Firma mit Super-Bowl-Bezug
Nächster deutscher Weltmarktführer muss Insolvenz anmelden – „Der Schritt ist uns nicht leichtgefallen.“
- VonMark Simon Wolfschließen
Die Firma aus Bremen dominiert etwa 90 Prozent des globalen Marktes – und dennoch musste sie jetzt Insolvenz anmelden. 115 Angestellte in Deutschland sind davon betroffen.
Bremen – Ein weiteres deutsches Vorzeigeunternehmen gerät in Schieflage: Die Vector Foiltec Gruppe aus Bremen hat am 30. Oktober Insolvenz angemeldet. Betroffen sind nur die beiden deutschen Standorte in Bremens Norden und der Überseestadt, wo rund 115 Mitarbeiter beschäftigt sind. Unberührt von dem Vorgang bleiben hingegen die fast 150 weiteren Mitarbeiter weltweit. Nach der Gründung im Jahr 1982 hat sich der insolvente Architekturspezialist mit seinen innovativen großflächigen und lichtdurchlässigen Gebäudehüllen aus Folienkonstruktionen eine Position als Marktführer erarbeitet.
Insolvenz von Vector Foiltec: Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges als Ursachen
„Der Schritt ist uns natürlich nicht leichtgefallen. Aber ich bin optimistisch, dass wir zeitnah eine langfristige Lösung finden werden“, erklärte Firmengründer Dr. Stefan Lehnert in einer Mitteilung des beauftragten Insolvenzverwalters PLUTA. Er betont, dass die Gründe der Krise größtenteils auf externe Faktoren zurückzuführen seien: Vector Foiltec kämpft mit der schwächelnden Baubranche sowie den Langzeitfolgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges. Die daraus resultierenden Projekt- und Zahlungsverzögerungen lägen laut dem Gründer im „zweistelligen Millionenbereich“ – hinzukämen die stark angestiegenen Finanzierungskosten, unter denen der Bausektor derzeit ächzt.
Die eigene Marktposition sei hingegen nicht gefährdet – im Gegenteil. Diese sei weiterhin uneingeschränkt herausragend, wie Lehnert sagt: „Die Länder des Mittleren Ostens, die Region Süd-Ost-Asien sowie die USA sind hervorragende Märkte und auch aus Europa sehen wir einen Anstieg der Nachfrage in Bezug auf Renovierungsprojekte.“ Die bisherigen Gespräche verliefen ergebnislos, weswegen nun der Insolvenzantrag erfolgte.
Insolventer Weltmarktführer: Preisgekrönte Technologie verbessert Klimabilanz eines Super-Bowl-Stadions
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Dr. Christian Kaufmann von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH eingesetzt. Dieser soll zeitnah die Gespräche mit Investoren fortführen. „Wir prüfen nun sämtliche Optionen, um den traditionsreichen Betrieb erhalten zu können“, ließ Kaufmann verlauten. Durch den Insolvenzantrag werden die Löhne der Mitarbeiter für die nächsten drei Monate bis Januar 2025 wie gewohnt ausgezahlt.
Die Konstruktionen der Bremer Experten gelten branchenweit als einzigartig, sodass Vector Foiltec rund 90 Prozent des Weltmarktes bedient. Weltweit hat das Unternehmen bereits über 1.700 Projekte abgeschlossen. Zu den bekanntesten zählen etwa die transparenten Dachkonstruktionen des botanischen Gartens „The Leaf“ in Winnipeg (Kanada) und des Allegiant Stadium in der US-amerikanischen Stadt Paradise (Nevada). In diesem Stadion wurde 2024 der Superbowl ausgetragen.
Auch die Kuppel des Botanischen Gartens in Cornwall (England) sowie das Dach des Nationalen Schwimmzentrums in Peking gehören zu den Arbeiten der Bremer Architekten. In Deutschland realisierte Vector Foiltec etwa die Überdachung des DFB Campus in Frankfurt. Die von Vector Foiltec entwickelte ETFE-Technologie gilt als nachhaltigstes und leistungsstärkstes System für Dach- und Fassadenkonstruktionen. Die klimaneutral produzierten ETFE-Folien sind laut Unternehmensangaben nicht nur recycelbar, sondern auch mit Solarfiltern ausgestattet und wirken schmutzabweisend. Diese Eigenschaften tragen zur Verbesserung des CO₂-Fußabdrucks der Gebäude bei, was Vector Foiltec zahlreiche Umweltauszeichnungen eingebracht hat.
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