Anschaffungskosten

Neues Elektroauto begeistert Skoda-Chef – warum er dennoch „beunruhigt“ ist

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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E-Autos kosten mehr als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Skoda will das Preisproblem mit dem neuen Elektroauto Elroq gelöst haben. Der Chef erwartet eine Rabattschlacht.

Mlada Boleslav/München – Mit einem neuen Elektro-SUV sorgt Skoda für frischen Wind in der Debatte um erschwingliche Elektromobilität. Der nun vorgestellte Skoda Elroq hält nach Angaben von CEO Klaus Zellmer preislich erstmals mit einem vergleichbaren Verbrennerfahrzeug mit.

Das Basismodell der Skoda-Neuheit kostet lediglich 33.900 Euro – und damit nicht mal 1000 Euro mehr als der Einstiegspreis beim Skoda-SUV Karoq, das schon länger auf dem Markt ist.

Neues Skoda-Elektroauto Elroq kaum teurer als ein Verbrenner: „Entscheidender Hebel“

Das ist ein Novum beim Antriebsvergleich – denn die kostspielige Produktion des elektrischen Antriebsstrangs ist ein Hauptgrund für die höheren Anschaffungskosten von E-Autos. Darüber hinaus sind Stromer in der Regel bereits in der Grundversion besser ausgestattet und haben mehr Leistung.

Laut Skoda-Chef Zellmer sind die benannten SUV-Modelle im Hinblick auf die Ausstattung preislich gleichauf. „Das gab es noch nie, und es wird ein entscheidender Hebel bei der Nachfrage sein. Davon bin ich überzeugt“, schwärmt der 57-Jährige.

Generell schrecken noch immer viele Käufer vor den hohen Kaufpreisen von E-Autos zurück, doch das ändert sich sukzessive: Skodas Vorstoß in den günstigeren SUV-Bereich kommt zeitgleich zu den Preissenkungen beim Konzernbruder VW ID.3.

Elektroauto-Kosten: Skoda-Chef kündigt harten Preiskampf an

Die derzeitigen Umwälzungen im Autosektor bereiten Skodas Manager Sorgen: „Das beunruhigt mich schon. Es ist ein unfassbarer Druck, den das System gerade auslöst.“ Grund dafür seien neue CO₂-Vorgaben auf EU-Ebene, die seiner Ansicht nach einen harten Wettbewerb um Marktanteile im E-Segment auslösen.

Skoda-Chef Klaus Zellmer bei der Präsentation des neuen Elektroautos Elroq in Prag. Das SUV kostet nur marginal mehr als der vergleichbare Verbrenner.

„Wir werden einen unvergleichlichen Preiskampf im Segment der Elektrofahrzeuge erleben, weil natürlich jeder versuchen wird – und versuchen muss –, die Ziele zu erreichen“, erklärt der Skoda-Chef im Handelsblatt. Das werde einerseits die Margen belasten, aber auch die Restwerte der BEV-Modelle unter Druck setzen.

Volkswagen-Krise: Auch Skoda plant Stellenabbau

Zellmer erläutert, dass Skoda beim Sparkurs des Volkswagen-Konzerns im Markenvergleich „gute Voraussetzungen“ hat – weil die Produktionskosten in Tschechien günstiger sind als in anderen Industrieländern Europas. Dennoch wird Zellmer zufolge auch bei der tschechischen VW-Tochter gespart:

Bis 2030 sollen 5,6 Milliarden Euro eingespart werden, ein wesentlicher Teil soll durch Personalabbau im „indirekten Bereich“ stattfinden, jedoch ohne betriebsbedingte Kündigungen. 12.000 nicht in der Produktion beschäftigte Mitarbeiter sollen bis 2028 „entlang der demografischen Kurve auf unter 10.000“ schrumpfen.

Neues Skoda-Elektroauto Elroq

Der Skoda Elroq ist das erste rein elektrische Modell (BEV) der tschechischen VW-Tochter im beliebten Segment der Kompakt-SUV. Der Crossover bietet mehrere Antriebs- und Batterieoptionen, die im WLTP-Zyklus über 560 Kilometer Reichweite ermöglichen. Das Antriebsspektrum liegt zwischen 125 und 220 kW (168 – 295 PS). In Deutschland liegt der Einstiegspreis bei 33.900 Euro für den Elroq 50. Das fünftürige SUV kann seit Anfang Oktober im Skoda-Konfigurator bestellt werden, die Markteinführung in Europa erfolgt im ersten Quartal 2025.

Darum hängt Skoda die Konzernschwester bei der Rendite ab

Auf die Frage, warum Skoda in Sachen Umsatzrendite im ersten Halbjahr 2024 (8,4 Prozent) über der Kernmarke VW Pkw (2,3) liegt, erklärt Klaus Zellmer: „Wir stehen so gut da, weil wir Teil des Konzerns sind und deswegen von Synergien und Skaleneffekten profitieren (...) Die Kernmarke hat zudem in diesem Jahr einige Sondereffekte verbucht, beispielsweise die Rückstellungen für Abfindungsangebote.“

Auch zum Thema Verbrenner-Aus in der EU äußert sich der Skoda-CEO. Eine fixe Deadline für Verbrennungsmotoren in Neuwagen sei nach Meinung von Zellmer schwierig, aufgrund der „anspruchsvollen Transformation“, in der sich die Autobranche befindet.

Spritschleudern der Autogeschichte: 43,5 Liter auf 100 Kilometer

Ein Chevrolet Camaro.
Mit dem Camaro reagierte Chevrolet Ende 1966 auf den beleibten Ford Mustang. Das Muscle Car aus Detroit erwies sich mit dem V8-Motor und 7 Litern Hubraum jedoch als sehr durstig: Bis zu 43,5 Liter auf 100 Kilometern waren keine Seltenheit. © Chevrolet
Ein roter Lamborghini Countach.
Im Heck des ersten Lamborghini Countach verrichtete ein V12-Motor mit 5 Litern Hubraum seinen Dienst. Mit bis zu 33,5 Litern auf 100 Kilometern war der Sportwagen jedoch alles andere als sparsam. Die Neuauflage dürfte dank Hybrid-Antrieb deutlich weniger verbrauchen. © Thomas Zimmermann/Imago
Rolls Royce Corniche Cabrio Baujahr 1984
Der Rolls-Royce Corniche ist mit rund drei Tonnen wahrlich kein Leichtgewicht. Kein Wunder also, dass sich auch der V8-Motor mit 7 Litern Hubraum als Schluckspecht erwies. Bis zu 29 Liter gönnte sich der edle Brite auf 100 Kilometer. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Dodge Charger.
Auch der Dodge Charger ist ein Klassiker der amerikanischen Automobil-Geschichte. Getreu dem Motto „Höher, schneller, weiter“ fällt auch sein Spritverbrauch üppig aus. Bei frühen Modellen waren bis zu 27 Liter auf 100 Kilometer möglich. © Panthermedia/Imago
Aston Martin Lagonda
Optisch kann man vom Aston Martin Lagonda halten, was man möchte. In Sachen Spritverbrauch zählt der Brite, mit bis zu 26,1 Liter auf 100 Kilometern, aber zu den durstigsten Autos, die jemals gebaut wurden.  © Tim Graham/Imago
Hummer H1
Der Hummer H1 wurde ursprünglich vom US-amerikanischen Militär-Herstellers AM General gebaut. Dieser verkaufte die Markenrechte schließlich an General Motors. So wuchtig wie der Geländewagen aussieht, war auch sein Verbrauch, der bei bis zu 24,5 Liter auf 100 Kilometer lag. Die Neuauflage des Klassikers ist im übrigen rein elektrisch unterwegs. © Sebastian Geisler/Imago
Bentley Arnage
Bis 2010 baute Bentley den 2,6 Tonnen schweren Arnage, auf dem auch die State Limousine der verstorbenen Königin Elisabeth II basierte. Mit dem größten Motor war ein Verbrauch von 24,2 Liter auf 100 Kilometer möglich.  © Sebastian Geisler/Imago
Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport L Edition Type 35
Der Bugatti Veyron war eines der ersten Autos mit Straßenzulassung, das mehr als 1000 PS unter der Haube hatte. Der Motor des „Super Sport“ leistete sogar 1.200 PS. Die Folge: ein Verbrauch von durchschnittlich 24,1 Litern auf 100 Kilometer. Innerorts sind sogar bis zu 37,2 Liter möglich. © Sebastian Geisler/Imago
Dodge Challenger RT
Neben dem Charger eroberte Dodge auch mit dem Challenger den US-Muscle-Car-Markt. Letztere zeigte sich mit einem Verbrauch von 23,5 Litern auf 100 Kilometer etwas „sparsamer“. © Andre Poling/Imago
Dodge Viper RT10
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Das gilt auch für Dodge, denn auch die Viper erweist sich als besonders durstig: bis zu 21,1 Liter auf 100 Kilometer waren möglich. Gebaut wurde der Sportwagen von 1992 bis 2017. © Eibner/Imago

Auch Zellmer plädiert im Streit um das Verbrenner-Aus für E-Fuels

Außerdem reiht sich der frühere Porsche-Manager in die Riege jener ein, die mit E-Fuels für den Fortbestand der traditionellen Antriebstechnik plädieren: „Wir müssen auch die große Zahl an Bestandsfahrzeugen mit Verbrennungsmotor in Europa im Blick haben, die es auch nach 2035 geben wird. Da sehe ich enormes Potenzial bei alternativen Kraftstoffen, um die CO₂-Emissionen zu verringern.“ Auch Range-Extender seien laut Zellmer eine gute Möglichkeit zur weiteren Schadstoffreduzierung. (PF)

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