Preisvergleich der Fernwärme

Neue Fernwärme-Plattform geht an den Start – in dieser Stadt werden Kunden über den Tisch gezogen

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Mit einer neuen Transparenzplattform können Fernwärmekunden künftig sehen, wie ihre Versorger die Preise gestaltet. Damit soll übertriebenen Preiserhöhungen Einhalt geboten werden.

Berlin – Mit etwas Verzögerung ist am Freitag, 17. Mai, eine neue Transparenzplattform zur Fernwärme an den Start gegangen. Darüber informierte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Zum Start decke die Plattform die Hälfte des Fernwärmemarktes ab, heißt es in der zugehörigen Mitteilung. Verbraucher und Verbraucherinnen können ab sofort unter www.waermepreise.info einen Überblick über die Preisgestaltung der Fernwärme in ihrem Gebiet erhalten.

Fernwärme-Kunden erlebten Preis-Schock in der Energiekrise

Grund für die Einführung der Transparenzplattform waren die jahrelangen Warnungen von Verbraucherschützern über das natürliche Monopol, das Versorger zum Missbrauch nutzen könnten. Nach Ansicht der Behörden ist genau das mit der Energiekrise auch eingetreten: Das Bundeskartellamt hat im November 2023 gegen sechs Fernwärmeversorger Verfahren wegen des Verdachts auf missbräuchlicher Preiserhöhungen eröffnet.

Die Behörde hegt den Verdacht, dass Fernwärmeanbieter regelmäßig ihre Kosten von der eigentlichen Preisentwicklung des jeweiligen Energieträgers abkoppeln. Also zum Beispiel: Ein Anbieter, der die Wärme von einer Müllverbrennungsanlage bezieht, verlangt Preise, als ob er Erdgas verwendet. Das hat in den vergangenen zwei Jahren zu massiven Preisverzerrungen geführt, Kunden wurden mit enormen Rechnungen konfrontiert. Wie genau diese Rechnung zustande kommt, ist den Kunden aber meistens nicht klar. Sie haben aber keine Wahl, und müssen zahlen.

Neue Plattform soll Fernwärmepreise besser vergleichen

Um solche Praktiken in Zukunft zu verhindern und Verbraucher und Verbraucherinnen über die Preisgestaltung der Fernwärme offener zu informieren, ist die neue Plattform ins Leben gerufen worden. Die Plattform ist in Zusammenarbeit zwischen dem BDEW, dem Verband kommunaler Unternehmen (VkU) und der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) entstanden.

Warum gibt es bei der Fernwärme ein Monopol?

Die Situation bei der Fernwärme nennt sich ein „natürliches Monopol“. Damit ist gemeint: Es gibt innerhalb einer Postleitzahl, wenn überhaupt, nur einen einzigen Anbieter für Fernwärme. Mehrere Netze zu bauen, wäre auch völlig unrealistisch und unwirtschaftlich. Doch das natürliche Monopol führt selbstverständlich dazu, dass es keinen Wettbewerb gibt, die Kunden und Kundinnen können bei einer Erhöhung der Preise nicht zu einem günstigen Anbieter wechseln. Sie können überhaupt auch gar nicht aus der Fernwärmeversorgung wechseln, dazu müssten alle Heizungen im Haus ausgetauscht werden. Sie sind, so beschreiben es Verbraucherschützende, „gefangene Kunden“. Diese Situation kennen die Versorger – und können es ausnutzen.

Ein Blick auf die neue Plattform zeigt auch schon, wie unterschiedlich die Preise bei der Fernwärme sein können. In einer großen Preistabelle lassen sich die Preise sowohl für ein durchschnittliches Einfamilienhaus als auch ein Mehrfamilienhaus vergleichen. Ebenfalls gelistet sind die Energieträger, die der Versorger vorrangig nutzt.

In Oldenburg sind die Fernwärmepreise deutlich höher als anderswo

Der mit Abstand teuerste Fernwärmeversorger ist in Niedersachsen: Für satte 39,6 Cent pro Kilowattstunde verkauft die EWE Vetrieb GmbH in Oldenburg ihre Fernwärme, die laut Portal aus Erdgas bezogen wird. Das Unternehmen besitzt unterschiedliche Teilnetze in Oldenburg – der Fernwärmepreis variiert aber stark. So erhalten Kunden im Teilnetz „Wildau - Wagnerstraße“ ihre Fernwärme, die ebenfalls aus Erdgas stammt, für nur 14,71 Cent pro kWh. Das teuerste Teilnetz ist das der „Seelow - Straße der Jugend/Robert-Koch-Straße“.

Blick in eine Halle mit Fernwärmesammlern und Leitungsrohren auf dem Gelände der Müllverwertungsanlage Borsigstraße (MVB).

Der günstigste Fernwärmeversorger ist laut Tabelle der bayerische Versorger in Schwandorf. Für nur 8,73 Cent/kWh können die Kunden der dortigen Stadtwerke die Wärme aus der Müllverbrennung beziehen. Auch die Stadtwerke Hemau, ebenfalls in Bayern, verkaufen ihre aus Erdgas und Biomasse gewonnene Energie zu diesem Preis. Die allermeisten Versorger bieten Preise zwischen 15 und 25 Cent/kWh an.

Verbraucherzentrale fordert neues Gesetz zur Fernwärme

Das es zu solchen riesigen Preisunterschieden kommt, hat laut BDEW einen Grund. „Um die lokal unterschiedlichen Preise für Fernwärme zu verstehen, ist es wichtig, die Besonderheiten von Fernwärme zu kennen“, so die BDEW-Vorsitzende Kerstin Andreae. „Jedes Wärmenetz ist anders. Fernwärme wird – anders als zum Beispiel Strom oder Gas – weder national noch europäisch gehandelt oder bundesweit transportiert. Wärme ist ein lokales Gut: Sie wird in der Regel direkt vor Ort erzeugt und verbraucht. Die preisbestimmenden Faktoren hängen daher vor allem von den lokalen Gegebenheiten ab“.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale reicht die Transparenzplattform aber nicht aus. Sie setzt sich schon seit längerer Zeit für eine neue Gesetzgebung ein, speziell schwebt ihr da eine Novellierung der Fernwärme-Verordnung vor. Die Ampel-Regierung ist sich über ein solches Vorhaben aber nicht einig.

Rubriklistenbild: © Christian Charisius/dpa