Shopping-Fallen
Verbraucherschützer warnen vor Temu: Darauf sollten Sie bei Billig-Shops achten
VonStella Henrichschließen
Romina Kunzeschließen
Der Online-Marktplatz Temu lockt mit kleinen Preisen. Doch das „Shoppen, wie ein Milliardär“ birgt auch Tücken. Vor allem die Käuferrechte kommen dabei zu kurz.
Bosten – Mit dem Slogan „Shoppen, wie ein Milliardär“ möchte der Händler Temu dem Bigplayer Amazon auf dem Online-Markt Konkurrenz machen. Sowohl Technikgeräte, Deko-Artikel, Möbel oder lustige Spielereien finden sich im Sortiment des Neulings; oftmals zum auffällig kleinen Preis.
Doch mehren sich die Vorwürfe gegen den Online-Händler. Das in Boston ansässige Unternehmen wird beschuldigt, minderwertige Produkte an seine Kundschaft zu liefern. Die Kundenbewertung in der hauseigenen Temu-App sehen häufig auch eher mau aus. Sowohl die Qualität, als auch die Rechte der Käufer wird bemängelt. Unternehmerischer Sinn für Nachhaltigkeit wird ebenfalls vermisst. Verbraucherschützer mahnen daher vor dem sorglosen Shoppen beim Aufsteiger.
Rücksendung von Temu-Produkten nur bei erster Bestellung kostenlos
Trotz der Kritik scheint das Geschäftsmodell von Temu erfolgreich zu sein. Mit Angeboten wie Smartwatches für etwa 17 Euro, fünf Paar Socken für rund 1,80 Euro und kleinen Elektronikgeräten für circa 2,50 Euro zieht der Online-Shop viele Kunden an. Geworben wird offensiv, wie strategisch gezielt bei der passenden Zielgruppe auf den Social-Media-Kanälen. Einem Insider-Bericht von storymaker.de zufolge wuchs das Privatvermögen des Gründers binnen eines Jahres auf 20 Milliarden US-Dollar an (Stand: November 2023).
Schnelles Wachstum und Erfolg im E-Commerce haben oft ihre Schattenseiten. So kommt es immer häufiger vor, dass billige Produkte beschädigt bei den Kunden in Deutschland ankommen. Temu bietet zwar kostenlosen Versand für alle Bestellungen und eine kostenlose Rücksendung innerhalb von 90 Tagen an. Aber: Kunden, die ihre gelieferte Ware zurückgeben möchten, sollten laut chip.de einige Fallstricke kennen.
- Die 90-tägige Rückgabefrist gilt nur für die erste Bestellung. Wenn Kunden mehrere Produkte kaufen und einige oder alle innerhalb der Frist zurücksenden, zahlen sie nichts für den Rückversand.
- Wollen Kunden ihre bestellte Ware aus dieser Bestellung später zurücksenden, müssen sie für jede weitere Rücksendung dieser ersten Bestellung drei Euro Versandgebühr bezahlen. Selbst wenn Mängel oder Schäden vorliegen. Oftmals ist der Rückversand dann teurer als das Produkt selbst.
- Die Waren wird häufig in dürftigen Verpackungen verschickt. Verbraucherschützer raten Kunden an, die Verpackungen achtsam zu öffnen, um für den Fall der Rücksendung nicht noch einmal zusätzlich Geld für eine neue Verpackung in die Hand nehmen zu müssen.
- Zudem gibt es oft lange Wartezeiten für die Rückerstattung. Der Online-Händler informiert auf seiner Website darüber, dass die Gutschrift „fünf bis 14 Werktage dauern“ kann. Alternativ können Kunden den Warenwert als Temu-Gutschein erstattet bekommen; und zwar deutlich schneller.
Billig-Shop Temu: Nicht alle Artikel einer Bestellung können immer zurückgegeben werden
Eine Rückgabe ist jedoch nicht immer möglich. Der Online-Marktplatz nimmt zum Beispiel getragene oder gewaschene Kleidungsstücke nicht zurück. Wer Etiketten oder Hygieneaufkleber entfernt hat, kann die bestellte Ware ebenfalls nicht zurückgeben. Der Händler schließt auch Artikel von der Rückgabe aus, die als nicht rückerstattbar gekennzeichnet sind.
Temu - Das Geschäft mit Billigprodukten
Seit Ende 2022 ist der Online-Händler in den USA, seit Mitte 2023 auch auf dem europäischen Markt tätig. Im Gegensatz zu Amazon hat Temu keine Eigenprodukte und ist eine reine Online-Plattform. Die Waren kommen oftmals direkt aus der Fabrik, ohne Zwischenhändler können die Preise deutlich gedrückt werden, wie der Digitalexperte Jörg Schieb erklärt. Zudem handle es sich meist um No-Name-Produkte. Viele Hersteller der Waren haben ihren Sitz in China und setzen auf Kopien von Markenherstellern, kritisieren Verbraucherschützer. Oft fehlt auch eine Qualitätsprüfung.
Verbraucher sollten auch auf anderen Plattformen mit Bedacht shoppen, die wenigsten können eine gute Öko-Bilanz vorweisen. Doch auch Online-Gigant ist nicht von Betrugsmaschen gefeit. In einem Fall hielt eine Black-Friday-Kundin Schokolade statt eines teuren Tablets in der Hand.
Rubriklistenbild: © Nikos Pekiaridis/Imago


