„Energie als Waffe“

Österreich erhält kein Gas mehr aus Russland – Putins Erpressungsversuch fruchtet nicht

  • VonMax Schäfer
    schließen

Russland kappt die Gaslieferungen nach Österreich. Putin möchte das Land aufgrund von EU-Sanktionen erpressen, so die österreichische Regierung – fühlt sich jedoch gerüstet.

Wien/Moskau – Russland hat die Lieferungen von Gas nach Österreich gestoppt. Der Schritt ist eine Reaktion auf einen Rechtsstreit des russischen Staatsunternehmens Gazprom mit dem österreichischen Energieunternehmen OMV. Doch das Ende der Gaslieferungen hat auch eine politische Dimension. Moskau habe Österreich im Zuge des Ukraine-Krieges wegen EU-Sanktionen gegen Russland unter Druck setzen wollen, erklärte der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). „Wir lassen uns nicht erpressen.“

Österreich gehört neben Ungarn und der Slowakei zu den wenigen Ländern, die noch Gas aus Russland beziehen. Der Anteil Russlands an österreichischen Gasimporten lag zuletzt bei knapp 80 Prozent. Wegen der Abhängigkeit von russischem Gas stand Österreich immer wieder in der Kritik.

Russland stoppt Gaslieferungen nach Österreich: „Wieder einmal setzt Putin Energie als Waffe ein“

„Wieder einmal setzt Putin Energie als Waffe ein“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Russlands Lieferstopp. Der russische Machthaber versuche, Österreich und Europa durch die Kürzung der Gaslieferungen zu erpressen. „Wir sind darauf vorbereitet und bereit für den Winter“, erklärte von der Leyen auf der Plattform X. Die Gasspeicher in der gesamten EU seien voll. Europa stehe vereint an der Seite Österreichs.

Gazprom kappt die Gas-Lieferungen aus Russland nach Österreich, doch Kanzler Nehammer sieht das Land gut vorbereitet. (Montage)

Die EU-Kommission sowie Deutschland gehen laut Bundeswirtschaftsministerium „von einer grundsätzlichen Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Europa“ aus. Die Gasversorgung könne über andere Routen erfolgen. Auch mit Blick auf Deutschland gab das Bundeswirtschaftsministerium nach dem Lieferstopp des russischen Gases Entwarnung. Die Speicher seien zu über 95 Prozent gefüllt.

Österreich ist gut auf Gas-Lieferstopp durch Russland vorbereitet – Deutschland könnte helfen

Auch die österreichischen Gasspeicher seien gut gefüllt, erklärte Karl Nehammer. Österreich habe vorgesorgt. „Niemand wird im Winter frieren“, erklärte der ÖVP-Politiker bereits am Freitagabend, 15. November, auf X. Alternative Gaslieferungen sollen aus Norwegen, aus eigener Produktion oder als Flüssigerdgas (LNG) per Schiff über Deutschland oder Italien kommen.

„Die Terminalkapazitäten stehen also für sofortige Unterstützung bei der österreichischen Energieversorgung zur Verfügung“, erklärte Stephan Knabe, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Regas, dem Betreiber des Rügener LNG-Terminals. Von Rügen aus ließe sich Erdgas „unkompliziert und in wesentlichen Mengen“ durch das deutsche und tschechische Gasfernleitungsnetz bis nach Österreich transportieren. Laut Knabe könne rein rechnerisch der gesamte Jahresverbrauch Österreichs, den er mit etwa 75 Terawattstunden angab, allein über das Terminal gedeckt werden.

Hintergrund des russischen Lieferstopps von Gas nach Österreich ist ein Rechtsstreit zwischen Gazprom und OMV. Ein Schiedsgericht hatte entschieden, dass Gazprom der OMV über 230 Millionen Euro Schadenersatz zahlen müsse. Das österreichische Unternehmen wollte die Summe mit laufenden Gazprom-Lieferungen verrechnen. (mit dpa)

Rubriklistenbild: © Stefan Sauer/Alexander Zillbauer/dpa

Mehr zum Thema