Interview

Kritik an Ampel-Gesetz: „Verbraucher und Handwerker brauchen Klarheit, und zwar schnell“

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Das von der Bundesregierung beschlossene Wärmeplanungsgesetz sorgt für Diskussion. Ein Energieexperte fordert schnelle Klarheit für Verbraucher und Handwerker.

Berlin – Mit dem lange umstrittenen „Heizungsgesetz“ soll nach dem Willen der Bundesregierung ein Beitrag für mehr Klimaschutz in Gebäuden geleistet werden. Eng verbunden damit ist eine kommunale Wärmeplanung. Doch auch hier gibt es Kritik und Forderungen.

Energieexperte zur kommunalen Wärmeplanung: „Man muss auch das Handwerk einbeziehen“

Vor allem für Bestandsbauten soll die kommunale Wärmeplanung der Dreh- und Angelpunkt sein. Nach dem Gesetzentwurf sollen Großstädte spätestens bis zum 30. Juni 2026 einen Wärmeplan erstellen, Städte unter 100.000 Einwohner bis zum 30. Juni 2028. Für kleine Gemeinden unter 10.000 Einwohnern soll es vereinfachte Verfahren geben können. Bürger sollen dann wissen, ob ihr Stadtteil an ein Fernwärmenetz angeschlossen wird oder ob sie etwa über den Einbau einer Wärmepumpe für eine klimafreundliche Heizung sorgen müssen.

Thomas Franz Rebel, Deutschland-Geschäftsführer des britischen Reparaturdienstleisters HomeServe, fordert im Interview mit IPPEN.MEDIA, bei der Planung der Wärmewende die Handwerker mit einzubeziehen.

Herr Rebel, der Bundestag hat das Wärmeplanungsgesetz beschlossen, um klimafreundliche und auch kommunale Lösungen bei der Wärmewende zu stärken. Städte und Kommunen müssen also das Heizen planen. Das klingt ja erstmal plausibel?
Ich denke, es klingt sinnvoll in der Hinsicht, dass wir die beste, umweltfreundlichste Wärmetechnologie einführen wollen in Deutschland. Da ergibt es schon Sinn, eine Planung aufzustellen. Die Komplikation ist natürlich, dass dies in der Vergangenheit hierzulande ein sehr individuelles Thema war. Jeder Hauseigentümer kümmert sich selbst um die Wahl und die Effizienz seines Heizsystems und bestimmt damit natürlich auch seine Kosten. Da muss man eben auch die unabhängigen Gestaltungsmöglichkeiten behalten.
Wo sehen Sie jetzt noch Optimierungsbedarf?
Verbraucher und Handwerker brauchen Klarheit, und zwar schnell. Wir sind jetzt so weit, dass jede Gemeinde in Deutschland daran arbeiten muss, dort die Wärmeplanung zum Leben zu erwecken. Einige Gemeinden sind schon relativ gut dabei, gerade größere Städte haben sich dafür eingerichtet und engagiert. Aber es gibt auch unwahrscheinlich viele Städte und Gemeinden, die vor einem echten Problem stehen. Für die Wärmeplanung brauchen die Gemeinden: Know-how, Budget und Zeit. Und da stellt sich die Frage: Wer hilft denn den Städten und den Gemeinden dabei, dieses Thema schnell anzulegen? Wenn die Gemeinden bei der Wärmeplanung nicht vorankommen, dann bekommen Kunden und Handwerker keine Entscheidungssicherheit.
Wie stellen sich die Unterstützungen vor?
Das Primitivste ist natürlich erst mal Geld, insbesondere für Planungsleistung. Ich würde vermuten, dass viele Gemeinden in Deutschland die Umsetzung der Wärmeplanung nicht aus eigener Kraft stemmen können. Und der zweite Punkt ist eine klare Umsetzungsplanung. Bis jetzt haben wir nur zwei grobe Termine, 2026 und 2028, bis wann die Wärmeplanungen vorliegen sollen. Ich vermute, dass man auch deutlich vorher schon erkennen kann, ob das realistisch ist oder nicht.
Auch die Verbraucher fühlen sich bei der Wärmeplanung unsicher und ein wenig überrumpelt von den Planungsanforderungen. Müsste man diese auch stärker einbeziehen?
Es ist ganz wichtig, dass man sowohl Verbraucher in die regionalen Planungen einbezieht. Angenommen, Sie müssten heute diese Entscheidung treffen, eine neue Heizung einzubauen – dann stellt sich ganz klar eine Frage: Was passiert denn in der regionalen Planung? Die Antwort im Moment ist: Keiner weiß es genau. Das ist für die Verbraucher nicht gut und auch nicht für die Umwelt, weil ineffiziente Anlagen einfach weiterlaufen. Diese Unklarheit ist ein Faktor, der sowohl der Umwelt als auch der Wirtschaft schadet, weil es einfach nicht vorangeht mit dem Austausch. Wenn die Rahmenbedingungen klar sind, dann nimmt die Wärmewende Fahrt auf und dann wird es gut laufen. Denn dann können Leute Entscheidungen unter vollständigem Wissen treffen.

Wenn die Gemeinden bei der Wärmeplanung nicht vorankommen, dann bekommen Kunden und Handwerker keine Entscheidungssicherheit.

Thomas Franz Rebel
Man muss aber auch das Handwerk einbeziehen, weil die Handwerker am Ende des Tages die Menschen sind, die die Pläne umsetzen werden. Es ist wichtig, dass sie in Arbeitsausschüsse, die auch immer wieder regional organisiert werden, aktiv eingeladen werden. Man sollte sicherstellen, dass alle Möglichkeiten der Wärmeplanung auch beleuchtet werden und dass auch potenzielle Risiken in der Ausführung von Fachleuten bewertet werden können und nicht nur theoretisch beleuchtet werden. Die Handwerker haben in den letzten zwei Jahren gezeigt, wie erfolgreich sie sich auf die Wärmewende einstellen können.

Das Interview führte Bona Hyun.

Mit Material der dpa

Rubriklistenbild: © Jens Büttner/dpa

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