„Verfehlte Wirtschaftspolitik“

Familienunternehmer klagen über Ampel-Politik: „Erwarten nichts mehr“

  • VonMax Schäfer
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Auch bei Familienunternehmen sinkt das Vertrauen in den Standort Deutschland. Das liege an einer verfehlten Wirtschaftspolitik, ist ein Verband überzeugt.

München – Die Regierungszeit der Ampel-Koalition ist von zwei Faktoren geprägt: die zunehmenden Konflikte, besonders dem Ukraine-Krieg, und Streit innerhalb der eigenen Reihen. Gerade in Phasen mit einer schwächelnden Wirtschaft sorgt das für Frust bei Unternehmen. Diese fühlen sich alleine gelassen. „Viele Familienunternehmen erwarten sich nicht mehr viel von der Ampel“, fasste es etwa Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, im Interview mit dem Focus und Business Punk zusammen.

„Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle“, sagte Kirchdörfer. „Doch der Bundeskanzler vermittelt den Eindruck, dies sei kein Problem.“ Wachstum sei jedoch nötig, um „steigende Anforderungen bei der Sicherheit und der Bildung zu bezahlen.“ Kirchdörfer sieht zudem Anreichen für eine „Deindustrialisierung“.

„Drei Viertel der großen, international tätigen Familienunternehmen sagen, dass sie ihre Investitionen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren zurückfahren“, erklärte Kirchdörfer. „Davor verschließt die Regierung bisher die Augen.“

Familienunternehmen werfen Ampel-Koalition eine „verfehlte Wirtschaftspolitik“ vor – Investitionen kommen zu kurz

Die Ursache für das sinkende Vertrauen der Familienunternehmen in die Ampel-Koalition sieht Kirchdörfer in der „verfehlten Wirtschaftspolitik“. Die Ampel und die große Koalition hätten keine Wirtschaftsreformen mehr durchgeführt. „Zu kurz kommen Investitionen in Bildung und Infrastruktur, dafür wächst der Sozialetat immer stärker“, erklärte der Vorstand der Stiftung.

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, macht die „verfehlte Wirtschaftspolitik“ der Ampel-Regierung für die Schwäche des Wirtschaftsstandorts Deutschland verantwortlich. (Archivfoto)

Kirchdörfer fordert dagegen eine „Wirtschaftswende“. Diese soll Anreize für Investitionen liefern. Als nötige Maßnahmen nennt er unter anderem eine Verbesserung der Abschreibebedingungen für Investitionen. Zudem sollten „Bürokratie-Vorschriften“ ausgesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist das deutsche Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, Umwelt sowie Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette zu verbessern. Die Bürokratie sei „Belastung Nummer eins“ in Deutschland. „90 Prozent der Unternehmer sagen, darunter litten sie am stärksten.“

Stiftung Familienunternehmen fordert „Wirtschaftswende“ – mit Steuersenkungen, aber ohne Subventionen

Zudem fordert Kirchdörfer eine Senkung der Körperschaftssteuer. Seine Stiftung habe in einer Studie nachgewiesen, dass eine stufenweise Senkung zu mehr privaten Investitionen und einem höheren Sozialprodukt führe, erklärte er dem Focus und Business Punk. Neu ist die Forderung nach niedrigeren Steuern nicht. Diese hat der Stiftung Familienunternehmen die Kritik eingebracht, eine Lobbyorganisation zu sein.

Subventionen sieht der Interessenvertreter von Familienunternehmen jedoch kritisch. „Wenn die Politik Milliardensubventionen für Chipkonzerne oder Batteriehersteller vergibt, dann wissen die Familienunternehmen, dass sie am Ende die Zeche zahlen müssen“, sagte Kirchdörfer. „Neue Subventionen führen zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen.“ Die Bundesregierung gibt derzeit eine Rekordsumme von 48 Milliarden Euro für Subventionen aus.

Kirchdörfers Stiftung steht jedoch nicht alleine da: Die Zufriedenheit der Familienunternehmen mit der Bundesregierung ist derzeit schlecht. Bei einer Umfrage des Verbands die Familienunternehmen gaben 69 Prozent der Befragten an, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland verschlechtert habe. Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann kritisierte: „Zweieinhalb Jahre Ampel-Regierung haben wirtschaftspolitisch ihre Spuren hinterlassen.“ (ms)

Rubriklistenbild: © Britta Pedersen/dpa

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