Klimaschutz-Offensive

Bye, bye Billigflüge: Lufthansa bringt „grüne“ Tickets auf den Markt - Für Passagiere wird es jetzt richtig teuer

  • Amy Walker
    VonAmy Walker
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Fliegen wird in Deutschland demnächst deutlich teurer, auch wegen des Klimaschutzes. Die Lufthansa geht jetzt mit Öko-Tickets an den Start - und langt bei den Ticketpreisen künftig richtig hin.

Frankfurt – Für 19 Euro durch halb Europa fliegen ist jetzt vorbei. Steigende Preise und ein steigendes Bewusstsein für den Klimaschutz könnten das Ende der Billigflüge einläuten. Die Lufthansa will nun auf den Klima-Zug aufspringen und bietet ab Februar 2023 sogenannte „Green Fares“ an – grüne Flugtickets, die die CO₂-Emissionen kompensieren.

Lufthansa: Neue Öko-Tickets werden deutlich teurer

Nach Unternehmensangaben werden 20 Prozent der CO₂-Kompensation über den Einsatz nachhaltig produzierter Flugkraftstoffe (SAF) erreicht. Die übrigen 80 Prozent werden über einen Beitrag zu Klimaschutzprojekten erreicht.

Der Konzern will die neuen Tarife ab dem 15. Februar 2023 auf Europa- und Nordafrikaflügen seiner Gesellschaften Lufthansa, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss, Edelweiss, Eurowings Discover und Air Dolomiti anbieten, teilten die Vorstandsmitglieder Christina Foerster und Harry Hohmeister in Frankfurt mit. Nicht enthalten ist Eurowings. Für den Fernverkehr arbeite man noch an Angeboten.

Die neuen Tickets sind sowohl in der Economy als auch in der Business-Klasse buchbar. In einem Preisbeispiel verteuerte sich ein Eco-Light-Ticket von 129 auf 239 Euro im Tarif Economy Green, wobei neben dem Klimabeitrag auch weitere Kundenvorteile wie die freie Umbuchbarkeit und mehr Freigepäck enthalten waren. Grundsätzlich richteten sich die Preise nach Angebot und Nachfrage, sagte Hohmeister. Firmenkunden sollen für den SAF-Anteil ihrer Tickets CO2-Minderungszertifikate erhalten.

Lufthansa bietet „grüne“ Tickets an: Bringt das wirklich was?

Die CO₂-Kompensation steht aber auch in der Kritik. Eine neue Studie von Klimaschützern zeigt, dass die Klima-Versprechen vieler großer Unternehmen wenig glaubwürdig sind. Unter anderem die Strategien von Mercedes-Benz und Volkswagen seien „unglaubwürdig“, heißt es in der Studie der Organisationen NewClimate Institute und Carbon Market Watch. Die Studie befasste sich mit der Klimapolitik von 24 international aktiven Konzernen.

Fast alle Unternehmen setzen in ihren Klimaplänen auf die Kompensation ihrer CO₂-Emissionen durch Investitionen in Aufforstung oder erneuerbare Energien. Diese seien aber schwer nachzuprüfen und beträfen oft auch nur einen Teil der Aktivitäten. Klimaschützer sprechen hier von „Greenwashing“.

Eine Maschine der Fluggesellschaft Lufthansa startet bei regennasser Startbahn vom Flughafen Frankfurt (FRA) aus. Die Zeit der Billigflüge ist wohl jetzt vorbei.

Die Kompensation von CO₂-Emissionen steht außerdem deshalb in der Kritik, weil sie Menschen verleiten könnte, sich mit geringem Aufwand ein reines Gewissen zu erkaufen, statt klimaschonender zu handeln. Bei unvermeidbaren Emissionen erkennt aber auch beispielsweise das Umweltbundesamt wichtige Vorteile von Kompensationen an. Richtig umgesetzt könnten sie Teil eines ambitionierten Klimaschutzes sein.

Lufthansa „Green Fares“ wurden 2022 als „dreiste Umweltlüge“ bezeichnet

Die Deutsche Umwelthilfe hatte die Green Fares von Lufthansa, die bereits im vergangenen Jahr getestet wurden, für den Negativ-Preis „Goldener Geier“ für die „dreisteste Umweltlüge“ nominiert. Die Airline landete in der Abstimmung auf dem zweiten Platz hinter dem Öl-Konzern Shell, der an der Tankstelle mit einem „CO₂-Ausgleich“ in Höhe von 1,1 Cent pro Liter geworben hatte. „Wenn die Lufthansa ernsthaft klimafreundlicheres Reisen anbieten will, könnte sie auf innerdeutsche Flüge verzichten und wie bereits vor dreißig Jahren Tickets für die Bahn, vielleicht sogar wieder in Lufthansa-Zügen anbieten,“ schrieb die Deutsche Umwelthilfe damals zum Thema.

Ticketpreise: Auch andere Airlines drehen an der Preisschraube

Grundsätzlich werden die Preise in der Luftfahrtbranche wohl weiter steigen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte unlängst der FAZ: „Wir werden nicht wieder heruntergehen zu den Niveaus, die wir vor der Pandemie gesehen haben. Wir werden in den nächsten Jahren sehr stabile oder vielleicht sogar steigende Ticketpreise se­hen.“ Auch andere Airlines haben bereits angekündigt, ihre Ticketpreise in den kommenden Monaten zu erhöhen. Dazu gehören auch die Billigflieger Ryanair und EasyJet.

Gestiegene Ticketpreise haben Ryanair im Weihnachtsquartal einen Gewinn beschert. Dieser Trend dürfte nach Einschätzung des Managements anhalten. „Wir werden im laufenden Geschäftsjahr einen Rekordgewinn erzielen und erwarten, dass wir auch im nächsten Jahr und darüber hinaus profitabel wachsen werden“, sagte Finanzvorstand Neil Sorahan der Nachrichtenagentur Bloomberg Anfang Februar. Der Anstieg der Ticketpreise dürfte sich nach seiner Einschätzung rund um Ostern und im Sommer fortsetzen.

Trotz des Rekordgewinns wird Ryanair die Preise für Tickets weiter anheben. Zwar bleibt die Nachfrage trotz der Inflation hoch. Doch müssen die Airlines aufgrund gestiegener Kosten für Kerosin und höherer Gehälter für das Personal die Ticketpreise anpassen.

Rubriklistenbild: © Andreas Arnold/dpa