzeit. Daher drängt der ADAC darauf, „die laufende Untersuchung des Bundeskartellamts zur Raffinerie- und Großhandelsebene für Kraftstoffe rasch abzuschließen“. Hier gibt es seit Veröffentlichung des letzten Zwischenberichts im November 2022 noch keine neuen Erkenntnisse, erläutert uns ein Sprecher auf Nachfrage.

Wie entwickeln sich die Spritpreise in der näheren Zukunft? Allem Anschein nach zunächst nicht in eine verbraucherfreundliche Richtung: „Marktanalysten gehen in nächster Zeit unter anderem aufgrund der angekündigten Förderpolitik der Opec eher nicht von sinkenden Rohölpreisen aus“, führt von Gersdorff im Handelsblatt aus. Ein wirksames Mittel zur Vermeidung von erhöhten Spritkosten ist übrigens die Nutzung von entsprechenden Apps. (PF)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Robert Byron

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