Der Bürgerrat Ernährung will eine Altersgrenze für Energydrinks. „Bei kaum einer Empfehlung waren sich die Experten so einig“, sagt eine Teilnehmerin.

Neben einer Spendenpflicht für unverkäufliche Lebensmittel empfiehlt der Bürgerrat für Ernährung auch eine Altersgrenze für Energydrinks. Für den Kauf von Energydrinks und ähnlicher Produkte soll ein Mindestalter von 16 Jahren eingeführt werden, darüber wurden sich 160 Menschen aus ganz Deutschland Mitte Februar 2024 einig und legten die Empfehlung in einem Bürgergutachten vor. Bisher können Supermärkte selbst entscheiden, ob sie Energydrinks an Unter-16-Jährige verkaufen.

„Bei kaum einer Empfehlung waren sich die Experten so einig“, sagt die Professorin für nachhaltige Ernährung und Versorgung, Antje Risius, von der Hochschule Fulda über die Empfehlung des Bürgerrats zu Energydrinks. Sie hat das Gremium als Wissenschaftlerin beraten. „Ernährungswissenschaftlich ist es kaum zumutbar, dass es solch ein Mindestalter noch nicht gibt“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

Mehr zum Themas: Energy-Drinks als Wundermittel – Wirkstoff in Getränk

+

Energydrinks: Warum sie so ungesund sind

Was Energydrinks so ungesund macht, ist nicht nur der Zucker, der auch bei Softdrinks problematisch ist, sondern vor allem das Zusammenspiel mit dem Koffein. „Zu viel Koffein kann die Entwicklung beeinträchtigen, zu viel Zucker kann Karies, Diabetes und Übergewicht sowie infolge kardiovaskuläre Erkrankungen begünstigen“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin BuzzFeed News Deutschland.

Energydrinks enthalten neben anderen Inhaltsstoffen Koffein, üblicherweise 80 Milligramm Koffein pro 250 Milliliter-Dose. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt, dass Minderjährige nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht an einem Tag oder als Einzeldosis konsumieren (bei einem 50 Kilogramm schweren Jugendlichen sind das maximal zwei Dosen).

Zuviel Energydrinks: Auf diese Anzeichen sollten Konsumenten achten

In einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) von 2019 zeigten sich bei jungen Erwachsenen, die mehr als einen Liter Energydrinks am Tagtranken, deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Folgende Syptome können auf einen zu hohen Konsum von Energydrinks hinweisen:

1. Störendes Herzklopfen

2. Kurzatmigkeit

3. Unkontrolliertes Muskelzittern

4. Schwere Übelkeit

5. Angstzustände und Nervosität

6. Veränderungen im Elektrokardiogramm (am Herzen).

Einige TikToker berichten hier, wie Energydrinks sie krank gemacht haben.

Energydrinks sind die „erste Einstiegsdroge für das abendliche Weggehen“

16 Studien zum Konsumverhalten zeigen laut BfR, dass ein substantieller Anteil der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu bestimmten Gelegenheiten hohe Mengen an Energy-Drinks von einem Liter und mehr zu sich nimmt. Der Anteil der Erwachsenen, die übermäßige Mengen an Energydrinks trinken (fünf Prozent) ist dabei wesentlich geringer als bei Kindern und Jugendlichen (zehn Prozent).

Risius bezeichnet Energydrinks als „erste Einstiegsdroge für das abendliche Weggehen“. Gleichzeitig spielten sie in der Nährstoffverfügbarkeit keine Rolle. „Es gibt keinen einzigen gesunden Energydrink“, sagt sie. Erwachsene Menschen seien selbst in der Lage, dies zu hinterfragen. Jugendliche als „sensible Zielgruppe“ nicht. „Mit der Altersgrenze einen ernährungspolitischen Schutz einzubauen, halte ich daher für sinnvoll“, sagt sie.

Mehr zum Thema: Lustiger Edeka-Aushang zu Energydrinks empfiehlt Saft

Getränkebranche findet Energydrink-Altersgrenze „unverhältnismäßig“

BuzzFeed News Deutschland fragt bei Red Bull nach, wie viele Energydrinks die verschiedenen Altersgruppen, im Speziellen unter 16-Jährige einkaufen. Das Unternehmen verweist auf die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (wafg).

Diese teilt uns mit, dass ihr keine Daten zum Konsum unterschiedlicher Altersgruppen vorliegen. Die von den Mitgliedsunternehmen angebotenen Energydrinks würden sich nicht an Kinder richten, hierfür gebe es klare Marketingvorgaben.

Die Empfehlung des Bürgerrats, eine Energydrink-Altersgrenze von 16 Jahren einzuführen, halte er für „unverhältnismäßig“, sagt Hauptgeschäftsführer der wafg, Detlef Groß, BuzzFeed News Deutschland. Er habe Zweifel, dass es im Bürgerrat eine „fachlich fundierte Begleitung, die Grundlage einer ausgewogenen und sach- und faktenorientierten Diskussion“ gegeben habe.

Rubriklistenbild: © Sven Simon/IMAGO