Kassenleistung
Lauterbach für Streichung: „Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn“
VonAmy Walkerschließen
Für Kritiker ist es schon lange ein rotes Tuch: Homöopathie wird in Deutschland von vielen Krankenkassen bezahlt. Das will Gesundheitsminister Karl Lauterbach jetzt ändern.
Berlin – Alle müssen aktuell sparen, auch der Bundesgesundheitsminister. Denn 2024 muss die Schuldenbremse wieder eingehalten werden, das hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) so entschieden. Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bedeutet das: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen ohne Zuschüsse des Bundes klarkommen. In diesem Jahr erwarten die Kassen ein Minus von 3,2 Milliarden Euro, eine Lücke die vom Bund nicht mehr geschlossen wird.
Um das Geld anderweitig einzusparen hat Lauterbach nun also einen Plan ausgetüftelt. Unter anderem sollen die Gesetzlichen nicht mehr homöopathische Mittel als Kassenleistung anbieten.
„Unnötige Ausgaben“: Homöopathie soll gestrichen werden
Wie der Spiegel am Mittwochabend (10. Januar) berichtete, verschickte Lauterbachs Ministerium ein Empfehlungspapier an andere Ministerien, in dem dargelegt wird, wo bei der Gesetzlichen Krankenversicherung gespart werden kann. Darin heißt es dem Bericht zufolge: „Leistungen, die keinen medizinisch belegbaren Nutzen haben, dürfen nicht aus Beitragsmitteln finanziert werden.“ Und weiter: „Aus diesem Grund werden wir die Möglichkeit der Krankenkassen, in der Satzung auch homöopathische und anthroposophische Leistungen vorzusehen, streichen und damit unnötige Ausgaben der Krankenkassen vermeiden.“ Zusatzversicherungen sollen aber weiter möglich sein.
Lauterbach hatte bereits im Oktober 2022 gesagt, die Streichung von Homöopathie als Kassenleistung zu erwägen. „Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz“, sagte er damals dem Spiegel. Dem Magazin zufolge würden durch die Maßnahme höchstens zehn Millionen Euro eingespart.
„Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn“, schrieb der SPD-Politiker auf der Online-Plattform X (früher Twitter). „Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein.“ Auch den Klimawandel könne man „nicht mit Wünschelruten bekämpfen“.
Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn. Auch den Klimawandel können wir nicht mit Wünschelruten bekämpfen. Die Grundlage unserer Politik muss die wissenschaftliche Evidenz sein. https://t.co/Q7Ooze1z6K
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) January 10, 2024
Krankenkassen müssen sparen: Digitalisierung soll helfen
Basis für homöopathische Arzneimittel können pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen sein. Die extrem verdünnten Stoffe werden zum Beispiel in Form von Kügelchen (Globuli) verabreicht. Wissenschaftlicher Konsens ist, dass für homöopathische Behandlungen keine Wirkung nachgewiesen ist, die über Placebo-Effekte hinausgeht.
Weitere Spareffekte für die Krankenkassen sollen durch eine Verschlankung der Verwaltungskosten und durch mehr Digitalisierung kommen. Es ist jedoch nicht klar, wie viel Geld dadurch wirklich eingespart wird. Der Spiegel berichtet, dass die Digitalisierung beispielsweise erstmal Geld kosten wird, bevor es gespart werden kann.
Mit Material von dpa
Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/dpa
