Geschäftsführer: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Deutscher Pralinenhersteller ist insolvent – 150 Mitarbeiter in Sorge
VonLars-Eric Nievelsteinschließen
Schwindende Umsätze machen Druck in der Schokoladenbranche. Einem Hersteller aus Osnabrück wird das zu viel. Er meldete Insolvenz an.
Osnabrück – Die Insolvenzen in Deutschland sind zahlreich wie lange nicht mehr. Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade, über die die Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag (15. Oktober) berichtete, steht für 2024 ein Anstieg der Insolvenzen um 25 Prozent bevor – auf insgesamt rund 22.200 Fälle. Keine Branche bleibt verschont: Zuletzt traf die Insolvenz eine Kunstgießerei in der Lausitz, eine Traditionsbäckerei mit mehr als 100 Standorten und einen großen Gerüstbauer. Jetzt meldete ein Schokoladenhersteller Insolvenz an.
Pralinenmanufaktur Leysieffer insolvent – Chef hat sich „nichts vorzuwerfen“
Im Detail geht es um den Pralinenhersteller Leysieffer Genusskultur GmbH. Das Traditionsunternehmen aus Osnabrück hatte zum dritten Mal Insolvenz beantragt, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) am 2. Oktober berichtete. Rund 150 Mitarbeiter hätten auf ihre Gehälter gewartet. Als Insolvenzverwalter hatte der Rechtsanwalt Stephan Michels das Ruder übernommen. Vom Chef Dieter Metz hieß es am 5. Oktober noch, er habe „sich nichts vorzuwerfen“.
Üblicherweise kommen die Mitarbeiter durch ein sogenanntes Insolvenzgeld zumindest drei Monate lang über die Runden. Der vorläufige Verwalter hat im Normalfall die Aufgabe, einen Investor oder Käufer für Leysieffer zu finden. In der Vergangenheit hatte der Konzern bereits mehrfach versucht, wieder die Kurve zu kriegen.
Dritte Insolvenz seit 2019 – Umsätze sind zu schwach
Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass Leysieffer die Insolvenz trifft. Das Unternehmen existiert seit 1909 und verspricht „feinste Schokoladenkreationen“ in seinem Online-Shop. Außerdem stellt Leysieffer Confiserie-Erzeugnisse her, darunter Schokoladen, Fruchtaufstriche und eben Pralinen. Die erste Insolvenz traf das Unternehmen ausgerechnet im Jahr 2019, zum 110-jährigen Jubiläum. Die Rettungsversuche hatten nicht das gewünschte Ergebnis.
Hoffnung gab es durchaus. Bei der Insolvenz im Jahr 2022 hatte der Gläubigerausschuss einem Verkauf von Leysieffer an die Zeitfracht-Gruppe zugestimmt. Das hatte damals die WirtschaftsWoche berichtet. Zeitfracht habe den Betrieb weiterführen und alle 180 Arbeitsplätze erhalten wollen, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Da das Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet ist, können wir zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Informationen bekanntgeben“, hatte ein Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters damals mitgeteilt.
Der Grund für die Insolvenz waren damals ein erheblicher Umsatzrückgang, stark gestiegene Rohstoff- und Energiekosten sowie Folgen der Coronavirus-Pandemie.
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