Krisen-Konzern

Volkswagen investiert fünf Milliarden in Softwareentwickler statt in VW-Tochter – Mitarbeiter fürchten Ende

  • Markus Hofstetter
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Volkswagen will bei der Softwareentwicklung mit Rivian zusammenarbeiten. Mitarbeiter der VW-eigenen Softwaretochter Cariad befürchten das Schlimmste.

Wolfsburg - Volkswagen hat Ende Juni angekündigt, seine Autosoftware künftig gemeinsam mit dem US-Elektroautobauer Rivian entwickeln zu wollen. Zunächst soll eine Milliarde Dollar in die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens fließen. Bis 2026 könnten die Gesamtinvestitionen von Volkswagen in Rivian auf bis zu fünf Milliarden Dollar steigen. Die Kooperation umfasst Software, Steuergeräte und Netzwerkarchitektur.

Cariad-Mitarbeiter befürchten das Aus: Chef der Softwaresparte war nicht in Gespräche mit Rivian eingebunden

VW hat die Software-Entwicklung bisher in der Tochter Cariad gebündelt, die aber immer wieder mit Problemen von sich reden macht. Weil wichtige Software nicht rechtzeitig fertig wurde, mussten die Töchter Audi und Porsche sogar die Einführung neuer Modelle verschieben. Durch die Zusammenarbeit mit Rivian könnte VW diese Probleme lösen.

In der Sparte Cariad hat Volkswagen die Softwarekompetenzen der Konzernmarken gebündelt.

Allerdings scheint die Kooperation bei den rund 6000 Mitarbeitern von Cariad für große Verunsicherung zu sorgen. So soll Cariad-Chef Peter Bosch nicht an den Gesprächen zwischen VW und Rivian beteiligt gewesen sein. Dies berichtet die Financial Times. „Wir haben alle von Rivian aus den Nachrichten erfahren“, zitiert die Wirtschaftszeitung einen leitenden Cariad-Ingenieur.

Cariad-Mitarbeiter befürchten das Aus: Aktuell herrscht viel Chaos

Die Befürchtungen scheinen groß zu sein. „Im Moment herrscht so viel Chaos“, sagt ein anderer Mitarbeiter der Softwareeinheit. „Aber wir wissen, dass es mehr oder weniger das Ende von Cariad ist.“ Es gibt auch Zweifel, ob die neue Softwarestrategie von VW überhaupt funktioniert.

In die gleiche Richtung gehen die Befürchtungen von Stephen Reitman. Das neue Joint Venture sei ein „weiterer Sargnagel“ für Cariad, sagte der Automobilanalyst von Bernstein Research dem Manager Magazin.

Allerdings haben die Cariad-Mitarbeiter mit der VW-Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo eine mächtige Fürsprecherin. „Können wir sicher sein, dass das nicht das nächste Milliardengrab ist?“, sagte sie laut Financial Times. Sie wolle die Fehler bei Cariad beheben, statt die Entwicklung kritischer Software auszulagern.

Cariad-Mitarbeiter befürchten das Aus: Topmanagement wechselte mehrfach die Prioritäten

Die Cariad-Mitarbeiter wiederum machen die bürokratische Struktur und die wechselnden Prioritäten des VW-Topmanagements für die Probleme der Softwaresparte verantwortlich. So habe Ex-Vorstandschef Herbert Diess, unter dessen Ägide die Sparte gegründet wurde, der Entwicklung der sogenannten Plattform 2.0 für die Fahrzeuge Priorität eingeräumt.

Top 10: Die zehn beliebtesten Automarken in Deutschland im Jahr 2023

Fahraufnahme eines Fiat 500
Platz 10 – Fiat: Die zum Stellantis-Konzern gehörende Marke Fiat hat es mit 76.535 neu zugelassenen Fahrzeugen im Jahr 2023 in Deutschland auf den zehnten Platz geschafft. Damit kamen die Italiener auf einen Marktanteil (MA) von 2,7 Prozent. (Symbolbild) © Fiat
Fahraufnahme eines Hyundai Kona Electric
Platz 9 – Hyundai: Die Koreaner schafften es mit 106.381 Neuzulassungen im Jahr 2023 auf den neunten Rang. Hyundai bracht es damit in Deutschland auf einen Marktanteil von 3,1 Prozent. (Symbolbild) © Hyundai
Ein Ford Kuga
Platz 8 – Ford: Genau 116.578 Neuzulassungen konnte Ford im Jahr 2023 in Deutschland auf seinem Konto verbuchen. Das reichte im Jahresranking für den achten Platz und einen Marktanteil von 4,1 Prozent. (Symbolbild) © Ford
Fahraufnahme eines Seat Arona
Platz 7 – Seat: Mit 132.624 verkauften Fahrzeugen sicherte sich Seat den siebten Rang im Ranking des Jahres 2023. In Deutschland kamen die Spanier damit auf einen Marktanteil von 4,7 Prozent. (Symbolbild) © Seat
Fahraufnahme eines Opel Astra Electric Sports Tourer
Platz 6 – Opel: Der Autobauer Opel kam in Deutschland im Jahr 2023 auf 144.901 Neuzulassungen. Für den zum Stellantis-Konzern gehörenden Hersteller bedeutete das einen Marktanteil von 5,1 Prozent und Platz 6 im Jahres-Ranking. (Symbolbild) © Opel
Ein Skoda Kodiaq
Platz 5 – Skoda: Die zum VW-Konzern gehörende Marke Skoda brachte es in Deutschland im Jahr 2023 auf 168.561 Neuzulassungen. Die Tschechen kamen damit auf einen Marktanteil von 5,9 Prozent. (Symbolbild) © Skoda
Fahraufnahme eines BMW 5er
Platz 4 – BMW: Mit 233.160 Neuzulassungen im Jahr 2023 sicherte sich der Münchner Autobauer den vierten Platz im Jahres-Ranking. In Deutschland kam BMW damit auf einen Marktanteil von 8,2 Prozent. (Symbolbild)  © BMW
Fahraufnahme eines Audi Q8
Platz 3 – Audi: Die Marke mit den vier Ringen verbuchte in Deutschland 246.800 Neuzulassungen. Damit kamen die Ingolstädter im Jahr 2023 hierzulande auf einen Marktanteil von 8,7 Prozent. (Symbolbild) © Audi
Fahraufnahme eines Mercedes-AMG GLC 63 S E Performance
Platz 2 – Mercedes: Im Jahresranking 2023 belegen die Stuttgarter mit 277.352 Neuzulassungen in Deutschland den zweiten Platz. Sie sicherten sich einen Marktanteil von 9,8 Prozent. (Symbolbild) © Mercedes
Fahraufnahme eines VW Golf
Platz 1 – Volkswagen: Insgesamt 519.089 Pkw der Marke VW wurden im Jahr 2023 neu zugelassen – damit kamen die Wolfsburger in Deutschland auf einen Marktanteil von 18,2 Prozent und sicherten sich den ersten Platz. Einer der Bestseller ist nach wie vor der Golf. (Symbolbild) © Volkswagen

Als Diess‘ Nachfolger Oliver Blume 2022 das Ruder übernahm, wurde die Entwicklung der Plattform gestoppt. Die Ingenieure sollten sich stattdessen auf die Behebung der Probleme konzentrieren, die die Markteinführung der Modelle verzögert hatten. Ein Jahr später entließ Blume fast das gesamte Topmanagement und heuerte Bosch an, der wiederum die Prioritäten änderte und die interne Entwicklung der Software wiederbelebte, die die Autos von VW in die Zukunft bringen sollte.

Rubriklistenbild: © Timon Schneider/Imago

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