Wohnungsmarkt
Wohnungsmieten werden immer teurer - auch 2024 ist keine Entspannung in Sicht
- VonRobert Wallenhauerschließen
Die Mieten in Deutschland ziehen weiter an. Aber die Baubranche kann gegen die stark gestiegene Nachfrage nicht helfen - sie steckt in einer tiefen Krise.
Wiesbaden - Mieten wird in Deutschland immer teurer. Das belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Im Jahr 2023 lag der Mietpreisindex bei 105,2 Punkten - im Index sind die Preise des Basisjahrs 2020 mit 100 Punkten bewertet. Aber warum steigen die Mietpreise immer noch?
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt bleibt vor allem in den Großstädten besonders angespannt. Die Analyse des privaten Forschungsinstituts Empirica für das dritte Quartal 2023, ergab: Zu den Top 3 der teuersten Mietmärkte gehören in Deutschland München, mit 21,1 Euro pro Quadratmeter, Berlin (17,76 Euro pro Quadratmeter) und Frankfurt am Main (17,63 Euro pro Quadratmeter). Für die Auswertung wurden nach Angaben des Forschungsinstituts zwei Millionen Inserate von Wohnungen, die in den letzten zehn Jahren gebaut wurden und von 60 bis 80 Quadratmeter groß sind, betrachtet. Die hohen Preise in den Metropolen - und mittlerweile auch in deren Umland - sind vor allem auf eine hohe Nachfrage zurückzuführen.
Nachfrage-Boom für steigende Mietpreise verantwortlich
Laut dem Portal Immoscout24 lag die Nachfrage im vierten Quartal 2023 in den Metropolen auf einem sehr hohen Niveau. Im Umland stieg die Nachfrage um elf Prozent - das sei der stärkste Nachfrageanstieg im Jahresvergleich. „Neue Preisrekorde zeigen, wie angespannt der Mietmarkt in den Metropolen weiterhin ist. Das betrifft besonders den Neubau“, sagt Gesa Crockford, Geschäftsführerin der Immobilienplattform.
Zur hohen Nachfrage haben wahrscheinlich auch eine größer werdende Gruppe von Menschen beigetragen, die sich das eigene Häuschen nicht mehr leisten können, denn: Im Kampf gegen die Inflation erhöhte die Europäische Zentralbank in den letzten Jahren dein Leitzins von null auf 4,5 Prozent. Die Teuerung geht seit Ende vergangenen Jahres wieder zurück - mit Zinssenkungen rechnen Experten aber erst gegen Mitte 2024. Deswegen bleiben auch die Kosten für Kredite auf einem hohen Level. Das treibt diejenigen, die sich die gestiegenen Preise nicht leisten können, in den Mietmarkt.
Angebot kommt nicht hinterher: Bau in der Krise
Einer stark gestiegenen Nachfrage für Mietwohnung könnte man mit einer Erhöhung des Angebots gegensteuern. Aber das hört sich einfacher an, als es in Wirklichkeit ist. In der Realität steckt die deutsche Baubranche in einer Krise. Die hohen Baupreise seien in Deutschland seit der Pandemie um 40 Prozent gestiegen - genauso wie die Zinsen. Damit einhergehenden kam ein Vertrauensverlust bei Investoren, was zu einer nicht enden wollenden Talfahrt führt, sagt Ökonom Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut der Financial Times.
„Die Baupreise sind aktuell auf einem Niveau, das hatten wir vorher auch nicht. Auf den höchsten Boom der letzten 50 Jahre folgt nun die schärfste Krise der letzten 50 Jahre, und das in einem Zeitraum von 12 Monaten“, sagt Steffen Mechter, Leiter des Fachbereichs Bau beim Konzern BayWa im Gespräch mit Ippen.Media.
Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe bezeichnete den Wohnungsbau als Sorgenkind. „Seit 19 Monaten sind wir hier schon im Rückwärtsgang unterwegs. Uns fehlen im Vergleich zum Vorjahr bis zum November Baugenehmigungen für gut 83.000 Wohneinheiten“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Wenn im Wohnungsbau die Talfahrt weitergehe, Personal abgebaut werden müsse oder es zu Insolvenzen komme, „werden wir auf lange Sicht die Wohnungsnot nicht in den Griff bekommen. Deswegen brauchen wir dringend eine temporäre Entlastung für den privaten Wohnungsbau.“
(mit Material der dpa)
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