„Ein Ende ist nicht in Sicht“
Mieten in Deutschland steigen weiter – zwei Städte besonders stark betroffen
VonAmy Walkerschließen
Die Mieten steigen weiter, während das Kaufinteresse sinkt: Auf dem Immobilienmarkt erhöht sich der Druck. In zwei Städten schießen Mietpreise besonders stark in die Höhe.
Berlin – Der Immobilienmarkt gerät immer stärker unter Druck: In deutschen Metropolen steigen einer neuen Studie zufolge die Mietpreise ungebremst an. Im ersten Halbjahr kletterten die Angebotsmieten in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Leipzig im Schnitt um 6,7 Prozent, wie eine am Dienstag veröffentlichte Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) zeigt.
Währenddessen ist ein spürbarer Rückgang von Kaufinteressenten zu verzeichnen. Laut einer neuen Analyse des Immobilienportals ImmoScout24 verlagerte sich das Interesse im ersten Halbjahr 2023 auf Immobilien in den unteren Preissegmenten.
Besonders starker Anstieg in Berlin und Leipzig
Laut der JLL-Studie fiel die Dynamik in den Metropolen zuletzt kräftiger aus als in kreisfreien Städten. Besonders stark legten die Angebotsmieten in Berlin und Leipzig zu, wo laut Studie prozentual zweistellige Zuwächse verzeichnet wurden. In Berlin habe es 2022 eine Nettozuwanderung von 86.000 Menschen gegeben, während nur gut 17.000 Wohnungen fertiggestellt worden seien, erklärte JLL. Der Berliner Wohnungsmarkt werde immer enger.
In den übrigen Metropolen waren die Mietanstiege deutlich moderater, in Stuttgart gaben die Angebotsmieten sogar leicht nach. Angebotsmieten bedeuten noch keine Abschlüsse, manchmal weicht die vereinbarte Miete davon ab - das kommt aber seltener vor als beim Immobilienkauf.
Viele können sich Hauskauf nicht mehr leisten
„In allen betrachteten Metropolen herrscht eine enorme Angebotsknappheit, die sich durch den stockenden Wohnungsbau noch verstärken wird“, sagte JLL-Wohnimmobilienexperte Roman Heidrich. „Ein Ende der Mietanstiege ist deshalb nicht in Sicht.“ Druck komme auch von gestiegenen Kreditzinsen, die Interessenten vom Immobilienkauf abhielten und in den Mietmarkt drängten, hieß es.
Das zeigt auch die ImmoScout-Analyse: Während 2022 sich eine Familie mit einem Haushaltseinkommen von 4500 Euro noch den Kredit für eine Immobilie im Wert von 700.000 Euro leisten konnte (Eigenkapital 25 Prozent, Zinsen bei unter 1 Prozent, monatliche Raten à 1500 Euro), kann sich dieselbe Familie 2023 nur noch ein Objekt im Wert von 430.000 Euro leisten (gleiche Ratenzahlung à 1500 Euro im Monat, 4 Prozent Zinsen). Damit verschieben viele Menschen den Kauf in der Hoffnung auf bessere Konditionen in der Zukunft.
Kaufpreise sinken um 7 Prozent
Auch JLL sieht die Kaufpreise unter Druck. Die Angebotspreise für Wohnungen fielen laut Studie im ersten Halbjahr um 7 Prozent, während im Vorjahreszeitraum noch ein Anstieg von 7,5 Prozent verzeichnet wurde. Während sich Wohnimmobilien in Berlin leicht verteuerten, gebe es in allen anderen Metropolen deutliche Rückgänge - am stärksten in München, Stuttgart und Düsseldorf. In den Metropolen waren die Preise im langen Immobilienboom stark gestiegen. Deutlich weniger sanken die Preise zuletzt laut JLL in den kreisfreien Städten (-5,2 Prozent) und Landkreisen (-2,2 Prozent).
Mit Material von dpa
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