Nach Urteil des Europäischen Gerichtshofs

Abschaffung der Witwenrente im Nachbarland: So spart der Staat viel Geld

  • Markus Hofstetter
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Verwitwete Frauen sollen in der Schweiz keine lebenslange Rente mehr erhalten. Damit will man gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen und Geld sparen.

Bern - 2022 hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in einem Urteil festgestellt, dass in der Schweiz bei den Hinterlassenenrenten eine Ungleichbehandlung der Geschlechter besteht. Witwen haben Anspruch auf eine lebenslange Rente, Witwer hingegen nur bis zur Mündigkeit des jüngsten Kindes.

Der Bundesrat hat deshalb Änderungen der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) bis zum 29. März 2024 in die Vernehmlassung geschickt. Anstatt jedoch die Stellung der Witwer derjenigen der Witwen anzugleichen, wird das Gegenteil angestrebt. Demnach sollen Witwen in Zukunft keine lebenslange Rente mehr erhalten.

Schweiz überarbeitet Rentensystem: Ohne Kinder nur noch zwei Jahre Hinterlassenenrente

Eine Hinterlassenenrente soll es künftig für Eltern mit unterhaltsberechtigten Kindern geben. Das bedeutet, dass die Rente nur bis zum 25. Geburtstag des jüngsten Kindes gezahlt wird. Wer ein erwachsenes behindertes Kind betreut, soll die Leistung länger erhalten.

Wer ohne unterhaltsberechtigte Kinder verheiratet ist oder Unterhaltsbeiträge vom geschiedenen Partner erhält, hat nach dem Tod des Partners nur noch Anspruch auf eine Überbrückungsrente. Diese wird zwei Jahre lang bezahlt.

In der Schweiz ändert sich vieles für Witwen und Witwer.

Verwitwete Personen ab 58 Jahren ohne Kinder, die nach dem Tod des Partners von Armut bedroht sind, sollen im Rahmen der Ergänzungsleistungen individuell unterstützt werden.

Schweiz überarbeitet Rentensystem: Der gesellschaftlichen Realität soll Rechnung getragen werden

Darüber hinaus sieht der Schweizer Bundesrat Übergangsregelungen vor. Danach sollen laufende Renten für Witwen und Witwer, die bei Inkrafttreten der Gesetzesänderung das 55. Lebensjahr vollendet und keine unterhaltsberechtigten Kinder mehr haben, weitergezahlt werden. Jüngere sollen innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten der Änderung keine Rente mehr erhalten.

Beibehalten werden sollen laufende Renten für Witwen und Witwer, die bei Inkrafttreten das 50. Altersjahr vollendet haben und Ergänzungsleistungen beziehen.

„Das seit den Anfängen der AHV bestehende System der Witwenrenten entspricht nicht mehr der heutigen gesellschaftlichen Realität“, begründet der Bundesrat die Änderungen. Die Revisionsvorlage ziele darauf ab, Hinterbliebene in der Übergangsphase nach einem Todesfall oder solange sie unterhaltsberechtigte Kinder haben, vorübergehend zu unterstützen.

Darüber hinaus soll Personen Rechnung getragen werden, die durch Verwitwung armutsgefährdet sind, insbesondere ältere Menschen. „Außerhalb dieser prekären Lebensphasen ist es nicht mehr gerechtfertigt, ohne Berücksichtigung der finanziellen Situation der Versicherten lebenslange Renten auszuzahlen“, schreibt der Bundesrat weiter.

Die Top 10 der besten Länder für die Rente im Ausland

Der Sandstrand in San Andres (Kolumbien).
Kolumbien hat es auf Platz 10 geschafft – das Land bietet nämlich nicht nur ein tropisches Klima mit Traumstränden und Sonne das ganze Jahr über. Laut „Retirement Index“ hat Kolumbien auch gutes Gesundheitssystem. Für rund 1.000 US-Dollar im Monat kann man in Kolumbien außerdem ein gutbürgerliches Leben in kleineren Städten leben, für 2.000 Dollar in der Hauptstadt Bogota.  © Imago
Blick auf die Insel Kho Mak in Thailand
Dass Thailand für europäische Auswanderer ein Paradies ist, ist schon lange bekannt. Für Rentner lohnt es sich aber ganz besonders, weil es für Menschen ab 50 Jahren Sonderkonditionen für Langzeitvisen gibt. Zudem sind die Immobilienpreise hier besonders attraktiv: Eine Zweizimmerwohnung kann in Thailand für unter 30.000 Dollar erworben werden.  © IMAGO/Fokke Baarssen
Der Hafen von Portofino, Genua in Italien
Wer lieber in Europa bleiben will, sollte sich Italien für die Rente genauer ansehen. Im Süden bleibt das Wetter auch im Winter warm mit Temperaturen um die 20 Grad. Laut „Retirement Index“ liegt Italien außerdem auf Platz 2 der besten Gesundheitssysteme der Welt. Die Lebenshaltungskosten liegen zwar höher als im Rentnerparadies Thailand. Aber für rund 2.500 Euro im Monat halten sich die Kosten auch hier in Grenzen.  © Imago
Étretat in der Normandie (Frankreich)
Solange man sich nicht gerade Paris aussucht, kann man sich als Rentner in Frankreich ein sehr schönes Leben machen. An der Côte d‘Azur ist es auch im Winter warm und sonnig, und für rund 200.000 Euro kann man sich schon ein Häuschen leisten. Das Gesundheitssystem ist ebenfalls sehr gut und günstig - ein normaler Arztbesuch kostet unter 10 Euro.  © Pixabay
Die Insel Santorin in Griechenland
An 250 Tagen im Jahr scheint in Griechenland die Sonne. Kein Wunder also, dass es im „Retirement Index“ auf Platz 7 liegt. Zudem sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in Deutschland, da die Griechen durchschnittlich mit unter 20.000 Euro im Jahr auskommen muss.  © Pixabay
Die kleine Stadt Nerja im Süden von Spanien
In Spanien können Rentner für weniger als 2.500 Dollar im Monat ein gutes Leben führen. Vor allem außerhalb der größeren Städte sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in Deutschland. Die Essenskultur der Spanier ist ein echtes Highlight - und ein 3-Gänge-Menü kann in der Regel für weniger als 20 Euro geschossen werden. Außerdem ist Spanien eines der sichersten Länder Europas. © IMAGO/Martin Silva Cosentino
Regenwald und Sandstrand in Costa Rica
Wer den Lebensabend in den Tropen verbringen will, könnte sich Costa Rica aussuchen. Im „Retirement Index“ liegt das Land auf Platz 5. Für 3.000 US-Dollar im Monat kann ein Rentner-Paar ein schönes Leben führen, inklusive Wohnung. Wer über mehr Geld verfügt, kann schon fast im Luxus leben. Zudem gibt es wunderschöne Strände und Sonne das ganze Jahr über.  © Victor Bordera/Imago
Der Kratersee Quilotoa in den Anden von Ecuador
Es gibt nur wenige Länder, in denen die Lebenshaltungskosten so niedrig sind wie in Ecuador. Ein Rentner-Paar kann hier für 1.800 Dollar im Monat alles bekommen, was es zum Leben braucht. Kleine Wohnungen an der Pazifikküste gibt es für unter 150.000 Dollar zu kaufen. Neben den Stränden gibt es die Bergkulisse der Anden - es ist also für jeden was dabei.  © Imago
Die Stadt Bocas del Toro in Panama
Auch Panama kann mit niedrigen Lebenshaltungskosten und einem gehobenen Lifestyle bei Rentnern punkten. Für 150.000 Dollar können hier schöne Wohnungen gekauft werden. Zum Leben braucht man rund 1.000 Dollar Rente im Monat - in Deutschland gilt man mit dem Einkommen als armutsgefährdet, in Panama lebt man im Luxus. Es gibt auch ein Rentner-Visum, das relativ problemlos zu bekommen ist.  © Imago
Die Stadt Puerto Escondido an der Küste von Mexiko
Auf Platz 2 im „Retirement Index“ steht Mexiko. Rentner können hier für rund 800 US-Dollar im Monat ein entspanntes Leben führen, mehr braucht es nicht. Das Land hat außerdem ein modernes Gesundheitssystem, Arztbesuche kosten zwischen 300 und 800 Dollar im Jahr. Mit einem Kurzzeitvisum kann man vier Jahre lang in dem Land leben - muss das Visum aber jährlich aktualisieren.  © Imago
Spätsommer an der portugiesischen Algarve zwischen Portimao und dem Cabo de Sao Vicente / Die herrliche Badebucht Praia
Das beste Land für Rentner im Jahr 2023 ist Portugal. Warum? Weil es alle Wünsche erfüllt: Das Klima ist immer genau richtig, die Landschaft atemberaubend schön und es ist eines der sichersten Länder der Welt. Das Gesundheitssystem wird von der Weltgesundheitsorganisation auf Platz 12 der besten der Welt gesehen. Ein Ehepaar kommt mit 2.500 Dollar im Monat leicht über die Runden. © IMAGO/Rex Schober

Schweiz überarbeitet Rentensystem: Es trifft vor allem Frauen

Frauen wären von der Neuregelung am stärksten betroffen. Laut einer Mitteilung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) vom Juni dieses Jahres beziehen sie fast 90 Prozent der Hinterlassenenleistungen. Dabei seien Frauen nach dem Tod des Ehepartners schon heute häufiger in finanzielle Not geraten als Männer.

Die Angleichung der Witwen- und Witwerrenten soll aber nicht nur dem EGMR-Urteil Rechnung und den gesellschaftlichen Änderungen tragen, sondern auch die Kassen entlasten. Der Bundesrat rechnet mit Einsparungen von rund 720 Millionen Franken für die AHV und rund 160 Millionen Franken für den Bund. Die Änderungen sollen 2026 in Kraft treten, ab 2035 soll das neue System seine volle Wirkung entfalten.

Übrigens: In Deutschland bekommen Frauen in einigen Fällen keine Witwenrente.

Rubriklistenbild: © MANUEL GEISSER/imago

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